Foundation 09: Die Suche nach der Erde
ziemlich gut.
Groß und recht stämmig, trug er einen dichten braunen Schnauzbart, in einer Zeit, in der ein glattrasiertes Gesicht als vorherrschende Mode galt, sowohl bei der Foundation wie auf Sayshell. Er zeichnete sich, obwohl er erst fünfundfünfzig war, durch ein sehr gefaßtes Benehmen aus, und zudem befleißigte er sich einer eingeübten Indifferenz. Man konnte ihm seine Einstellung zu seiner Tätigkeit nur schwer ansehen.
Trotzdem, sein Posten gefiel ihm ziemlich gut. Er hielt ihn vom Drüber und Drunter der Politik auf Terminus fern – das wußte er besonders zu schätzen – und gab ihm die Gelegenheit, das Leben eines sayshellischen Sybariten zu führen und auch seiner Frau mitsamt Tochter den Lebensstil zu ermöglichen, an den sie sich mittlerweile abhängigkeitsartig gewöhnt hatten. Er wollte nicht, daß sein Dasein irgendwie durcheinanderkam.
Andererseits jedoch mochte er Liono Kodell sehr wenig leiden, vielleicht weil Kodell ebenfalls mit einem Schnurrbart herumlief, wenngleich kleiner, kürzer und grauweiß. Früher einmal waren sie beide die einzigen zwei Personen der Prominenz gewesen, die Schnurrbarte trugen, und diese Situation hatte zu einem ausgeprägten Konkurrenzdenken zwischen ihnen geführt. Nun, fand Thoobing, war die Konkurrenz vorüber; Kodells Schnurrbart war unansehnlich geworden.
Kodell war zum Direktor des Sicherheitsbüros aufgestiegen, als Thoobing noch auf Terminus war und davon träumte, Harla Branno im Ringen um die Bürgermeisterschaft zu schlagen, bis man ihn mit der Stellung eines Botschafters gekauft hatte. Die Branno hatte ihm den Posten im Hinblick auf ihre eigenen Interessen zugeschanzt, aber trotzdem brachte er ihr seither ein gewisses Wohlwollen entgegen.
Aber Kodell irgendwie nicht. Möglicherweise lag das an Kodells entschlossener permanenter Gutgelauntheit – die Art, wie er sich immer so freundlich verhielt –, die sich auch nicht änderte, wenn er gerade entschieden hatte, auf welche Weise er irgend jemand die Gurgel durchschneiden wollte.
Nun saß da sein durch den Hyperraum übermitteltes Abbild, heiter wie stets, strotzte nachgerade vor Leutseligkeit. Körperlich befand er sich auf Terminus, und das ersparte Thoobing zumindest die Umstände irgendwelcher Gastfreundlichkeit.
»Kodell«, sagte er, »ich wünsche, daß man diese Raumschiffe zurückzieht.«
Kodell lächelte wie der Sonnenschein in Person. »Tja, das hätte ich auch gern, aber unsere alte Dame hat diesbezüglich einen unwiderruflichen Entschluß gefaßt.«
»Es ist schon dagewesen, daß Sie ihr dies und jenes ausgeredet haben.«
»Gelegentlich vielleicht. Wenn sie bereit war, sich überzeugen zu lassen. Diesmal hat sie nichts dergleichen im Sinn. Tun Sie, was Ihre Aufgabe ist, Thoobing. Sorgen Sie dafür, daß Sayshell Ruhe bewahrt.«
»Ich denke nicht an Sayshell, Kodell. Ich denke an die Foundation.«
»Das tun wir alle.«
»Kommen Sie mir nicht mit Spiegelfechtereien, Kodell. Ich möchte, daß Sie mir zuhören!«
»Gern, aber wir haben hier hektische Zeiten auf Terminus, und ich kann mich nicht in alle Ewigkeit nur mit Ihnen abgeben.«
»Ich werde mich so kurz fassen, wie’s überhaupt machbar ist, wenn man den möglichen Untergang der Foundation diskutieren muß. Falls diese Hyperfunkverbindung nicht angezapft wird, will ich offen sprechen.«
»Sie wird nicht angezapft.«
»Dann lassen Sie mich weiterreden. Vor einigen Tagen habe ich eine Mitteilung von einem gewissen Golan Trevize erhalten. Als ich noch in der Politik auf Terminus aktiv war, kannte ich einen Trevize, er war Amtsleiter im Transportwesen.«
»Das war der Onkel dieses jungen Mannes«, sagte Kodell.
»Aha, Sie kennen also den Trevize, von dem diese Mitteilung stammt. Den Informationen zufolge, die ich inzwischen gesammelt habe, handelt es sich um ein Ratsmitglied, das man nach der kürzlich erfolgreich bewältigten Seldon-Krise arretiert und ins Exil geschickt hat.«
»Genau.«
»Das glaube ich nicht.«
»Was glauben Sie nicht?«
»Daß er ins Exil geschickt worden ist.«
»Warum nicht?«
»Wann in der gesamten Geschichte der Foundation ist je einer ihrer Bürger exiliert worden?« fragte Thoobing zurück. »Entweder wird er verhaftet oder nicht. Wenn er verhaftet wird, stellt man ihn vor Gericht, oder man muß ihn freilassen. Wenn man ihn vor Gericht stellt, wird er überführt und verurteilt, oder er wird freigesprochen. Wenn man ihn verurteilt, wird er bestraft, abgesetzt, man spricht ihm die
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