Foundation 09: Die Suche nach der Erde
nich woanders gehen soll, sonst tät ich gleich wieder rausfliegen.«
Gendibal errötete ein wenig. Bei Seldon, falls er das Bedürfnis nach hamischem Amüsement verspürte, würde er wohl kaum so offen vorgehen, und seine Wahl fiele bestimmt etwas anspruchsvoller aus. Er betrachtete die Trantoranerin mit einem innerlichen Kopfschütteln.
Sie wirkte noch ziemlich jung; vielleicht war sie jünger, als sie infolge der harten Arbeit aussah. Sie konnte nicht älter als fünfundzwanzig sein, ein Alter, in dem hamische Frauen normalerweise schon verheiratet waren. Sie trug ihr schwarzes Haar zu den Zöpfen geflochten, die sie als unverheiratet kennzeichneten – sogar als Jungfrau auswiesen –, und das überraschte ihn keineswegs. Wie sie gestern mit dem Kerl namens Rufirant umgesprungen war, enthüllte ein bedeutendes Talent zum Zankteufel, und er bezweifelte, daß sich ohne weiteres ein Hamer finden ließ, der sich es zutraute, es sowohl mit ihrer losen Zunge wie auch ihrer anscheinend lockeren Faust aufzunehmen. Auch ihre Erscheinung war nicht besonders attraktiv. Obwohl sie sich allerlei Mühe gegeben hatte, präsentabel auszusehen, blieb ihr Gesicht doch kantig und schlicht, ihre Hände waren unverändert rot und knubblig. Was er von ihrer Figur sehen konnte, machte den Eindruck, als sei sie weniger zur Anmut als zur Belastungsfähigkeit geschaffen.
Unter seiner aufmerksamen Musterung begann ihre Unterlippe zu zittern. Er vermochte ihre Verlegenheit und Ängstlichkeit deutlich zu spüren und empfand Mitleid. Aber sie war ihm gestern wirklich eine große Hilfe gewesen, und das war ein Umstand, der zählte.
»So, und nun sind Sie also gekommen«, sagte er in einem Versuch, sich sowohl geistreich wie auch besänftigend zu äußern, »um sich… äh… die Forscherstadt anzuschauen?«
Sie öffnete weit ihre dunklen Augen, die andererseits sehr reizend aussahen. »Meister«, sagte sie, »sei nich sauer mit mich, aber ich komm, um selber Forscherin zu werden.«
»Sie möchten Forscherin werden?!« Gendibal fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. »Liebe Frau…«
Er verstummte. Bei Trantor, wie sollte er einer total ungebildeten Person von Farmerin erläutern, welchen Intelligenzgrad, was für eine Ausbildung und welche geistige Kraft es erforderte, das zu werden, was Trantoraner einen ›Forscher‹ nannten?
Aber Sura Novi begann schon heftig Erklärungen abzugeben. »Ich kann schreiben und lesen. Ich hab auch schon ganze Biecher von vorn bis hinten gelesen. Und ich will Forscherin werden. Ich will kein Farmersfrau sein. Ich bin nich für ’ne Farm. Ich will kein Farmer heiraten und kein Farmerkinder kriegen.« Sie hob stolz den Kopf. »Ich bin gefragt worden. Vielmals. ›Nee‹, sag ich immer. Höflich bin ich, aber ich bleib bei Nee.«
Gendibal erkannte klar genug, daß sie log. Niemand hatte sie gefragt; aber er ließ es dabei bewenden. »Was wollen Sie mit Ihrem Leben anfangen«, erkundigte er sich, »wenn Sie nicht heiraten?«
Sura Novi schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich will Forscherin sein. Ich will kein Farmersfrau sein.«
»Und falls ich keine Forscherin aus Ihnen machen kann?«
»Dann bin ich nix und wart auf ’n Tod. Wenn ich kein Forscherin sein kann, will ich im Leben halt gar nix sein.«
Einen Moment lang verspürte Gendibal den Wunsch, ihr Bewußtsein nach den inneren Beweggründen ihrer Motivation zu durchsuchen, aber das wäre ein Fehlverhalten gewesen. Man wurde nicht Sprecher, um nach Lust und Laune im Geist anderer Leute umherzustöbern, die dagegen hilflos waren. Die Mentalik hatte ihren Kodex, genau wie jede andere organisierte Tätigkeit. Oder jedenfalls sollte es so sein. (Er bedauerte es plötzlich, dem Hauswart einen Denkzettel verpaßt zu haben.)
»Warum denn nicht Farmersfrau, Novi?« meinte er. Mit einer kleinen Manipulation war er dazu imstande, ihr Zufriedenheit mit einem solchen Dasein zu suggerieren, und ebenso würde er irgendeinen hamischen Schlingel dahingehend manipulieren können, daß er sie mit dem größten Vergnügen heiratete – und sie konnte er dazu bringen, glücklich zu sein ihn zu heiraten. Er erwiese allen Beteiligten damit einen großen Gefallen. Aber so etwas war gegen die Prinzipien und undenkbar.
»Ich will nich«, antwortete sie. »Ein Farmer is ein Erdwiehler. Er arbeitet mit Erdklumpen, und er wird zum Erdklumpen. Wenn ich Farmersfrau bin, hab ich kein Zeit zum Lesen und Schreiben und vergeß alles. Mein Kopf…« – sie legte
Weitere Kostenlose Bücher