Fountain Bridge - Verbotene Küsse (Deutsche Ausgabe): E-Novella (German Edition)
der, der auf den jetzigen folgt. Die Geschichte über ihre Eltern ist auch eine Liebesgeschichte.«
»Trotzdem. Ich glaube kaum, dass Joss sich als Liebesromanautorin sieht. Ich habe sogar gehört, wie sie das gesagt hat.«
»Ich auch.« Das erste Tagebuch warf ich zurück in den Karton. Es würde Joss nicht weiterhelfen, da ich es im Alter von sieben Jahren geschrieben hatte. Die Eintragungen drehten sich hauptsächlich um meine Barbie- und Sindy-Puppen sowie um das Dilemma, dass Sindy zu flache Füße hatte und die beiden deshalb niemals untereinander die Schuhe tauschen konnten. Das hatte mich damals schier in den Wahnsinn getrieben. »Aber ich finde, dass sie sich ein bisschen zu heftig gegen diese Bezeichnung wehrt. Sie ist definitiv eine Liebesromanautorin. Und ich habe dafür den Grundstein gelegt. Ich habe sie gezwungen, so viele Liebesfilme anzuschauen, dass es an ein Wunder grenzen würde, wenn sie keine Liebesromanautorin wäre.«
Er lachte leise und setzte sich im Schneidersitz neben mich. Er hielt noch immer das aufgeschlagene Tagebuch in den Händen. Sein Blick flog über die Seiten hinweg. »Soll das heißen, du hast in all diesen Büchern über mich geschrieben?«
O ja, das hatte ich. Ich hatte schon für Adam geschwärmt, als ich zehn und er siebzehn gewesen war. Als ich vierzehn wurde, war diese Schwärmerei in echte Verliebtheit umgeschlagen und von da an stetig angewachsen. Ich ließ ein weiteres Tagebuch aus Kindertagen in den Karton wandern und nahm mir das nächste vor. »Ich liebe dich eben schon sehr, sehr lange«, murmelte ich.
»Ich möchte es lesen«, gab er leise zurück. Sein Tonfall war ernst, und ich sah unwillkürlich zu ihm auf. Seine Augen funkelten. In ihnen lag so viel Zärtlichkeit und Liebe, dass mir der Atem stockte. »Ich will alles von dir erfahren. Auch das, was ich verpasst habe, ohne zu wissen, dass ich es verpasse.« Er spielte auf den Umstand an, dass er die längste Zeit nichts von meinen Gefühlen für ihn gewusst hatte.
Ich schmolz dahin. Ich war eine hoffnungslose Romantikerin, und obwohl niemand, der Adam näher kannte, es geglaubt hätte, ging er auf meine romantische Seite mit einer Hingabe ein, die ich einfach umwerfend fand. Er konnte sich sehr gut ausdrücken und fand immer Worte, die mein Herz berührten – und mich dann unweigerlich erregten, insofern war es für uns beide eine absolute Win-win-Situation.
Ich schenkte ihm noch ein Lächeln, bevor ich mich wieder den Tagebüchern zuwandte und im Stapel herumsuchte, bis ich das richtige entdeckt hatte. Ich blätterte es durch, fand die Stelle, die ich ihm zeigen wollte, und hielt ihm das aufgeschlagene Buch hin. »Hier, fang damit an. Da war ich vierzehn.«
Adam zog eine Braue hoch, vermutlich bei dem Gedanken daran, was einem vierzehnjährigen Mädchen so alles durch den Kopf ging, und griff nach dem Tagebuch. Ich wusste genau, was er gleich lesen würde. Ich konnte mich daran erinnern, als wäre es gestern gewesen.
Montag, 9. März
Heute war ein ziemlich seltsamer Tag. Angefangen hat er wie jeder andere Tag auch: Ich bin aufgestanden, gerade als Clark zur Arbeit aufbrach, und habe dann Mum mit Hannah geholfen, weil die sich um Dec kümmern musste. Ich habe versucht zu essen und gleichzeitig Hannah zu füttern, was allerdings darauf hinauslief, dass ich meine Bluse wechseln musste, weil Hannah der Meinung ist, Porridge wäre nur zur Dekoration da. Ich wünschte, das wäre der einzige unangenehme Zwischenfall an diesem Tag geblieben, aber leider kam es anders. Als ich Allie und June vor dem Schultor traf, merkte ich sofort, dass irgendwas nicht stimmte …
Kaum hatte es zur Mittagspause geläutet, schoss ich von meinem Platz hoch und stürzte aus der Spanischklasse, als wäre mir ein Rudel Wölfe auf den Fersen. Ich versuchte, die Tränen zurückzuhalten, ich versuchte es wirklich, weil diese Idioten auf keinen Fall sehen sollten, wie sehr sie mich verletzt hatten, doch als ich durch den Haupteingang der Schule ins Freie stolperte, öffneten sich die Schleusentore.
Das Getuschel und die Beschimpfungen – es war furchtbar. So etwas war mir noch nie passiert. Nicht in diesem Ausmaß. Normalerweise mochten mich alle. Ich war ein netter Mensch! Ich war keine »Schlampe«. Ich weinte noch heftiger, weil ein paar Jungs aus der Klasse über mir laut lachten, als ich am Tor an ihnen vorbeilief. Mit zitternden Fingern zog ich das Handy, das Braden mir zu Weihnachten geschenkt hatte, aus der Tasche und
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