Fränkisch Schafkopf
wollte. Nicht weil er davon überzeugt gewesen wäre, sondern ihr zuliebe, einfach deswegen, um ihr einen Gefallen zu tun. Weil er sie kannte und einschätzen konnte, dass dies in dem Moment wichtig für sie war.
»Ich bin momentan auch überfragt, Frau Steiner«, meldete sich ihre andere SOKO -Hälfte zaghaft zu Wort, »ich weià einfach nicht, was ich von dem ⦠von der Geschichte halten soll. Zuerst, als ich das hörte, hab ich noch gedacht: Da hat jemand dem Heinrich eine Falle gestellt. Aber dann ist mir der Mord in Gibitzenhof mit den zwei Frauen eingefallen, erinnern Sie sich?«
»Natürlich erinnere ich mich. Ja, und weiter?«
»Hm, da haben wir ja auch zuerst alle gedacht, die Wirtin von der Pilskneipe kann es unmöglich gewesen sein, das ist doch nicht möglich, so eine herzliche Frau, die überall beliebt war, alle haben von ihr geschwärmt, und ihre Kundschaft konnte sogar anschreiben lassen, was ja heutzutage nicht mehr üblich ist, und dann ihr Engagement für die Nachâ¦Â«
»Wer, wir alle?«, unterbrach sie Paula, die bereits ahnte, worauf Eva Brunners Erzählung hinauslaufen sollte. Und der dies missfiel.
»Na, Trommen und seine Leute.«
»Trommen ist nicht alle. Ich hab das damals nicht ausgeschlossen. Wollen Sie damit sagen, dass das bei Heinrich auch gilt?«, fragte sie. Sie musste schlieÃlich wissen, woran sie war. Ob sie sich auf ihre Mitarbeiterin verlassen konnte oder ob sie künftig ganz auf sich allein gestellt war.
»Na ja, natürlich nicht so direkt«, wand sich die Anwärterin.
»Und indirekt?«, fragte Paula, die immer noch neben ihrem Schreibtisch stand, mit einem übertrieben höflichen Lächeln.
»Also ganz von der Hand zu weisen ist es auch nicht, dass er seine Finger bei dem Mord mit im Spiel hatte. Wenn auch nur am Rande.« SchlieÃlich überwand Eva Brunner sämtliche sprachlichen Skrupel und ihre bisherige bemühte Behutsamkeit. »Oder, dass er tatsächlich der Mörder ist. Wir sollten auf jeden Fall auch in diese Richtung ermitteln. Das erwartet man schlieÃlich von uns«, fügte sie noch etwas altklug hinzu.
Ach, so läuft das hier, dachte Paula und war bodenlos enttäuscht. Sie fühlte ihr Herz so rasen, dass sie sich erst einmal hinsetzen musste. Eine lange Weile verharrte sie regungslos auf ihrem Stuhl und starrte aus dem Fenster. So lange, bis sich ihr Atem beruhigt hatte und sie wieder Herrin ihrer selbst war.
Dann sprach sie, ohne nachzudenken. »Wenn man das von irgendjemandem hier erwartet, dann einzig und allein von mir als der Ermittlungsführerin, Frau Brunner. Und ich werde natürlich diese Möglichkeit bei meinen Ermittlungen nicht auÃer Acht lassen. So, ich bin jetzt auf AuÃendienst. Und Sie werden sich in der Zwischenzeit um die Akte Jakobsohn, falls es schon eine gibt, kümmern. Wenn ich wiederkomme, möchte ich die auf meinem Schreibtisch sehen. Desgleichen besorgen Sie mir die Fotos vom Tatort und die Obduktionsergebnisse aus der Rechtsmedizin. Falls sie noch nicht im Haus sind, wovon ich ausgehe, dann holen Sie sich die aus der Tetzelgasse. Persönlich! Vielleicht sollten Sie sich Notizen machen, damit Sie nichts vergessen«, fügte sie hinzu, nachdem ihre Mitarbeiterin bislang keine Anstalten gemacht hatte, sich ihre Order aufzuschreiben, sie nur erschrocken angesehen hatte.
Sie wartete, bis Eva Brunner ihren Block aufgeschlagen hatte und zu schreiben begann. Dann fuhr sie fort.
»AuÃerdem will ich wissen, wer den Mord gemeldet und wer den Fall aufgenommen hat und wann. Sowohl bei uns im Haus als auch welche Polizeistation inklusive der Namen der Beamten. Dann beantragen Sie die Konteneinsicht. Ach ja, wer hat Heinrich ins Krankenhaus eingeliefert? Von den Sanitätern brauche ich auch die Namen. Und Sie sollten natürlich unbedingt den Toten durchchecken, gründlich durchchecken. Auch diese Ergebnisse will ich schriftlich.«
Sie überlegte, ob sie etwas vergessen hatte. »Und machen Sie sich schlau, ob man die Angehörigen schon benachrichtigt hat. Auch davon will ich das Protokoll, falls es eines gibt. Und von jedem Telefonat, das Sie in meiner Abwesenheit führen, möchte ich auch eine ausführliche Notiz. Haben Sie dazu irgendwelche Fragen?«, sagte sie in einem Ton, der weder zum Widerspruch noch zu einer Nachfrage einlud. »Gut«, sagte sie abschlieÃend, »wie
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