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Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition)

Titel: Frag mich nach Sonnenschein -- Eine Italienerin in Deutschland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Mellina
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organisieren, mit allem drum und dran.
Braut und Bräutigam sollen von Anfang an alle Vorbereitungen mitbekommen.“
    „Und wenn
der zukünftige Schwiegersohn nicht spätestens bei der Zusammenstellung des Menüs
abspringt, dann weiß Fernando, dass er es ernst meint?“, beendete ich die
Überlegungen.
    „Genauso hat
er sich auch ausgedrückt!“, lachte Ilaria .
    Das muss man
Italienern schon lassen. An Kreativität in schwierigen Situationen mangelt es
uns nicht.
    „Es hört
sich interessant und ein bisschen verrückt an“, sagte ich.
    „ Sí , das wird ganz witzig!“, schrie Ilaria und klatschte begeistert in die Hände.
    „Das können
wir aber erst nach Ginos Projekt in Angriff nehmen. Wir haben auch so genug zu
tun“.
    „Du hast
recht, ich rufe ihn an und vertröste ihn auf übernächste Woche. Wenn es eine
italienische Hochzeit werden soll, dann brauchen wir mindestens ein halbes Jahr
Planung. Meine Kusine hat ihre Hochzeit zwei Jahre im Voraus geplant, weil ihr
Lieblingsrestaurant ausgebucht war!“.
    Ja, so lief
das in Italien. Spontane und einfache Hochzeiten gab es bei uns nicht.
    Wenn Kurt
Fernandos Tochter heiraten wollte, musste er sich warm anziehen.
    Es
versprach, ein spannendes Projekt zu werden und ich freute mich darauf, aber
unsere ganze Energie galt jetzt Gino.
    *
    Je näher der
Eröffnungstag von Ginos Laden heranrückte, desto nervöser wurde ich. Würde
unser Plan funktionieren? Und was wäre, wenn das Lokal bis auf unsere Statisten
leer bliebe? Konnte ich eine solche Niederlage überhaupt verkraften? Meiner
Mutter, der ich von unserem Vorhaben erzählt hatte, hatte erwartungsgemäß mit
wenig Begeisterung reagiert.
    „Und das
soll funktionieren?“, hatte sie mich zweifelnd gefragt.
    „ Sí , mamma , das wird
funktionieren“, sagte ich trotzig, jedoch keineswegs überzeugt.
    „Aber woher
weißt   du das?“
    „Natürlich
weiß ich es nicht, aber ich glaube es“, hatte ich nahe der Verzweiflung
geantwortet.
    „Und was
ist, wenn es nicht klappt?“, ließ sie nicht locker und damit hatte sie mich
fast schon so weit, dass ich kurz davor stand, alles hinzuwerfen. Es wird
allgemein angenommen, dass der Einfluss der eigenen Eltern ab einem gewissen
Alter abnimmt. Der Meinung bin ich nicht. Ober glauben Sie, dass Mark
Zuckerberg es so weit gebracht hätte, wenn ihm seine Eltern ständig mit Fragen
wie „Aber wozu soll denn so ein Facebook gut sein?“ oder „Glaubst Du, irgendein
Schwein wird bei deiner komischen Website mitmachen?“ in den Ohren gelegen
hätten? Ich persönlich glaube es nicht. Als gute Amerikaner, die sie nun mal
waren, hatten sie ihm bestimmt pausenlos irgendwelche Glaubenssätze à la
„Verwirkliche dich selbst“, „Du bist der amerikanische Traum“ und „Du schaffst
es bestimmt!“ eingebläut. Klar, dass der gute alte Zuckerberg dadurch weniger
Zeit mit Selbstzweifel verbracht hatte als mit der Realisierung seiner Träume
und dass der Erfolg nicht hatte lange auf sich warten lassen. Nach vollendeter
Tat hatten ihn seine Eltern sicherlich in die Arme genommen und gesagt: „Wir
haben die ganze Zeit gewusst, dass   du es schaffen würdest, du bist super!“.
    Ich für mein
Teil musste mich immer wieder selber motivieren und aufbauen, um meine innere
Stimme zu überhören, die eher Sätze wie „Das schaffst   du nie“ und „Was hast du Dir wieder für
einen Blödsinn ausgedacht?“ von sich gab.
    Martin war
mir in diesen Zeiten eher wackligen Selbstbewusstseins auch nicht gerade eine
Hilfe. Er schien das Ganze aus der Ferne zu beobachten und enthielt sich
jeglichem Kommentar, geschweige, dass er mich ermuntert hätte, mich und meine
Träume zu verwirklichen.
    Nun ja,
nicht jeder kann ein milliardenschweres Social Network auf die Beine stellen, sonst könnte man sich bald vor Freunden nicht
mehr retten.
    *
    Eines Tages,
als ich unsere Agentur mit Sara betrat, musste ich feststellen, dass die ganze
Fläche von rund zehn Quadratmetern von einem riesigen Stück Stoff belegt war.
    Michela
hantierte mit diesem Stoff und schüttelte unentwegt den Kopf.
    „Michela, che cos’é [42] ?“
    „Das ist die
Markise von Ginos Bruder. Sie ist leider total versifft“
    „Schade.
Dann lassen wir es einfach, oder?“
    „ Sei matta ? [43] Schau Dir das an, das ist eine echte italienische Markise, beste Qualität!“
    „Hier gibt
es doch auch welche zu kaufen!“, versuchte ich Michela zu beschwichtigen.
    „Ja, aber
das ist eine Original 80er-Jahre-Markise von

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