Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
«Finn-Jason» ins Auswärtige Amt einrückt. Der altstalinistisch umgerubbelte «Joseph» roch immer etwas nach maoistischer Schmuddel-WG aus den Siebzigern – und wollte zuletzt so gar nicht mehr passen zu einem dicken Selbstdarsteller in dunklen Anzügen. Das Spitzenduo der Grünen ist mit «Katrin» und «Jürgen» bemerkenswert konservativ besetzt – ein Hinweis auf Schwarz-Grün? Freuen darf man sich immerhin, dass der anatolische Schwabe nicht an die Spitze vorgedrungen ist. Zu dessen Vornamen dichtete der Grünfink schon den atemraubenden Slogan «Yes, wie Cem» – da vergeht einem ja der Glaube an den Endsieg der Vernunft. Betont unmodisch gibt sich die Linke mit dem Namen ihres abgehalfterten Leithammels: «Oskar» hieß man früher, darf man aber auch heute noch seine Kinder nennen, der Name ist so zeitlos wie der Glaube ans Wolkenkuckucksheim.
Insgesamt steht die Riege der Spitzenhanseln aller Parteien mit beiden Beinen noch fest auf dem Boden des deutschen Namenlexikons. Solange der Bundespräsident von seiner Freundin «Jochen» gerufen wird und sie nicht von ihrem Mann «Jennifer», ist alles im Lot. Bevor allerdings «Kevin» endlich Bundeskanzler werden darf, müssen wir noch die Borisse, Saschas und Melanies abwettern.
Kurz erklärt: Vornamen
Über die Verwahrlosung der deutschen Namensgebung ist schon viel geschrieben worden: All diese Finn-Patricks und Jason-Jennifers, Dustin-Keanus und wie sie alle heißen, werden noch schwer genug zu tragen haben an ihrem Schicksal. Genauso schlimm wie diese unsäglichen Gebilde ist aber auch, dass sich die Deutschen damit als einzige Nation der Welt komplett von ihrer eigenen Namenstradition verabschiedet haben. Es gibt keine Hermanns und Günthers mehr, keine Irmtrauds und Helgas. Selbst der Finne lässt von seinem Miikka oder Nyyrikki nicht ab. Pfui, deutsche Eltern!
WOHIN STEUERT DIE SPD
Ein Radiogespräch zwischen R. R. Salm und Dr. H. Wasser
Auch der Irrsinn war früher besser. Bekloppte vergangener Tage hatten noch Stil. Ihr Bescheuertsein will im trüben Lichte heutiger Talkshow-Marionetten geradezu wie ein intellektuelles Feuerwerk erscheinen. Wer jemals den Phrasensalat durcheinanderkeifender Selbstdarsteller bei Günther Jauch oder Maybrit Illner verdauen musste, sehnt sich nach dem Schwachsinn alter Politsendungen im Radio zurück. Als Hommage an all die liebenswerten Trottel jener Zeit präsentiere ich hier im Wortlaut die denkwürdige Radiosendung aus dem WDR mit dem Politredakteur Ralf Rüdiger Salm und dem Experten im Studio Dr. Heribert Wasser. Das Thema lautete wie in jedem Jahr «Wohin steuert die SPD?» und ist heute so aktuell wie eh und je. Viel Vergnügen!
R. R. SALM: Einen herrlichen Tag hier aus dem wunderschönen Funkhaus wünscht Ihnen Ihr Ralf Rüdiger Salm. Wie es mittlerweile gute Tradition ist, habe ich mir einen Experten ins Studio geholt, es ist der bekannte deutsche Publizist Dr. Heribert Wasser. Guten Tag, Herr Dr. Wasser!
H. WASSER: Guten Tag, Herre, Herre …
R. R. SALM: Salm, Ralf Rüdiger Salm!
H. WASSER: Sehr richtig!
R. R. SALM: In unserer kleinen Plauderstunde geht es heute erneut um ein brisantes Thema der Zeitgeschichte …
H. WASSER: Sie meinen die Rezeption Ernst Jüngers in Südoldenburg.
R. R. SALM: Jein, Herr Dr. Wasser. Lassen Sie mich es etwas anders formulieren, ich meinte die Frage: Wohin steuert die SPD? Was hat Mannheim bedeutet?
H. WASSER: Aha. Wenn ich mich recht erinnere, Herre, Herre …
R. R. SALM: Salm!
H. WASSER: Aha! Wenn ich mich recht erinnere, hat Karl Mannheim 1929 in «Ideologie und Utopie» auf Seite dreihundertachtundfünfzig in einer zugegebenermaßen versteckten Fußnote auf den Konflikt zwischen der Revolution und dem Utopos, wie ihn Thomas Morus seinerzeit ja im Grunde für das Abendland definiert hat und wie er dann rezeptionsgeschichtlich bis heute, ja selbst bis Amerika hinaus …
R. R. SALM: Wenn ich da vielleicht gleich mal einhaken darf, Herr Dr. Wasser, ich meinte eigentlich nicht so sehr den deutschen Soziologen Mannheim, sondern …
H. WASSER: … die Mannheimer Schule. Natürlich! Ja, der Übergang von der polyphonen Kunst der Bach-Händel-Zeit zur Klassik, wie sie am kurpfälzischen Hof in Mannheim im ausgehenden 18. Jahrhundert Gestalt annahm, ja, also das völlig neue Crescendo, die orchestermäßige Schreibweise der Tremolae …
R. R. SALM: … Tremoli, Herr Dr. Wasser, wenn ich mir bei allem Respekt
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