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Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
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will, den Guido von der Kette lassen.
    Um 22.45 Uhr ist allen Grünen vor dem Fernsehapparat klar: Das war ein Desaster. In der Maske sitzt Claudia Roth und heult. Warum sind alle so böse zu ihr? Sie beschließt, doch noch zur Frauen-Rhabarber-Party zu fahren. Da hat jedenfalls keiner die Sendung gesehen.
     
Kurz erklärt: Nachhaltigkeit
Die Grünen haben den Diskurs der Republik um sehr viel Wortschrott bereichert: «Umwelt», «Gender Mainstreaming», «Frau», «ganzheitlich», «Verstetigung von Mitteln» und so fort. einer der blödesten Begriffe ist allerdings «nachhaltig», wohl mehr oder weniger eine Lehnübersetzung des englischen «sustainable». Behauptet wird damit, man könne durch entsprechendes Handeln den Status quo, beispielsweise der Natur, auf ewig erhalten. Im streng physikalischen Sinne stimmt das sogar, denn Energie geht nie verloren, sondern verwandelt sich nur. In der Alltagserfahrung sieht das schon ganz anders aus: Kartoffelchips verwandeln sich beim Durchlaufen des Zuschauers vor dem Fernseher gnadenlos in Kot und der Verzehrende irgendwann in einen Klumpen fauliges Gewebe. Letztlich läuft es mit dem ganzen Planeten ähnlich: Er geht so oder so den Bach runter, Nachhaltigkeit hin oder her, fragt sich nur, wie schnell und mit welchem Blödsinn wir uns bis dahin die Zeit vertreiben.

1. RONALD BRUNSMEIER
    Der Letzte seiner Art
     
    «Olééé, wir fahr’n in ’n Puff nach Barcelona!» Ronny macht eine kurze Pause, um die dramaturgische Wirkung seines Ausrufs zu vergrößern. Dann grölt er nach Leibeskräften: «Olééé, Oléééééé!» Die deutsche Familie am anderen Ende des Pools funkelt wütend zu ihm herüber. So soll das sein. Ronny wettet, dass sich diese aus dem IKEA-Katalog ausgeschnittenen Mustermanns gleich beim spanischen Hotelpersonal für ihren «peinlichen Landsmann» entschuldigen werden.
    Warum also nicht noch mal kurz die Strophe wiederholen? Jetzt, wo alle hier am Pool den Text kennen. Ronny nimmt einen Schluck aus der Herforder-Pils-Dose und intoniert inbrünstig: «Lesbisch, lesbisch und ein bisschen schwul …» Luft holen, kurz aufstoßen und dann wieder: «Oléééééé, wir fahr’n in ’n Puff nach Barcelona!» Familie Mustermann steht kopfschüttelnd auf und geht. Dafür applaudieren ihm jetzt zwei tätowierte Russen an der Poolbar. Er verneigt sich huldvoll in ihre Richtung, rülpst ein weiteres Mal und schreit: «Alles raus, was keine Miete zahlt!»
    Ronny klappt den Liegestuhl zurück und begutachtet seine Spiegelung im Fenster des Speisesaals. Blutig rot verbrannte Glatze, durchgeschwitztes Schalke-Trikot, verspiegelte Sonnenbrille, Sandalen mit Tennissocken. Da stimmt einfach alles! Drei Liegen weiter räumt eine Kellnerin leere Gläser ab. Ronny, Tausendsassa, der er ist, kennt auch hier wieder das passende Liedgut: «Es wird Nacht, Señorita … und ich hab kein Quartiiiiier …» Die junge Frau stöckelt hurtig davon. «Wo rennste denn hin, mein Mäuschen, hä? Komm ma bei dem Onkel hier bei! Schicker Rock übrigens … Gibt’s den auch in deiner Größe? Arrogante Kuh!»
    Jetzt ist er ganz allein am Pool. Sogar den Russen war er wohl zu laut. Ronny setzt die Sonnenbrille ab und reibt sich die Schläfen. Er hat alles so satt. Vielleicht war es ein Fehler, den Job anzunehmen. Immerhin, das Goethe-Institut zahlt Flug, Hotel und Kostüm. «Es geht um ein Stück deutsche Geschichte, Herr Brunsmeier», hat ihm sein Chef erklärt.
    Weil der deutsche Tourist, wie ihn das Ausland kennt, praktisch ausgestorben ist, soll Brunsmeier quasi mit einer Art Ein-Mann-Performance die Lücke füllen. So wie einer, der sich im Bergbaumuseum als Grubenarbeiter verkleidet. Deutsche verhalten sich im Urlaub heutzutage betont unauffällig, sie rennen den ganzen Tag in Kirchen oder Ausstellungen und interessieren sich ERNSTHAFT für die Kultur ihres Gastlandes. Im Ausland aber, so hat das Goethe-Institut herausgefunden, vermisst man längst den sogenannten «hässlichen Deutschen». Die neuen Teutonen halten zwar ungefragt Vorträge über Mülltrennung, aber sie machen einfach keinen Spaß mehr. Über wen sollen sich Schweden oder Franzosen in Urlaubsgebieten naserümpfend aufregen, wenn die Deutschen plötzlich ein Volk aus achtzig Millionen Studienräten, sprich: Langweilern, geworden sind?
    Die kleine Kellnerin wagt sich zurück an den Pool. Seufzend setzt Ronny die Brille wieder auf, kratzt sich kurz am Sack und ist direkt wieder «in character». «Ich möcht

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