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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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aus dem Raum.
    Sekunden später kehrte Tamera zurück, diesmal mit einer Tonschale. Sie war groß, flach und mit stilisierten Vögeln, Vierecken, Kreisen und Fischen dekoriert, wodurch sie an ägäische Fundstücke erinnerte. Das Wasser war kalt und erfrischte. Ich nahm einen Schluck und fragte mich, ob es hier wohl so etwas wie Aspirin gab. Mein Schädel würde mich noch umbringen.
    »HaDerkato muss in Ehren gehalten werden, was also fordert sie von mir?«, fragte Tamera wieder mit gesenktem Kopf.
    »Die Männer, äh, von denen ich mich fangen ließ, wohin waren die unterwegs?«
    Sie sah mich an und runzelte dabei ein wenig die Stirn. »Es ist der Tag des Fundes, haDerkato. Sie haben von Gaza aus Segel gesetzt. Während der Fahrt haben sie ständig um eine würdige Gefährtin für Dagon gebetet. Eine Derkato , die er lieben kann. Sie sind zu uns nach Ashqelon gesegelt, da das Fest hier stattfindet.« Tamera lächelte zaghaft.
    »Dagon muss sehr zufrieden sein, schließlich hat uns haYam dich geschenkt!«
    Die Worte flogen mir an den Kopf, während ich darum rang, sie zu begreifen. »Habt ihr da draußen noch jemanden gefunden?«, fragte ich. Vielleicht war Cheftu auf die gleiche Weise angekommen. Dann drang der Rest dessen, was sie gesagt hatte, in mein Bewusstsein vor. »Hast du Gaza gesagt? Ashqe-lon?«
    »Ken, haDerkato.«
    Gaza - wie in Gazastreifen? Ashqelon - das war eine berühmte ehemalige Philisterstadt in Israel! Meine Mutter hatte in Ashqelon gearbeitet, vor langer Zeit und in ferner Zukunft.
    »Meeresherrin, du bist die Einzige, die haYam uns geschenkt hat.« Tamara zog die Stirn in Falten.
    Die Puzzleteile in meinem Kopf fügten sich in Windeseile zusammen, und die Erkenntnisse hämmerten auf mich ein: Ich war in Israel? Waren das hier Philister? Cheftu war nicht aufgefischt worden? »Und dieser Tempel hier ist ... wo?«
    »Wir sind in Ashqelon, Meeresherrin.«
    »Wieso haben diese Leute jemanden für Dagon gesucht?« Ich nahm einen Schluck Wasser und hoffte dabei, dass die letzte aufgefischte Meeresherrin genauso wissbegierig gewesen war. Sollte ich, als Hauptfigur ihres Rituals, nicht bereits Bescheid wissen?
    Wieder runzelte sie die Stirn. »Das ist so Tradition, Meeresherrin.« Tamera sah auf die Hände in ihrem Schoß und zwirbelte an den Stoff-» Schuppen« an ihrem Rock. »Dagon war sehr wütend auf uns.«
    Daher der Begriff Sühne, erkannte ich. »Wie kommst du darauf?«
    »Das Meer ist wie Blut, Meeresherrin. Wir glauben, dass das so ist, weil die Hochländer in der letzten Schlacht unsere Te-raphim geraubt und verbrannt haben.« Sie sah wieder zu mir auf. »Wir haben Angst, dass ohne das richtige Opfer Dagon die Getreideernte nicht segnen wird.«
    Opfer. Bei dem Wort stellten sich meine Nackenhaare auf. »Wie genau nimmt, äh, Dagon sein Opfer entgegen?«
    Tamera lächelte. »Meeresherrin, das braucht nicht deine Sorge zu sein! Du bist unsere geliebte Herrin!« Sie erhob sich strahlend. »Möchtest du etwas essen? Trinken? Möchtest du ein wenig mit Dagon allein sein?«
    Ich dachte an die Marmorstatue, die über uns aufragte. Was erwarteten sie eigentlich, wenn sie Dagon und mich allein ließen? »Das ist nicht nötig«, lehnte ich ab. »Sag, wann erntet ihr das Korn?«
    Tamera runzelte wieder die Stirn; ihr Gesicht kannte genau zwei Ausdrucksformen. Lächeln oder Stirnrunzeln. »Die Ernte ist erst in einigen Monaten, Meeresherrin. Aber wir müssen das Saatgut aussuchen, und dazu brauchen wir den Rat Dagons, des Erzeugers des Feldes.«
    Ein paar Fragen später hatte ich begriffen, dass gutes Saatgut mit einer guten Ernte gleichzusetzen war. Falls Dagon ihnen seine Weisheit nicht zuteil werden ließ, würden sie möglicherweise schlechte Samen einpflanzen und ein ganzes Jahr lang hungern müssen. »Wenigstens habt ihr Fisch«, meinte ich und spürte unverzüglich den steinernen Blick des Meerkönigs auf mir.
    Tameras Honigaugen wurden groß wie Teller; sie war fassungslos. »Meeresherrin, wie könnten wir heilige Speisen essen? Lieber würden wir sterben! Die Wesen der Tiefe gehören nur dir, Dagon, den Göttern und Göttinnen! Wir sind sterblich, wir würden das nicht wagen.«
    »Ihr habt es doch gewagt, mich aus dem Meer zu ziehen«, wandte ich ein.
    Sie fiel auf die Knie; dieses Mädchen hatte heute Abend bestimmt blaue Kniescheiben. »Du bist ein Geschenk des Meeres. Nur du wirst Dagon umstimmen können.«
    Fesselten und knebelten sie alle ihre Geschenke aus dem Meer? Wie sollte ich Dagon

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