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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    Die Beerdigung war endlich vorbei.
    Es war ein trüber, näßlicher Tag, einer jener Herbsttage, an denen es der Sonne nicht gelingt, den Dunst aus Feuchtigkeit und städtischen Abgasen zu durchdringen. Der Nebel klebte an den Bäumen des Südfriedhofs, die Wege glitzerten in der Nässe, Pfützen zwischen den Gräbern trieben Kälte durch die Schuhsohlen bis in die Füße. Fröstelnd stand man herum, die Kragen hochgeschlagen, mit entblößtem Haupt, hörte dem Pfarrer zu, den vielen lobenden Worten der guten Freunde, der Verbandsvertreter, des Reitervereins, des Rotari-Clubs, der Schützengesellschaft, des Bundesverbandes deutscher Pharmazeuten, des Sprechers der Partei, des Golfclubs und des deutschen Jacht-Verbandes. Die Jäger bliesen das große Halali, Fahnen senkten sich über den Sarg aus schlichtem Eichenholz, der statt des Kreuzes auf dem Deckel nur ein Gebinde langstieliger roter Rosen trug.
    Sie alle wußten, wer die Rosen dort angeheftet hatte, und als der Pfarrer in seiner schönen, etwas pathetischen Rede von der glücklichen Ehe sprach, die ›ein Hohelied nie versagender Liebe‹ gewesen sei, blickte ein jeder aus der Trauergemeinde verstohlen hinüber zu ihr.
    Eine schlanke, mittelgroße Frau stand aufrecht am offenen Grab. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, darüber einen pelerinenartigen schwarzen Umhang. Der Witwenschleier bedeckte ihr schmales Gesicht, unter der auffälligen runden Filzkappe quollen nach allen Seiten die blonden, lockigen Haare hervor.
    Eine schöne Frau, mit dreiundfünfzig noch zu jung, um Witwe zu sein. Aber man hatte es kommen sehen, jetzt, hier am Grab, wußte es plötzlich jeder: Millionen verdienen ist eine schöne Beschäftigung, aber was nutzen Millionen, wenn sie an uns zum Mörder werden? »Sie sind ein Idiot!« hatte Dr. Bernharts gesagt. Er konnte sich das leisten, er kannte die Familie seit zwanzig Jahren und war in dieser Zeit mehr Beichtvater als Arzt gewesen. »Mit jeder Million hacken Sie ein Stück Ihres Herzens weg! Lassen Sie es langsamer gehen, Hellmuth …«
    Am Grab sang ein Männergesangverein. Nicht Schubert oder Brahms, die der Verstorbene geliebt hatte, sondern das alte Lied vom Guten Kameraden. Dazu spielte eine Bläsergemeinschaft der Kirche; Hellmuth Wegener hatte ihr die Instrumente gestiftet.
    Hellmuth Wegener … Kamerad, Freund, Spender, Chef, wir werden dich nie vergessen.
    Dann das Défilé der Kondolanten, dieses schreckliche, immerwährende, nie aufhörende Händedrücken, diese leisen, bebend hervorschleichenden Worte, diese Blicke, tränenumflort und forschend zugleich, dieses einstudierte Schluchzen, die Umarmungen der guten Freunde, die gehauchten nassen Küsse der Freundinnen, die markigen Worte der vielen Abgeordneten aus Vereinen und Verbänden … eine Qual, eine einzige, unentrinnbare Qual, ein Einbrennen der Erkenntnis mit jedem Händedruck: Jetzt bist du allein! Er ist tot! Du bist eine Witwe. Du stehst da am Grab, das nicht ein halbes, sondern dein ganzes ferneres Leben in ein paar Minuten zudeckt, du stehst allein da und mußt es mit anhören: Mein Beileid! Er war ein so guter Mensch! Daß er so früh sterben mußte! Meine Liebste, Beste, Kopf hoch, das Leben geht weiter! Wie konnte das nur geschehen? Wir sind untröstlich! Wir werden ihn nie vergessen … nie vergessen … nie vergessen …
    Wie eine Platte mit einem Riß. Umarmung. Kuß, Tränen, Worte, Worte, Worte. Und Händeschütteln. Dicke Hände, dünne Hände, feuchte Hände, heiße Hände, kalte Hände, knochige Hände, glitschige Hände, harte Hände, weiche Hände …
    Hände, Hände, Hände …
    »Es waren siebenhundertneunundachtzig, Mama.«
    Der Sohn. Er stand neben ihr und hatte den Arm unter ihren Arm geschoben, um sie zu stützen. Der Sohn Peter, siebenundzwanzig Jahre alt, Chemiker mit einem Examen magna cum laude. Zwei Köpfe größer als seine Mutter, blond wie sie. Der Erbe. Auf der anderen Seite die Tochter. Braune Haare wie der Vater, zierlich und feingliedrig wie die Mutter, jetzt 23 Jahre, Studentin der Medizin, mit der Ambition, Sängerin zu werden. Sie hatte ihren Arm um die Hüfte der Mutter geschlungen, hielt die Hand hin und drückte Hände und nickte und sagte danke und weinte nicht, was allen auffiel.
    Siebenhundertneunundachtzig Hände!
    »Sie sind alle gekommen, Mama«, sagte Peter leise neben ihrem vom schwarzen Schleier verdeckten Ohr. »Fast ein Staatsbegräbnis. Pa hatte wirklich nur Freunde in seinem Leben.«
    »Ich will gehen,

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