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Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Atemlos. Benommen.
    Regentropfen zersprangen auf seinem kahlen Kopf.
    Die Baseballkappe verloren. Ah. Er stand drauf.
    Erika und Victor schienen sprachlos zu sein.
    Keuchend sagte Jocko: »Insekt.«
    Erika sagte: »Ich konnte es nicht sehen. Erst, als es tot war.« Jocko als triumphaler Sieger. Jocko als Held. Seine große Stunde war gekommen. Endlich. Sein glanzvoller Moment.
    Victor spießte Jocko mit seinen Blicken auf. »Du konntest es sehen?«
    Der verstellbare Riemen der Mütze hatte sich um Jockos Zehen geschlungen. Mit pfeifendem Atem sagte Jocko zu Erika: »Es wollte … dich … töten.«
    Victor widersprach ihm. »Es war darauf programmiert, jeden zu verschonen, der nach dem Fleisch der Neuen Rasse riecht. Von uns dreien hätte es nur mich getötet.«
    Jocko hatte Victor vor dem sicheren Tod gerettet.
    Victor sagte: »Du bist aus meinem Fleisch, aber ich kenne dich nicht.«
    Dummer, dummer, dummer Jocko. Er wollte sich vor eines der Autos legen und sich selbst überfahren.
    »Was bist du?«, fragte Victor.
    Jocko wollte sich einen Eimer auf den Kopf hauen.
    »Wer bist du?«, hakte Victor nach.
    Während er versuchte, die Mütze von seinem Fuß zu schütteln, sagte Jocko schnaufend und ohne den angestrebten Nachdruck: »Ich bin … das Kind … Jonathan Harkers.«
    Er hob das Messer. Die Klinge war abgebrochen und in dem Insekt stecken geblieben.
    »Er ist gestorben … um mich zu gebären …«
    »Du bist das parasitäre zweite Ich, das sich spontan aus Harkers Fleisch entwickelt hat.«
    »Ich bin … Jongleur.«
    »Jongleur?«
    »Schon gut«, sagte Jocko. Er ließ den Griff des Messers fallen. Trat wütend mit dem Fuß. Schüttelte die Baseballkappe ab.
    »Ich werde deine Augen genauer untersuchen müssen«, sagte Victor.
    »Klar. Warum nicht.«
    Jocko wandte sich ab. Hüpf, hüpf, hüpf vorwärts, hops rückwärts. Hüpf, hüpf, hüpf vorwärts, hops rückwärts. Eine schnelle Drehung.
    Während sie beobachtete, wie der Troll Pirouetten auf dem Asphalt drehte, wäre Erika gern zu ihm geeilt, hätte ihn angehalten, ihn an sich gedrückt und ihm gesagt, dass er sehr tapfer war.
    Victor sagte: »Wo kommt er her?«
    »Er ist vor einer Weile im Haus aufgetaucht. Mir war klar, dass du ihn genauer untersuchen wollen würdest.«
    »Was tut er da?«
    »Das tut er öfter.«
    »In ihm werde ich Antworten finden«, sagte Victor. »Warum sie ihre Gestalt verändern. Warum das Fleisch schiefgegangen ist. Von ihm kann ich viel lernen.«
    »Ich werde ihn zur Farm bringen.«
    »Die Augen sind ein Bonus«, sagte Victor. »Wenn er wach ist, während ich die Augen seziere, habe ich die größten Chancen zu verstehen, wie sie funktionieren.«
    Sie sah Victor nach, als er zur offenen Tür des S 600 ging.
    Bevor er in den Wagen stieg, warf er noch einen Blick auf den hüpfenden, Pirouetten drehenden Troll und sah dann Erika an. »Lass ihn nicht in die Nacht davontanzen.«
    »Ganz bestimmt nicht. Ich bringe ihn zur Farm.«
    Als Victor in die Limousine stieg und vom Rastplatz fuhr, lief Erika mitten auf die Straße.
    Wind zerriss die Nacht, zerrte Regen aus dem schwarzen Himmel und schüttelte die Bäume, als wollte er sie erdrosseln, bis kein Lebensfunke mehr in ihnen war. Die Welt war wüst und gewalttätig und seltsam.
    Der Troll lief auf den Händen über den Mittelstreifen der Schnellstraße.
    Als sie den S 600 nicht mehr über das Tosen des Windes hören konnte, sah Erika den fernen Rücklichtern nach, bis sie aus ihrer Sicht verschwanden.
    Der Troll tollte in Schlangenlinien umher, von einer Spur
in die andere, und hielt ab und zu inne, um in die Luft zu springen und seine Hacken zusammenzuschlagen.
    Wind tanzte mit der Nacht, salbte die Erde mit Regen und spornte die Bäume zum Feiern an. Die Welt war frei und überschwänglich und wundersam.
    Erika erhob sich auf die Zehenspitzen, breitete die Arme weit aus, atmete den Wind tief ein und stand einen Moment erwartungsvoll da, bevor sie sich im Kreis drehte.

67.
    Wie die Mülldeponie, so war auch die Zuchtfarm von einem eindrucksvollen Zaun umgeben. Statt der Weihrauchkiefern in drei versetzten Reihen waren es hier immergrüne Eichen, die dicht beieinanderstanden und mit Moosgirlanden behängt waren.
    Das Schild am Eingangstor wies die dort ansässige Firma in deutscher Sprache als GEGENANGRIFF AG aus, ein kleiner Scherz, den Victor sich erlaubt hatte, da er sein Leben in den Dienst einer Großoffensive gestellt hatte, eines Angriffs gegen die Welt, wie sie vor ihm

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