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Franklin Gothic Medium (German Edition)

Franklin Gothic Medium (German Edition)

Titel: Franklin Gothic Medium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Maucher
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das kleine Fleisch in die Küche, ritzte seine feine Haut ein wenig mit dem Messer ein und rieb etwas Salz und ein paar fein geriebene Kräuter in die so entstandenen Körperöffnungen. Dann füllte er den Anus des schreienden Häppchens mit fein gehackten Zwiebeln und Knoblauch und steckte auch zwischen die kleinen Zehen ein paar der würzenden Knollen. Anschließend umwickelte er die Füßchen mit Speck, damit der Knoblauch nicht mehr zwischen den Zehen hervorrutschen konnte und verschloss die Enden mit Zahnstochern. Dann schlug er den Säuglingsbraten in ein sauberes Tuch ein und machte dieses vorher nass, damit es dem Häppchen im warmen Räucherhäuschen ein wenig Erfrischung spenden würde. Zu guter Letzt wickelte er das Fleisch in ein Netz, als wäre es schon jetzt ein Rollbraten. Dann brachte er das kleine,  nur noch schwach schreiende Bündel hinaus in die rauchgefüllte Hütte und hängte es dort unter die Decke. Nun konnte es schön viel Rauch einatmen, damit der würzige Geschmack des Buchenholz es bis in di e letzte Pore einziehen konnte.
    Nachdem er das plärrende Bündel in den Rauch gehängt hatte, begab er sich zurück in seine Küche, fing an die Äpfel zu schälen, die er dann mit den Rosinen vermengen und als Füllung verwenden würde. Während er schälte, sinnierte er darüber, wie genial der Einfall doch gewesen war, das kleine Fleisch lebend zu räuchern. Wenn das Fleisch noch atmen konnte, dann würden die kleinen Lungen den Rauch viel schneller ins Fleischinnere tragen als bei der herkömmlichen Räuchermethode, die beinhaltete, dass man das Fleisch vorher schlachtete. Die Lebendräucherung würde ihm viel Zeit sparen und dem Fleisch schnell ein Grundaroma schenken, welches er später, nachdem er die Zwiebeln und den Knoblauch wieder entnommen hatte, mit seiner feinen, fruchtig-süßen Füllung noch hervorheben würde. Und das zwangsläufige Ersticken würde ihm die Extra-Arbeit, welche gewöhnlich mit der Schlachtung einhergeht, praktischerweise abnehmen. Während er dies dachte fiel sein Blick durchs Fenster in den Garten und auf den Hund der Nachbarin, der aufgeregt bellend um die Hütte herum sprang. Das dumme Tier würde ihn noch verraten! Schnell griff er sich den Viehtreiber, den er, als hätte er geahnt was ihn erwarten würde, mit nach oben gebracht hatte.
    Leider konnte er aus seiner Perspektive die leicht offen stehende Tür der Hütte nicht sehen, ebenso wenig wie die neugierige Nachbarin, die in diesem Moment schon das schreiende Rauchfleisch entdeckt hatte. Noch vermutete Franklin, der kläffende Unruhestifter hätte sich ein Loch unter der Gartenmauer gegraben und wäre auf diese Art in den Garten geschlüpft. Darum näherte er sich ihm vorsichtig, den Viehtreiber in der einen Hand, ein leckeres Würstchen in der anderen. Der bellende Flohwirt hatte die Wahl: Krieg oder Frieden! Entweder er würde sich von dem Würstchen anlocken un d am Halsband nach Hause zurück führen lassen oder er würde ihn mit dem Vi ehtreiber vom Grundstück jagen.
    Als er sich dem Hund schon bis auf wenige Zentimeter genähert hatte, kurz bevor er das Halsband greifen konnte, bemerkte er die offenstehende Tür. Doch zu spät! Was Franklin viel zu spät realisierte war, dass er sich an einen Hund herangepirscht hatte, dessen freundliches Schwanzwedeln nicht etwa ihm galt, sondern seiner sich ebenfalls anschleichenden Herrin. In dem Moment, in dem ihm bewusst wurde, dass etwas nicht stimmte, spürte er schon einen Schlag auf den Hinterkopf, der ihn die Sterne sehen ließ und seine Ohren zum klingeln brachte. Dann wurde er an den Füssen zurück ins Haus geschleift und noch ehe er so recht wusste wie ihm geschah, saß er benommen da, mit seinen eigenen Handschellen ans belustigt glucksende Heizungsrohr nahe der Hintertür gefesselt.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Kapitel 39 - Sieger
    Kein Sieger glaubt an den Zufall.                             (Friedrich Wilhelm Nietzsche, 1844 - 1900)
    Träume sind Schäume und leider zerplatzen sie nur allzu oft wie Seifenblasen! Kausale Zusammenhänge in der Ordnung des Chaos, die wir nur schwer zur Gänze durchblicken können führen immer wieder dazu. Der flügelschlagende Chaosschmetterling flattert mit den filigranen Schwingen und übt seine zerstörerische Macht aus.
    Wegen diesem Flügelschlagen hatte es in Haiti ein schweres Unwetter gegeben, ein alter knorriger Baum war umgestürzt und auf ein Haus gefallen, auf

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