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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Dekanat, ein geistiger Tiefflieger und keiner weiteren Mühen wert. Der Prof hatte einen feurigen Bericht an den Dekan verfasst, der sie mit einem fiesen Grinsen kurzerhand geext hatte. Ohne eine Chance auf eine Wiederkehr. C'est la vie!
    Das schlechte Gewissen packte Susanne an der Gurgel und machte ihr das Atmen schwer. Beate war nicht der Einladung ihres Vaters nach Paris gefolgt, um sich einen Urlaub zu gönnen, ging ihr just in diesem Augenblick ein ganzes Lichtermeer auf. Nein, Bea war aus Deutschland geflohen, weil sie die Schande über ihr Versagen und die wenig hilfreichen Kommentare der anderen Studenten und ihrer enttäuschten Eltern nicht ertragen hatte. Sie war die Einzige ihres Jahrgangs gewesen, die kurz vorm Ziel die Segel streichen musste. Und sie, Susanne Reichelt, Verfasserin einer glamourösen Diplomarbeit, hatte – mal abgesehen von ein paar billigen Worten des Trostes – ebenfalls nichts Ernsthaftes beigetragen, um Beate aus dieser Misere heraus zu helfen.
    Ach Bea, von deiner besten Freundin hast du bestimmt mehr erwartet. Wie sehr muss ich dich enttäuscht haben. Hättest ja mal ’n Ton von dir geben können! Gott, wo hatte ich nur meine Augen? Da war erst die Sache mit Cat und dann der Stress mit meinem Doc, weil ich ein paar Tage zu lange bei Karo geblieben bin und angeblich der Diplomarbeit zu wenig Aufmerksamkeit schenken würde, und überhaupt hätte mir auch Mehli das Leben nicht so schwermachen müssen. Du weißt doch, wie eifersüchtig er ist. Und dann fing er am letzten Abend ernsthaft damit an, irgendwas von Treue und Liebe zu faseln. Brrr! Ausgerechnet Mehli, dessen zweiter Name Schwerenöter ist. Als ich vor Überraschung losgegrölt habe – ich gebe zu, es wäre vielleicht auch irgendwie taktvoller gegangen, aber in dem Moment wollte mir einfach nichts Besseres einfallen –, da war natürlich alles zu spät.
    Deprimiert ließ sich Susanne auf die Koje sinken. Ihr Hinterkopf krachte an das Längsteil der oberen Schlafstatt. Verflixt noch eins, heute stellte sie sich dämlicher als der letzte Dorfidiot! Als hätte sie nicht geschnallt, dass es im Gegensatz zu den einfachen Betten in den Wohnräumen der oberen Decks hier unten Etagenbetten gab.
    Mit schmerzverzerrtem Mund rieb sie sich die wachse nde Beule. Sie selbst war zwar kein Riese von Wuchs, allerdings fielen aufgrund einer Deckenhöhe von nicht mal zwei Metern die Kojen entsprechend flach aus. Sie verschränkte die Hände im Nacken und schloss die Augen. Glücklicherweise werden die Kammern auf dem Assi-Gang bloß von einem Besatzungsmitglied genutzt, ging es ihr durch den Kopf. Jetzt verstand sie, warum die Räume nicht nur nicht abgeschlossen, sondern die Schotten im Gegenteil sperrangelweit geöffnet blieben, sobald sich ein Bewohner darin aufhielt: Es war die einzige Möglichkeit, keine Phobie zu entwickeln. Und der Bequemlichkeit halber ließ man die Türen auch dann noch auf, wenn niemand zu Hause war. Weit hätte ein Dieb ohnehin nicht flüchten können. Und um Schätze anzuhäufen, waren die Kammern obendrein viel zu klein.
    Vorsichtig hievte sich Susanne aus ihrer Koje und kroch auf allen Vieren über die Backskiste zum Bullauge. Ein gedämpfter Wutschrei entrang sich ihrer Brust. Sogar das Ablegen des Schiffes hatte sie verpasst! Das würde sie diesem selbstherrlichen Gartenzwerg eines Tages unter die Nase reiben, darauf konnte er sich getrost schon mal einstellen. Sie kannte wahrlich eine Menge Leute, aber niemand war dermaßen nachtragend wie sie selbst.
    Es dauerte eine Weile, bis sie dahinterkam, wie ein Bulleye geöffnet und verschlossen wurde, da es dafür keinen Fensterwirbel, sondern drei Flügelschrauben gab. Wehmütig schweifte ihr Blick über das weite Wasser. Der Hafen mit seinen winkenden Kranarmen, der schmutzig-braune Fluss, der Leuchtturm aus roten Backsteinziegeln und die bunten, mit Reet gedeckten Häuschen des Seebades – die „Fritz Stoltz“ hatte die vertraute Umgebung der Ostseestadt lange schon hinter sich gelassen.
    Und ihr selber war nicht einmal die Gelegenheit für ein „Auf Wiedersehen“ geblieben! Sie wurde das dumme Gefühl nicht los, dass ihr damit etwas Entscheidendes entgangen war.
    Unschlüssig stand sie in ihrer Kammer und verbot sich angestrengt , jetzt sentimental zu werden. Das hätte ihr echt noch gefehlt! Mit gespieltem Interesse musterte sie stattdessen das spärliche Inventar, einen am Boden verschraubten Tisch, eine schmale Backskiste, einen zweitürigen Schrank,

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