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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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brauchen eine Koje für die Nacht. Oder kennen Sie hier schon jemanden? Von der Schule oder so?“
    Susanne schüttelte den Kopf, der sich tiefrot bis an die Haarwurzel färbte, als ihr der tiefere Sinn dieser Frage klar wurde.
    „Ich wollte nicht indiskret sein“, entschuldigte sich Botho.
    „Höchstens ein bisschen neugierig“, ergänzte Susanne. „Also in die Springerkammer.“
    „ Geht nicht, die ist bis morgen belegt“, mischte sich ein dünnes Männchen ein, das in dieser Sekunde im Schweinsgalopp um die Ecke bog. „Und zwar mit einem, der nicht auf Frauen steht.“
    Jetzt waren es Bothos Ohren, die leicht erglühten. „Simon. Den hatte ich ganz vergessen. Als ob man den vergessen könnte! Und was ist mit der Lotsenkammer?“
    „Da ist der Springerkoch drin.“
    „Nee, der ist doch gleich wieder geflitzt, nachdem er mitgekriegt hat, wer hier Bulettenschmied ist. Hat die Beine in die Hand genommen, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her. Dabei kann der Junge kein Wässerchen trüben.“
    „Glaubst du das im Ernst? Dann träum ruhig weiter, bis du bei ihm aneckst.“
    „ Wissen Sie was?“ Botho klimperte mit einem Schlüsselbund vor Susannes Nase. „Gucken wir einfach nach, ob noch jemand in der Lotsenkammer ist. Dann wissen wir’s genau.“
    Das Männchen streckte eine Hand nach den Schlüsseln aus, mit der anderen griff er nach der Tasche der Funkerin. „Du bleibst hier, min Jung. Die Gangway-Wache ist nämlich dafür da, an der Gangway Wache zu halten.“
    „Und was soll ich auf diesem Schrotthaufen bewachen? Unser ‚Fritz‘ hat beinahe sieben Jahre auf dem Buckel“, wandte sich Botho an Susanne, nachdem er sich erneut in den Besitz von Tasche und Schlüssel gebracht hatte, und kletterte behände durch ein Schott ins Innere des Schiffes, „und erst in zwei Jahren ist wieder ein Werfttermin angesetzt. Danach allerdings, das kann ich Ihnen versprechen, werden Sie ihn nicht wiedererkennen. Wo sind Sie denn?“
    S usanne beeilte sich, der hilfreich ausgestreckten Hand zu folgen, da sie befürchtete, sich ansonsten in dem engen Labyrinth aus Gängen und Türen, Winkeln und Niedergängen zu verlaufen, sollte sie den Matrosen aus den Augen verlieren. Sie nannte nicht zu Unrecht einen Orientierungssinn, der gegen Null tendierte, ihr Eigen.
    Atemlos trippelte sie hinter Botho Buske her und ließ ihre Augen die Gänge und Treppen entlang schweifen, bis er eine Tür aufschloss und sich verabschiedete. Instinktiv atmete Susanne hektischer, weil ihr nicht bloß die Enge der Unterkunft die Luft nahm, sondern es obendrein widerlich muffig in dem schmucklosen Raum roch. Sie zwängte sich mit zugehaltener Nase an Tisch und Bank vorbei, zerrte die angegraute Gardine aus grober Baumwolle zur Seite und riss das Fenster auf. Im gleichen Moment fuhr sie mit einem erschreckten Kreischen zurück.
    „ Verflucht!“, keuchte sie und hielt die Hand auf ihr wild klopfendes Herz gepresst. „Was machen Sie denn hier?“
    „ Mmmh, ich arbeite. Schätz‘ ich zumindest. Decksbeleuchtung checken. Und Sie?“
    Ein Kopf mit wirr in alle Richtungen abstehenden, roten Haaren, die sich nicht im Mindesten an einer gängigen Frisur orientierten, schob sich durch das Fenster. Das darunter zum Vorschein kommende Gesicht schien aus nichts anderem als einem breiten Grinsen zu bestehen. Zwei wässrig blaue Augen unter farblosen Brauen starrten Susanne unverhohlen neugierig an.
    Pumuckel! schoss es ihr durch den Schädel. Sie konnte nicht umhin, sich reflexartig ins Bein zu kneifen. Nein, definitiv kein Traum! Also rang sie sich ein gequältes Lächeln ab und hob fragend die Schultern, was der Mann dankbar als Aufforderung zu einer Unterhaltung verstand.
    „ Neu hier?“ Besitz ergreifend legte er seinen Unterarm auf das Fensterbrett. Seine Finger spielten mit einer Kombizange, während er Stielaugen machte und offenbar das Gepäck auf der Back zu inspizieren versuchte.
    Dämliche Frage! Sus anne tat gelangweilt, nickte betont lässig und machte eine weit ausladende Handbewegung. „Ja.“
    „Mieze oder Bäckerin?“
    „Funk-Assi.“
    „ Wow! Frisch von der Schule also. Ich bin der E-Mix.“
    Toll , so einer hatte ihr heute noch gefehlt!
    „ Ach ja?“, war alles, was ihr dazu einfiel.
    Ein schriller Pfiff ertönte und blitzartig ging der Rothaarige in Deckung. „Denn man tau! Wir sehen uns“, hörte sie ihn noch, als er so unverhofft verschwand, wie er zuvor aufgetaucht war.
    „ Mmmh.“
    Das wurde immer besser!

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