Frauenheld: Frauenheld
mich total beruhigt, wenn ich sie in meinen Armen spüre. Ob das die einzige Nacht sein wird, die wir zusammen verbringen? Wie fühlt sie sich hier wohl?
Ich schnuppere an ihren Haaren und an ihrem Gesicht. Ich mag sie riechen. Auch noch am Morgen. Zu gerne würde ich sie jetzt küssen. Ich weiß überhaupt noch nicht, wie sie schmeckt. Aber so nahe sind wir uns noch nicht gekommen, da kann ich jetzt nicht einfach über sie herfallen. Meine Erektion ist entweder noch nicht weggegangen oder schon wieder da. Ich muss dagegen etwas tun.
Ganz vorsichtig und langsam verlasse ich das Bett. Schnell ziehe ich mir meine Jeans an und gehe ins Bad. Mit einer Erektion zu pinkeln und dabei nicht das ganze Klo zu versauen, ist schon eine Kunst. Im Stehen geht das nicht. Und im Sitzen stößt mein bestes Stück an den Toilettenrand. Gut, dass mir hier keiner zuschaut. Langsam schaffe ich es, den Blasendruck abzulassen, und automatisch verschwindet auch die Erektion.
Sophie wird sicherlich gleich Hunger haben, wenn sie aufwacht. Ich wühle in meinem Badezimmerschrank nach einer neuen Zahnbürste und lege sie zusammen mit einem Zettel auf den Tisch.
Guten Morgen, jetzt nicht mehr ganz fremde Frau! Bin mit Zeus Gassi und bring Brötchen mit.
Bis gleich, Basti
»Langsam mache ich mir Sorgen. Sie haben ja schon wieder gute Laune!«, sagt die Bäckerin, als ich gehen will.
»Das Leben ist doch auch schön. Wünsche Ihnen noch einen guten Tag!«
Bin ich sonst tatsächlich so ein Stinkstiefel? Ich muss wirklich an mir arbeiten. Aber immerhin hat es Sophie nun schon zum zweiten Mal geschafft, dass ich mit einer Komm-Welt-lass-dich-umarmen-Laune aufwache und alle daran teilhaben lasse.
Ich habe zehn Brötchen gekauft. Völlig übertrieben. Aber ich weiß ja nicht, welche Sorte Sophie gerne isst. Es soll ihr bei mir an nichts fehlen.
Als ich meine Wohnung betrete, höre ich Geräusche aus dem Bad. Sophie ist also wach. Ein Blick in mein Schlafzimmer verrät mir, dass sie sogar das Bett aufgeschüttelt und unser Tee-Geschirr weggeräumt hat. Ich mach mich daran, das Frühstück zuzubereiten.
»Du hast wohl öfters Damen über Nacht hier!«
»Also, ›oft‹ wäre eine Lüge. Aber du weißt, ich habe schon gelebt, bevor ich dich kannte. Was ist denn so auffällig?«
»Die frisch verpackte Zahnbürste, Tampons neben der Toilette und Abschminkpads!«, antwortet Sophie leicht süffisant.
Schon wieder fällt das einer Frau negativ auf, anstatt dass sie sich freut. Anscheinend habe ich doch noch nicht alle Dinge von Jule gefunden.
»Ich bin halt fortschrittlich. Die Pads sind zum Beispiel noch von meiner Ex. Schlimm? Soll ich die etwa wegschmeißen?«
»Ich bin halt nur ehrlich. Guten Morgen übrigens!« Sophie strahlt mich wieder an. Noch mal Glück gehabt. Ich dachte schon, der Zauber vom Vorabend wäre schon verflogen.
»Ja, guten Morgen! Frühstück ist fertig. Wenn du mich noch kurz die Zähne putzen lässt, können wir loslegen.«
Ich verschwinde im Bad und beschließe, später alle Überbleibsel meiner Verflossenen wegzuschmeißen. Muss wirklich komisch wirken. Wie würde ich denn reagieren, wenn ich bei einer Frau bin und im Bad würde noch der Rasierer und der Rasierschaum vom Mann davor rumstehen? Ich würde mir denken, was für eine Schlampe. Ich sollte ein Mann bleiben und nicht so viel an die Frauenwelt und ihre Bedürfnisse denken.
Das Frühstück mit Sophie ist wunderbar. Wir lachen viel und erwähnen die Nacht mit keinem Wort. Wir flirten wieder miteinander, und ich bin froh, dass ich mich heute Nacht beherrscht habe. Nach zwei Brötchen, Rührei und zwei Tassen Kaffee sind wir satt.
»Du, ich muss gleich los. Ich habe meiner Freundin versprochen, ihr beim Umzug zu helfen.«
Schade. Ich hatte gehofft, wir würden den Tag noch miteinander verbringen. Ob das nur eine Ausrede ist?
»Na klar! Kein Problem! Geht’s dir gut?«, frage ich nach.
»’türlich. Ich fand es sehr schön hier bei dir. Telefonieren wir später?«
»Wenn du magst«, sage ich etwas enttäuscht.
»Hab ich was Falsches gesagt? Du wirkst so einsilbig?«
»Nein, hast du nicht. Aber ich hätte auch nichts dagegen gehabt, noch mehr Zeit mit dir zu verbringen.«
Sophie streichelt mir über den Kopf.
»Ich auch, ehrlich! Und keine Sorge, ich laufe dir nicht weg. Aber meine Freunde sind auch wichtig.«
Ich steh da wie ein kleiner Junge, der vom Weihnachtsmann doch nicht die Carrerabahn, sondern ein Buch bekommen hat. Basti, übe dich in Geduld!
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