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FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet

FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet

Titel: FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Forster-Groetsch
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rannte zuerst zu Henrys Gefängnis und riss wie von Sinnen an der Eisentüre herum. Da sie merkte, dass sie keine Chance hatte, hastete sie zu Luca hinüber und klopfte heftig gegen die eisernen Gitterstäbe, bis ihr vor Schmerzen Tränen aus den Augen schossen. Arme und Beine der Jungen wirkten wie verwachsen mit der Mauer. Der Anblick ihrer Gesichter ließ Leandra furchtsam zurückweichen. Ihre Augen waren weit aufgerissen und die Augäpfel drohten aus den Augenhöhlen herauszuquellen. In ihren Mündern war der letzte Schrei abzulesen, bevor die unsichtbare Kraft Herr ihrer beiden Körper geworden war. Wie versteinert blickten ihre Augen ins Nichts und ließen erahnen, dass auch ihr Geist nicht mehr in ihrem Körper wohnte. Henry und Luca glichen menschlichen Hüllen, deren Seelen geflohen waren. Leandra umklammerte die Gitterstäbe und trampelte wie von Sinnen gegen den harten Steinboden. Ein Meer aus Tränen floss aus ihren Augen, denn sie weinte um ihre treuen Freunde. Nach einer Weile gewann sie wieder die Fassung über ihren Körper und sie zwang sich, nachzudenken. Nun war sie es nicht nur Jenny schuldig, sie aus den Klauen dieser dunklen Macht zu befreien. Sie blickte ein letztes Mal auf die geschundenen Körper ihrer Freunde und war fest entschlossen, bis an ihre Grenzen zu gehen, um die beiden zu befreien. Sie lief, ohne sich noch einmal umzudrehen, auf die angelehnte Holztüre zu und riss sie weit auf. Dann huschte sie hindurch und wurde von einem dunklen Korridor verschluckt. Während sich Leandra orientierungslos an den Wänden des Ganges entlangtastete, grübelte sie, wohin dieser führen mochte. Sicher war, dass er sie aus dem Kerkerbereich geleitete, denn der beißende Geruch von Kot und Urin wurde allmählich schwächer. Sie tappte in Pfützen, die mit einer Flüssigkeit gefüllt war, die Leandra nicht erkennen konnte. Da kein Licht in diesen Gang einfiel, stolperte sie blind hindurch. Einige Male zog sie angewidert die Hände von den feuchten Gemäuern zurück, weil sie in Ritzen und Rillen eine klebende und klibbrige Masse ertastete.
    »Sobald ich diesen Korridor durchquert habe, muss ich mich nach einer Lichtquelle umsehen«, stammelte sie verzweifelt und fasste nach dem geheimen Plan in ihrer Hosentasche.
    Als ob ihr Flehen einen Zuhörer gefunden hatte, erspähte sie in der Ferne eine brennende Fackel, die einsam und alleine in dieser trostlosen Umgebung nach ihrem eigenen Rhythmus tanzte. Flink setzte Leandra einen Fuß vor den anderen und ließ dabei das Feuer nicht mehr aus den Augen. Dort angekommen riss sie die Fackel aus ihrer Verankerung und hielt sie hoch über ihren Kopf. Bevor sie einen Blick auf den Plan warf, wollte sie wissen, wo sie sich befand. Ihr Tastsinn hatte sie nicht betrogen, denn ihre Vorahnung, dass dieser lange Steinkorridor von den Verliesen wegführte, war genau richtig. Sie drehte schnell den Kopf nach vorne in der Hoffnung das Ende des Ganges zu erspähen, doch enttäuscht musste sie feststellen, dass der schwarze Gang ihr Licht durstig verschluckte. Jetzt ging sie in die Knie und griff nach dem Plan, den sie geschickt auf dem Steinboden entfaltete. Penibel genau hatte der Ersteller den geheimen Eingang in der Mitte des Labyrinths gezeichnet. Auch durch den Korridor mit den vielen Verliesen war sie gegangen, doch nun schien sie in einer Sackgasse zu stecken. So sehr sie auch auf das Papier starrte, hatte der Gang, in dem sie sich jetzt befand, keinen Anfang und kein Ende. Er schien ins Nichts zu führen. Leandra kaute nervös an ihren Fingernägeln. »Denk nach!«, befahl sie sich laut und drehte den Plan auf den Kopf. Aus dieser Perspektive entdeckte sie, dass über der Fackel zwei entgegengesetzte Pfeile eingezeichnet waren und über diesen schien eine Treppe ins Erdgeschoss des Schlosses zu führen.
    »Was sollen die Linien bedeuten?«, fragte sie sich. »Horros hat sie nicht grundlos in diese Karte eingefügt. Es muss etwas mit der Fackel zu tun haben. Warum sonst würde jemand in einen Plan diese scheinbar achtlose Lichtquelle einzeichnen.«
    Sie schüttelte die Fackel hin und her, doch das Feuer tanzte unbeirrt in seinem Rhythmus weiter. Sie stand auf und stellte sich direkt unter den eisernen Haken, in dem die Fackel gesteckt war. Vorsichtig berührte sie diesen, doch nichts geschah. In ihrer Enttäuschung griff sie mit ihrer ganzen Hand um den Haken und drehte ihn grob herum. Ein lauter Knall ließ sie zusammenfahren und zurückschrecken. Über ihrem Kopf

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