Freikarte fürs Kopfkino
Jasmin, dem Lavendel, den Veilchen und Rosen, dem Basilikum und Koriander, dem Ingwer und Waldmeister, den Arten des Salbeis und denen der Minze. Alle haben wir verbreitet und mit ihnen ihre Düfte.
Die Düfte. Sie waren Irenes Grund. Seit dem Tod ihres Mannes hatte sie sich kaum mit etwas anderem beschäftigt.
Gerüche werden, hatte ich von ihr gelernt, im limbischen System des Gehirns verarbeitet, das für Emotionen zuständig ist, und auch im Hippocampus, wo die Erinnerungen liegen. Man speichert Gerüche zusammen mit Gefühlen ab.
Bevor sie sich zu Hause eingeschlossen hatte, war Irene drauf und dran gewesen, verrückt zu werden, wie sie erzählte. Sie hatte versucht, die Düfte ihrer Erinnerung zusammenzumischen. Den Geruch der Berliner U-Bahn 1983. Den Geruch nach Bohnerwachs im Treppenhaus ihrer Eltern 1948. Den Geruch des Sommers 1952, in dem sie zusammen mit meinem Großvater die Baumschule eröffnet hatte.
- Davon wird man verrückt, sagte sie, man jagt einer Vergangenheit hinterher und die ist nicht einzuholen. Solange man atmet, riecht man. Man riecht jetzt. Egal, ob es einen an früher erinnert. So wie man jetzt atmet. Der Atem ist immer hier und jetzt. Es geht gar nicht anders. Man riecht immer nur die Gegenwart. Man riecht das Jetzt. Und ich wollte, dass mein Jetzt gut riecht. Nach Pflanzen. Nach Erde. Nach Holz. Zuerst war der Geruch. So finden die Dinge zueinander. So findet man Essen und Partner. So finden die Mücken einen, so findet man einen Mann. Der fing erst nachher zu trinken an.
Sie machte Auszüge aus ihren Pflanzen, sie mixte Salben und Parfüms und sie machte Duftstifte, die sie im Regal im Wohnzimmer aufbewahrte. Gerüche waren ihr Grund genug, um glücklich und gesund zu sein.
- Du kommst nicht wegen mir, du kommst nur wegen der Duftstifte, sagte Irene, aber sie lachte dabei.
Wenn ich merkte, dass mir alles zu viel wurde, wenn ich nicht mehr wusste, wie und wohin ich dieses Leben lenken sollte, ging ich zu Irene und wir atmeten ein und wir atmeten aus, ich mit einem Duftstift unter der Nase. Solange man atmet, riecht man. Ich ging zu Irene, um alles zu vergessen, so wie andere auf Sauftour gingen oder stundenlang an der Playstation zockten. Ich ging zu Irene und hörte zu, wie sie redete, doch irgendwann wurde das zur Hintergrundmusik und ich inhalierte den Geruch der säuberlich beschrifteten Duftstifte. Inhalierte Leben.
Irene hatte ein Leben um den Geruch und um die Pflanzen herum aufgebaut. Da gab es keine Abkürzungen, keine Ausreden und keine Sorgen. Es roch. Es riecht, solange man lebt. Riechen ist eine Standleitung ins Gehirn.
Wenn ich Irenes Wohnung verließ, empfing mich draußen eine Luft, die kühler war als die fast tropischen Temperaturen im Wohnzimmer, doch die Welt roch leichter, leichter als meine Gedanken und mein Kummer. Es roch nach jetzt.
Es riecht immer nach jetzt.
DPR
Dread Pirate Robert ist in doppelter Hinsicht eine fiktive Figur: Es ist der Name eines gefürchteten Pirats in William Goldmans Buch Die Brautprinzessin , doch stellt sich im Laufe des Romans heraus, dass es nicht einen Dread Pirate Roberts gibt, sondern dass dieser Name und der Ruf von Pirat zu Pirat weitergegeben werden. Sobald Piratenkapitän sich mit seiner Beute zur Ruhe setzen möchte, bestimmt er einen Nachfolger und heuert eine neue Crew an. Es gibt keinen Dread Pirate Roberts, nur Personen, die seinen Namen annehmen und von seinem Ruf profitieren.
Dread Pirate Roberts nennt sich auch der Betreiber (bzw. die Betreiber) von Silk Road, jenem Marktplatz im TOR-Netzwerk wo nach Schätzungen ca. 25 Mio Euro im Jahr an Umsatz gemacht werden, hauptsächlich mit illegalen Drogen. Ob Gras, ob Crystal, Ecstasy, LSD, Heroin, Kokain, Crack, Opium, rezeptpflichtige Medikamente, es gibt kaum etwas, das man nicht in seinen Warenkorb legen kann, um es dann an der Kasse mit Bitcoins zu bezahlen.
Silk Road verbindet ähnlich wie Ebay Verkäufer und Käufer, in diesem Fall Dealer und mutmaßlichen Konsumenten, und bietet den Käufern eine Versicherung und die Möglichkeit Anbieter zu bewerten.
Der Betreiber von Silk Road erhebt eine Vermittlungsgebühr von den Verkäufern. Nicolas Christin von der Carnegie Mellon University schätzt nach einer empirischen Untersuchung der Seite dass der Gewinn von 3000 $ pro Tag im März 2012 auf 6000 $ pro Tag im Juli 2012 angestiegen ist.
Jeder, der in der Lage ist, TOR zu installieren und sich für die Bezahlung Bitcoins zu besorgen, kann
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