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Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer

Titel: Freimaurer, Illuminaten und andere Verschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Grüter
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widerspricht aber dem allgemeinen Sprachgebrauch, nach dem eine Theorie ein gewisses Maß an Ausarbeitung haben sollte.
    Die Microsoft Encharta 2003 wird etwas konkreter:
»Alle Versuche, politisches Geschehen auf ein rational nicht erklärbares, meist für böse gehaltenes Interessen- oder Machtgeflecht zurückzuführen.«
Das ist jedoch zu eng gefasst. Sollen Verschwörungstheorien tatsächlich nur politische Ereignisse erklären? So ist der Tod von Elvis Presley ein beliebtes Ziel von Spekulationen, die allgemein zu den Verschwörungstheorien gerechnet werden, ohne dass die Politik dabei ins Spiel kommt. Außerdem bemühen sich die meisten Verfasser
von Verschwörungstheorien innerhalb ihres eigenen Bezugsrahmens um eine geradezu kleinliche formale Rationalität.
    Das
Concise Oxford Dictionary
sieht keine Beschränkung auf politische Ereignisse:
»Der Glaube, dass eine verdeckte, aber einflussreiche Organisation für ein unerklärtes Ereignis verantwortlich ist.«
Diese Umschreibung begrenzt die Verschwörungstheorien auf jeweils ein unerklärtes Ereignis. Eine besondere Eigenschaft von Verschwörungstheorien ist es aber gerade, ganze Serien von Ereignissen durch das Wirken von Organisationen zu erklären, die nicht einmal verdeckt sein müssen. Die UNO und die amerikanische Regierung stehen beispielsweise im Mittelpunkt vieler Verschwörungstheorien. Auch müssen die Ereignisse keineswegs unerklärt sein. Verschwörungstheorien deuten vielmehr regelmäßig auch vollkommen geklärte Ereignisse in ihrem Sinne um.
    Eine eigenwillige Definition gibt der amerikanische Historiker Daniel Pipes. In seinem Buch
Verschwörung
beginnt er das erste Kapitel mit den Worten:
»Verschwörungstheorien – die Angst vor Verschwörungen, die überhaupt nicht existieren – haben in den USA Blütezeit.«
Pipes Hauptkriterien sind also zum einen die Angst vor der Verschwörung und zum anderen die Tatsache, dass die Verschwörung nicht existiert. Anders als Pipes es vermutet, haben aber die meisten Verschwörungstheoretiker keine Angst vor den Schurken, die sie beschreiben. Sie zeichnen ihre Bücher stolz mit ihrem wirklichen Namen, und nur die wenigsten haben sich geheime Telefonnummern zugelegt oder leben an unbekannten Orten. Auch Pipes’ zweites Kriterium, die Nichtexistenz, ist unsicher. Eine Verschwörungstheorie lebt zunächst nur im Kopf ihres Erfinders, aber sie lehnt sich oft genug an wirkliche Komplotte an oder unterstellt ihnen die Verantwortung für bestimmte Ereignisse. So haben selbst ernannte Aufklärer den Mord an John F. Kennedy einer ganzen Reihe von echten Geheimorganisationen zugeschrieben, unter anderem dem organisierten Verbrechen, dem FBI , der CIA oder dem KGB .
    Jede der vier hier vorgestellten Definitionen hat ihre Berechtigung,
aber sie nähern sich dem Thema von ganz verschiedenen Seiten; sie beleuchten jeweils nur eine Facette davon und ergeben zusammengenommen ein widersprüchliches Bild. Bücher über Verschwörungstheorien müssten also zunächst angeben, ob sie Verschwörungstheorien im Sinne des Duden oder des Concise Oxford Dictionary meinten, und sie kämen eventuell schon wegen der uneinheitlichen Ausgangsdefinition zu ganz verschiedenen Ergebnissen.
    Dieses Buch präzisiert erstmals den Begriff der Verschwörungstheorie. Bisher wurde er als Sammelbecken für die unterschiedlichen Phänomene Verschwörungsglauben, Verschwörungslegende und Verschwörungstheorie benutzt. Der Sichtwinkel des jeweiligen Autors bestimmte seine Definition, und so scheiterte ein Gedankenaustausch über das Thema »Verschwörungstheorien« oft schon an der Begriffsbestimmung. Mit der Einengung und Festlegung der Definition trägt dieses Buch hoffentlich dazu bei, die bisher von Vorurteilen und Missverständnissen geprägte Diskussion etwas sachlicher zu gestalten.

Literaturhinweise
    Es handelt sich hier um Literaturhinweise und um Quellenangaben, nicht um das Literaturverzeichnis eines wissenschaftlichen Textes. Sie sollen die Leser dazu anregen, weiter zu lesen, und gibt die Herkunft solcher Informationen an, die nicht in jedem guten Lexikon nachzuschlagen sind.
    Es sind jeweils die Auflagen der Bücher erwähnt, die ich tatsächlich herangezogen habe, auch wenn zwischendurch neue Auflagen erschienen sind. Die Internet-Enzyklopädie Wikipedia (http:// en.wikipedia.org oder http://de.wikipedia.org) habe ich nur wenig zitiert, weil ihre Inhalte sich dauernd verändern (das Stichwort Verschwörungstheorien verzeichnet

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