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Freiwild Mann

Freiwild Mann

Titel: Freiwild Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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es.“
    „Ich habe die leichtere Aufgabe“, sagte Diarmid. „Das weiß ich auch … Aber es würde mir gefallen … Ja, es würde mir gefallen, wenn du ernsthaft versuchen würdest, zu überleben. Hast du denn Mumm dazu?“
    Sie lächelte und schlug sich leicht auf den Bauch. „Mein Mumm ist hier drinnen.“
    „Gut. Dann hör mir gut zu. Ich will dich nicht lange aufhalten, Rura. Ich wünschte, du würdest hinterher zur Ostküste fahren und dich dann vorsichtig nach Süden vorarbeiten. Versuch, einen Hochländer oder eine Kampfeinheit zu finden. Sie brauchen Frauen, und sie brauchen Kinder. Verstehst du?“
    „Ich verstehe. So soll es geschehen. Ich mache alles, was ich kann, damit das Kind überlebt.“
    „Gut dann. Zu diesem Thema wäre damit alles gesagt … Die Sonne geht auf, Rura. Wenn dieser verdammte Schnee nicht auf der Scheibe wäre, dann könnte ich sie aufgehen sehen.“
    Rura stieg aus dem Frauto und kratzte den angefrorenen Schnee mit den Fingernägeln von den Scheiben. Diarmid schaute sich den Sonnenaufgang an. Eine große rote Sonne. Er beobachtete sie gierig, als habe er sie nie zuvor gesehen und werde sie auch nie mehr sehen.
    „Erzähle dem Kind von mir. Sag ihm alles, was du weißt. Sag ihm, daß ich ein Mann war. Das genügt.“
    „Ich erzähle es ihm.“
    „Sag ihm auch, daß Liebe selten ist. Sag ihm, daß sein Vater zweimal mit diesem Glück gesegnet war.“
    Für eine Weile lagen Rura und Diarmid nebeneinander im Frauto. Der Schmerz war jetzt völlig weg, aber er konnte nur noch einen Arm bewegen. Er benutzte ihn vorteilhaft. Er streichelte Ruras Haar, betastete die Konturen ihres Gesichts, legte die Hand auf das Lebensversprechen in ihrem Bauch.
    Nach einiger Zeit bekam er Durst. Rura verließ das Frauto, um Schnee zu sammeln und ihm etwas Trinkbares zu verschaffen. Sie war überrascht darüber, wie hoch die Sonne inzwischen stand. Die Zeit war so schnell vergangen. Es war beinahe Mittag.
    Sie kratzte eine kleine Pfanne voll Schnee, als sie den Hubschrauber hörte. Er kam von Süden. Er flog sehr niedrig. Er konnte das Frauto unmöglich verpassen. Es stand völlig offen auf dem Moor bei den Klippen.
    Die im Hubschrauber sahen es. Die Maschine kreiste, stand still, etwas wurde herausgeschleudert.
    Das Frauto flog in die Luft. Rura rannte zum Wrack.
    Diarmid war herausgeschleudert worden. Aber er war tot. Er lag mit geschlossenen Augen im Schnee und hatte einen erstaunten Gesichtsausdruck.
    Rura wiegte ihn in ihren Armen, flüsterte Worte, die er nie hören würde. Ein Teil von ihr war sich der Geräusche bewußt, war sich dessen bewußt, daß um sie herum etwas vorging. Sie wußte, daß jemand auf sie zukam. Es machte keinen Unterschied. Diarmid war tot. Sie liebkoste ihn und wiegte ihn und flüsterte Worte von großer Zärtlichkeit.
    „Gut, Sau. Es war eine lange Jagd. War das Schwein, das dort im Schnee liegt, das wert?“
    Rura fühlte den Dolch in ihrer Hand. Den Dolch, den sie wie eine Hochlandfrau zu tragen gelernt hatte. Sie stand auf und trat der Vernichterin gegenüber. Der Vernichterin, bewaffnet mit einem Lasergewehr und der Autorität von Curie Milfords Republik Anglia.
    „Ja, Höllenhure, das war er wert.“
    „Rura!“
    In dem Augenblick, den Leutnant Kayt brauchte, um diese Tatsache zu verarbeiten, stieß Rura ihr den Dolch in die Brust.
    Kayt stand dort schwankend, völlig verblüfft.
    „Rura!“
    „Rura MacDiarmid, Höllenhure. Ich heiße Rura Mac- Diarmid.“
    Kayts Knie gaben nach. Sie sank in den Schnee. „Rura“, stöhnte sie. „Ich habe dich geliebt … Ich habe dich geliebt!“
    Rura hörte es nicht und wollte es nicht hören. Rura murmelte und stöhnte und färbte den Schnee rot.
    Jemand anders kam aus dem Hubschrauber. Ein weiteres Lasergewehr, um das sie sich sorgen mußte. Aber Rura war über alle Sorgen hinweg.
    Sie hielt Diarmid. Sie preßte ihn fest an sich. Sie flüsterte Zärtlichkeiten. Sie sagte: „Ich werde dich lieben bis …“ Und dann gab es nur noch Dunkelheit. Ewige Dunkelheit.
     

 

Nachwort
     
    Edmund Cooper, ein britischer SF-Autor, 1926 geboren und in Manchester aufgewachsen, kam über einige Umwege zum Schreiben. Er verließ die Schule mit 15, schlug sich als Arbeiter und Seemann durch, lernte dann eine vier Jahre ältere Lehrerin kennen – er war 16 –, die er als Neunzehnjähriger heiratete. Sie veranlaßte ihn, seine abgebrochene Schulausbildung wieder aufzunehmen und selbst Lehrer zu werden. Die Tätigkeit als Lehrer

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