Freizeichen
ic h ers t lang e überlege n un d erreich e auch dan n nu r ein e fünfzigprozentig e Trefferquote . I n diese m Fall hatt e ic h blöderweis e danebe n gelegen.
Hennin g hatt e link s vo n de r Brau t gestanden , de r Bräutigam rechts . Hennin g wa r de r Trauzeuge ! Einig e Gäst e hatte n nach unsere r Abfahr t soga r geklatscht , wei l si e dachten , wi r seien eine extra für den Abend engagierte Schauspielgruppe. «Ist mal was anderes als immer so blöde Bauchtänzerinnen», hatte einer gerufen . Wa s wiederu m di e Brau t verärgerte , di e z u späterer Stund e al s Überraschun g ein e Bauchtanzeinlag e geplan t hatte.
Sonja schrie, sie wolle auf der Stelle sterben. So was Peinliche s se i ih r i m ganze n Lebe n noc h nich t passiert . Un d erst nac h un d nac h wurd e ih r klar , das s di e beschämend e Aktion auc h ein e positiv e Seit e hatte.
«Hennin g is t ga r nich t verheiratet ? Dan n könnt e e s j a sein, das s e r mic h doc h liebt?»
Robi n nickte.
«Henning wartet in seinem Hotel auf eine Nachricht von dir. Ic h fänd e e s allerding s coole r, wenn du ihn persönlich erlösen würdest.»
Sonj a lie ß sic h sofor t ei n Tax i rufen , un d da s Angenehme war, dass sie vor lauter Aufregung und Glück vergaß, mir böse z u sei n un d sic h ih r Hand y wiedergebe n z u lassen.
Robin und ich haben erstmals harmonische S tunde n au f der «Lad y Harmony » verbracht . Sonnen , schwimmen , plaudern.
Einma l fragt e ic h kokett , o b wi r woh l ei n gute s Paa r hätten werde n können . «Wahrscheinlic h nicht» , fügt e ic h hinz u und hofft e au f Widerspruch.
«Ja, wahrscheinlich nicht», antwortete Rob i n . Ic h war beleidig t un d holt e mi r au s meine r Tasch e wa s z u lesen . Ich überflo g di e markierte n Stellen . Ic h kannt e si e längs t auswendig:
«.. . e s is t di e Sehnsuch t nac h Begierde ; d a pack t Ih r die Koffer...»
Un d wen n man' s wirklic h tut ? De n Koffe r packe n un d der Sehnsuch t nachgeben ? Mach t da s glücklicher ? Leidenschaft stat t Liebe . Un d imme r gib t e s neu e Begierde n z u stillen . Dann ist man unterwegs für immer. Man sollte bleiben, wenn man das Gefüh l hat , angekomme n z u sein.
I n hohe m Boge n schmis s ic h da s Buc h i n s Meer . «Ic h hoffe, Sie können schwimmen, Herr Frisch», dachte ich und beschloss, mein e Fettwaag e un d di e Faltencrem e zurückzubringen , wenn ic h nac h Haus e komme n würde . Beid e hatte n nu r Unfriede n in mei n Lebe n gebracht.
«Ic h lieb e di e Einsamkei t au f de m W asser. Ich finde, das Mee r is t di e reinst e For m de r Natur , di e e s gibt.»
Ich tat so, als würde ich Robins sonnigen Monologen zustimme n un d di e ursprünglich e Natu r genießen . Ic h bi n kein besonderer Naturfreund. Klar, dass auch ich schon m a l die Grünen gewä h l t hab e un d gege n da s Waldsterbe n un d fü r den Erhal t bedrohte r Arte n bin . Abe r ic h hab e e s nich t gern , wenn mir eine bedrohte Art mit vielen haarigen Beinen den Hals entlangkrabbelt , ode r wen n ei n gesunde r Wal d Geräusche macht , di e mic h a n de n Fil m «Th e B l ai r Witc h Project» erinnern.
I m Naturzustan d is t mi r di e Natu r ehe r unheimlich . Ic h schaue si e mi r liebe r i n Bildbände n a n ode r au s Ausflugsbusse n heraus. Wen n ic h zu m Beispie l i m Mee r schwimme , fürcht e ic h mich imme r vo r Haie n un d Tiefseekraken , selbs t a m Timmendorfer Strand . Liebe r nehm e ic h i m Freiba d Chlo r un d Kinderpip i in Kauf . D a mus s ma n sic h nich t fürchten , hochgefährliche Kreature n z u entdecken , fü r di e Biologe n vermutlic h noc h gar keine n Name n haben . Gut , i m Freiba d is t de r Anblic k von dicken Be i ne n nich t schön . E s sieh t au s wi e i n eine m Gla s mit eingelegte n Gurken . Abe r Gurke n tu n eine m wenigsten s nichts.
Ic h schätz e di e Natu r i n aufbereitete r Form . Ic h ma g auch keine Speisen, denen man ansieht, dass sie vor kurzem noch geleb t haben . Deshal b ess e ic h seh r ger n Panierte s un d Toastbrot mi t Nutella . Au f eine m Bauernho f i n Ungar n wurd e mi r einmal ein e landestypisch e Hühnersupp e vorgesetzt . Übe r eine n Mangel a n Appeti t kan n ic h eigentlic h ni e klagen , abe r ic h musste trocken schlucken, als ich aus den T iefe n de r undurchsichtigen Supp e ein e komplett e Hühnerkrall e hervorzog.
Einsamkei t schätz e ic h auc h nich t besonders . Ic h wundere mich , wa s Leut e s o tol l dara n finden , d a z u sein , w
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