Fremd küssen. Roman
Aushalten.
29
Montag. Die Cluberöffnung rückt immer näher, die Handwerker sind fast fertig. Geschlossen begeben wir uns am Abend in die Erichstraße. Holladiho, es sieht brillant aus. Der Boden ist versiegelt und glänzt, und Pitbull führt uns stolz durch die einzelnen Räume. »Hier also der Barbereich, zum lockeren Kennenlernen, da hinten Sofas (natürlich mit Sitzbezügen aus abwaschbarem Leder) und hier hinten in der Ecke das Büfett. Da hab ich mit Feinkost Schmelzer eine gute Kooperation getroffen. Die geben uns 40 % Nachlass auf alle Speisen, dafür haben Herr Schmelzer und seine Frau hier freien Eintritt. Haha.« Wir trotten alle hinter ihm her und staunen. Es sieht ja wirklich supergut aus! Wer hätte das gedacht? Aber es geht noch weiter. Unten im hinteren Bereich ist ein ganz normales Zimmer, natürlich mit indirekter Beleuchtung und ganz vielen Matratzen. »Für die Leute, die einfach nur Gruppensex haben wollen«, klärt uns Pitbull auf. Direkt gegenüber ein Bad mit Duschen und WCs. Im ersten Stock das »römische Zimmer« mit vielen Ottomanen, ovalen Matratzen, die wie eine Etagere ineinander übergehen, und Baldachinen und weiß getünchten Säulen. Und selbstverständlich ganz vielen Spiegeln. Hier soll auch immer römische Musik laufen. Gedämpft natürlich. Das Zimmer gefällt mir persönlich wirklich gut, irgendwie romantisch. Herrlich, die Vorstellung, hier mit Marius allein … Stopp.
Dann kommt eine Überraschung, die Pitbull uns vorenthalten hat. Er hat das alleine mit den Handwerkern und dem Inneneinrichtungsmann ausgetüftelt. Mit geschwellter Brust öffnet er eine Tür und sagt: »Schaut, das ist die so genannte Hundehütte!« Eine Hundehütte? Tatsächlich, es ist eine Art Hütte in den Raum gebaut worden mit einem solch kleinen Eingang, dass man hineinkriechen muss. Und auch drinnen kann man nicht stehen. Überall in den Wänden der Hütte befinden sich Öffnungen, durch die man etwas stecken kann. Aha. Aber der Clou kommt noch, meint Pitbull. »Wir haben einen Geräuschmesser installiert, in der Hundehütte befinden sich rote Leuchten, die nach dem Geräuschpegel stärker werden. Los, geht alle rein!« Wir pferchen uns durch die enge Öffnung ins Innere. »Und jetzt müssen wir leise anfangen zu stöhnen und dann immer lauter werden.« Wir hocken also zu acht in diesem Ding und fangen an zu stöhnen. Dem Himmel sei Dank, dass uns dabei niemand beobachtet. Die Lampen fangen schwach an zu leuchten. »Jetzt durcheinander und lauter!« Pitbull kommandiert schon wieder, aber wir tun, was er sagt. Das sieht ja irre aus. Ein richtiges rotes Leuchtfeuerwerk ist über uns. Wir sind so begeistert, dass wir minutenlang alle ganz laut »ööööh, ääääh, hmmhmmm« machen. Echt eine gute Idee. Pitbull freut sich, dass wir uns freuen.
Dann gibt es noch einen Raum, in dem man Videos schauen kann, auch das hat Pitbull alles organisiert. Natürlich auch mit Spielwiese. »Alles in allem«, sagt Pitbull großkotzig, »haben hier ungefähr 100 Leute Platz. Also insgesamt. Das ist schon was! Und hier, schaut, ist der Whirlpool.« Er öffnet eine weitere Tür. Ein Riesenbecken mit ewig viel Platz. Was hat das wohl gekostet? »War ganz billig!« Pitbull errät meine Gedanken. »Das war ein Ausstellungsstück und hat Kratzer, die man aber so gar nicht sehen kann, weil es ja sowieso immer gedämpft ist vom Licht her hier.« Also, Pitbull ist wirklich ein Organisationstalent. Ich hoffe nur, dass wirklich alles gut läuft und wir diesen Kredit zurückzahlen können, weil wenn nicht, dann … weiß ich jetzt auch nicht.
»Jetzt kommt die Krönung! Kommt bitte mit in den Keller!« Ah. Es wird spannend. Mausi macht »Buhuuu, ui, ich hab Angst, hihi« und krallt sich an Little Joe fest, der heute sogar Sporen an seinen Cowboystiefeln trägt.
In dem alten Keller sind nur ein paar schwache Leuchten eingebaut, was Absicht ist, wie Pitbull uns erklärt. Außerdem gibt es schon auf der Kellertreppe Fackelhalter aus Eisen, die Fackeln müssen noch reingesteckt werden. Es ist so dunkel, dass ich fast die Treppe runterfliege. Die Fetischbereiche sind der absolute Hammer. Das Andreaskreuz, die Streckbank, alles an richtiger Stelle und alles perfekt platziert. Dann diese dicken Mauern, überall Ringe und Ketten und tausend Sachen an Zubehör. Sogar dieser schreckliche Sulky für Ponyspiele und die Hufschuhe stehen da. Ruth, die auch dabei ist, grinst und erzählt dann, dass sie das meiste hier gemacht hätte.
Weitere Kostenlose Bücher