Fremde Schiffe
Reise. Also muss euer Land weit entfernt liegen.«
»Sehr weit im Süden. Unsere Wissenschaftler behaupten, dass nordwestlich von uns ein weiterer großer Kontinent liegt. Meine Königin hat uns auf die Suche geschickt. Vor mehr als zwei Monaten legten wir von unseren nördlichsten Inseln ab.«
»Und heute geht ihr zum ersten Mal an Land?«
»Vor einigen Tagen stießen wir südlich von hier auf ein paar kleine Inseln. Wir legten an, um frisches Wasser an Bord zu nehmen, sahen aber keine Menschen. Das hier ist der erste Hafen, den wir erspähten. Jetzt haben wir genügend Frischwasser, aber unser Proviant geht zur Neige.«
»Ihr bekommt alles, was ihr braucht.«
»Du bist zu gütig.«
»Erzähle mir, Graf Sachu: Wie kommt es, dass ihr diese Insel fandet, den großen Kontinent aber nicht?« Sie lächelte strahlend und gab vor, die aufsteigende Röte in seinem Gesicht nicht zu bemerken.
»Wir befinden uns in unbekannten Gewässern, Majestät. Unser Kurs führte uns nach Nordwesten, aber unterwegs gab es starke Strömungen und heftige Ostwinde. Offenbar herrscht in diesem Gebiet gerade Sturmzeit. Daheim haben wir die Zeit der sanften Winde.«
»Wie gut, dass ihr die Inseln fandet. Noch eine Tagesreise weiter nach Westen und ihr hättet nur endloses Meer vor euch gehabt.«
»In jener Richtung soll noch ein fremder Kontinent liegen, aber er ist so weit entfernt, dass unsere Schiffe die Reise nicht bewältigen würden. Es war großes Glück, dass wir auf dein Reich stießen.« Er nahm den Becher mit Wein entgegen, den ihm eine Sklavin reichte, nippte daran und fuhr fort: »Du behauptest, dieser nördliche Kontinent existiert wirklich?«
»Ja, das stimmt. Vielleicht möchtest du dich erst eine Weile hier ausruhen, ehe du weiterreist. Dort herrscht allgemeiner Aufruhr.« Sie blickte zu den drei im Hafen liegenden Schiffen hinüber. »Auch wenn die drei Schiffe sehr groß sind, wundert es mich, dass dein Land eine so kleine Flotte ausschickte.«
»Am Anfang hatten wir noch acht kleinere Schiffe dabei. Zwei gingen vor einem Monat während eines Sturms unter. Die übrigen wurden während des nächsten Unwetters vor zehn Tagen abgetrieben. Wir hoffen, sie holen uns bald wieder ein.«
»Noch ein Grund, warum ihr eine Weile hier bleiben solltet. Ich werde befehlen, die Leuchtfeuer Tag und Nacht in Gang zu halten. Außerdem schicke ich Boote zu den anderen Inseln, damit man nach den anderen Schiffen Ausschau hält.«
»Du bist mehr als gastfreundlich, Majestät.« Mit gespreizten Fingern tippte sich der Admiral auf die Brust und neigte dankend den Kopf.
»Deine Matrosen wollen sich sicherlich ausruhen. Warum lässt du sie nicht an Land kommen? Ich werde Unterkünfte vorbereiten lassen.«
»Zu gütig. Leider bedürfen die Schiffe vieler Reparaturen. Die Männer bleiben im Moment besser an Ort und Stelle. Vielleicht lasse ich sie später in kleinen Gruppen von Bord.«
»Wie du möchtest.« Offensichtlich war der Admiral zu vorsichtig, um ihr ganz zu vertrauen. Er wollte die Schiffe im Notfall für eine schnelle Flucht bereithalten. Natürlich würde keiner der Fremden auch nur zehn Schritte weit kommen, wenn sie beschloss, sie töten oder gefangen nehmen zu lassen. Aber das konnte der Mann nicht wissen.
Als die Speisen aufgetragen wurden, übten sich die Gäste auf der Veranda in Selbstbeherrschung, obwohl ihr Heißhunger nicht zu übersehen war. Die Wachen schlangen die Mahlzeit wie ausgehungerte Wölfe hinunter. Sachu hatte nicht gelogen, als er von zur Neige gehenden Vorräten sprach. Während der Mahlzeit redeten sie nur über nichts sagende Dinge. Sachu stellte ihr seine Begleiter vor, die sich als Edelleute oder einflussreiche Bürger entpuppten.
Nur einer der Männer besaß eine ähnliche Ausstrahlung wie der Admiral. Sein Name war Goss und mit seinem pockennarbigen Gesicht und dem glatten schwarzen Haar sah er nicht besonders einnehmend aus. Er hatte einen kurzen Spitzbart und gab sich lässig und spöttisch. Kleine Gesten und Bemerkungen verrieten die Abneigung, die er gegen den Admiral hegte. Larissa beschloss, sich mit ihm anzufreunden.
»Jetzt, da ihr euch gestärkt habt«, sagte sie, als die Teller abgetragen wurden, »müsst ihr mir von eurem Land erzählen und von der Königin, meiner Schwester.« Sie merkte, wie ihre Beherrschung der südlichen Sprache zurückkehrte und sie immer weniger Schwierigkeiten hatte, Sachu zu verstehen.
»Es würde Jahre dauern, dir alles zu erzählen«, antwortete Sachu,
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