Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
»aber ein wenig will ich dir berichten. Meine Heimat, der Südosten des Kontinents, besteht aus riesigen Bergen, mächtigen Flüssen und weiten Ebenen, in denen es vor Wild nur so wimmelt. In großen Dschungelgebieten leben wilde Stämme.« Seine Stimme klang melodisch und gemessen, als rezitiere er ein Gedicht.
    »So schön die Wildnis auch ist, die kultivierten Gebiete sind noch schöner: die Kornfelder, Obstgärten und Weiden. Auf unserem großen Kontinent gibt es viele kleine Länder, aber nur ein wirklich mächtiges Reich, und das ist Altiplan. Die Königin ist Isel die Neunte, erste Dame des Hauses des Bullen.«
    »Des Bullen!«, rief Larissa.
    »Ja. Der Bulle ist das heilige Tier der königlichen Familie.« Er runzelte die Stirn. »Der Name überrascht dich?«
    »Nur, weil wir noch nie ein solches Tier gesehen haben. Es gibt ein Sternbild des Namens und die Legenden erzählen, dass es einst ein Herdentier ähnlich unserem Kagga gab. Aber niemand hat es je gesehen. Ist die gehörnte Kreatur auf der Flagge und dem Siegel ein Bulle?«
    »Jawohl. Wir halten sie in großen Herden, der Bulle ist das männliche Tier. Bei uns sind sie so zahlreich wie Grashalme. Es sind die einzigen Tiere, die an den heiligen Riten teilnehmen.«
    »Unglaublich!« Die Tatsache, dass die Fremden die Fabeltiere kannten, ließ sie Larissa zum ersten Mal wirklich interessant erscheinen. Es waren gewöhnliche Menschen, aber immerhin hatten sie schon Bullen gesehen!
    »Im Laufe ihrer Regentschaft hat Königin Isel die Handelsflotte von Altiplan erheblich vergrößert und sucht nach neuen Märkten. Aus diesem Grund schickte sie mich aus.«
    »Wie schön, dass meine königliche Schwester auf Handel mit ihren Nachbarn aus ist. Wir sollten über die Waren sprechen, die für beide Nationen von Interesse sind.« Sie verriet ihm nicht, dass ihr Volk wenig Sinn für Handel hatte. Die Shasinn waren Eroberer und Plünderer, die sich mit Gewalt nahmen, was andere anbauten oder herstellten.
    »Ich bin sicher, wir haben viele Dinge, die dein Volk gebrauchen kann«, sagte Sachu. »In Altiplan stellen wir wunderbare Stoffe, Porzellan, Waffen, Werkzeuge und Farbstoffe her.«
    »Das glaube ich dir. Und was möchtet ihr dafür haben?«
    »Nun, wir kennen dieses Land nicht und müssen sehen, was es zu bieten hat. Allerdings haben wir Bedarf an Gewürzen, Perlen, Juwelen, außergewöhnlichen Fellen, schönen Federn und dergleichen.«
    Goss beugte sich vor. »Mir sind die wunderbaren Speere deiner Krieger aufgefallen, Majestät. Woher stammen sie?« Sachu schien verärgert über die Unterbrechung zu sein, schwieg aber.
    »Es sind Erbstücke der Vorfahren, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Die langen Speere sind das Sinnbild der Seele unseres Volkes.«
    »Eines ausgesprochen ansehnlichen Volkes«, meinte Goss. »Nie erblickte ich schönere Männer und Frauen.« Seine Begleiter nickten zustimmend. »Und wenn ich das sagen darf, Majestät – deine Schönheit lässt sich nur mit der unserer Königin vergleichen.«
    »Wie nett von dir, das zu sagen.« Larissa war sich ihrer Schönheit nur zu gut bewusst. Was die Königin von Altiplan betraf, so würden ihre Untertanen ihre Schönheit auch dann preisen, wenn sie eine verschrumpelte Greisin wäre. »Meine Herren, ihr seid gewiss sehr müde. Wir wollen erst wieder über ernste Angelegenheiten sprechen, wenn ihr euch ausgeruht habt. Ich lasse euch ein Nachtlager bereiten.«
    »Vielen Dank, Majestät, aber ein uraltes Gesetz schreibt vor, dass wir im Dienst an Bord der Schiffe schlafen müssen. Wenn du möchtest, kommen wir morgen früh wieder an Land.«
    »Wie du willst. Mein Verwalter sorgt dafür, dass die Boote mit Vorräten beladen werden. Frisches Obst wird euren Matrosen nach der langen Reise gut tun.«
    Sachu verneigte sich. »Majestät kennt sich bestens mit den Bedürfnissen der Seeleute aus.«
    Sie lächelte. »Mein Volk hat sich eine Weile auf dem Meer herumgetrieben.«
    Abends kniete sie neben dem Bett ihres Gemahls nieder und erstattete ihm Bericht. König Gasam atmete gleichmäßig, zeigte aber sonst kaum ein Lebenszeichen. Die Augen waren halb geschlossen, aber sie wusste, dass er sie hörte und verstand. Sie waren einander so nahe, dass sie instinktiv merkte, wenn er das Bewusstsein verlor.
    »Als sie vom Strand her auf mich zuschritten, wusste ich gleich, dass sie uns für primitive Wilde hielten, und ich hatte Recht.«
    »Das sind wir«, flüsterte der König kaum

Weitere Kostenlose Bücher