Fremde Wasser
Büro Schöllkopf telefoniert, dann mit Business Consult, der Firma, mit der wiederum der Tote in seiner Wohnung zu tun hatte.
In rasender Eile aktivierte er den IMSI-Catcher. Doch nach einer halben Stunde war ihm klar, dass das gesuchte Handy nicht
in der Nähe war.
Verzweiflung.
Dann wählte er die Nummer der VED-Zentrale.
»VED. Guten Tag.«
»Dengler hier. Guten Tag. Ich habe gerade mit einem Ihrer Mitarbeiter gesprochen. Er hatte mich von seinem Handy aus angerufen.
Die Verbindung war so schlecht, dass sie dauernd unterbrochen wurde. Kann ich diesen Kollegen auch über eine Festnetznummer
erreichen?«
»Wie heißt er denn?«
»Den Namen habe ich leider nicht verstanden, aber seine Handynummer ist...«.
Er sagte ihr die Nummer. Sie schien in irgendwelchen Listen zu blättern.
Dann kicherte sie.
»Kollege haben Sie gesagt, das ist gut.«
Dengler fragte: »Ist er kein Kollege von Ihnen?«
»Das ist ein Vorstandsmitglied. Leitet unser Wassergeschäft.«
»Genau darüber haben wir gesprochen. Aber ich habe seinen Namen nicht verstanden.«
»Dr. Crommschröder. Stefan C. Crommschröder. Auf das Cmittendrin legt er großen Wert. Ich verbinde Sie mit seinem
Sekretariat.«
Dengler legte auf.
Bingo.
Das 20-Milliarden-Euro-Spiel.
Und er war mittendrin.
Er beugte sich noch einmal über die Liste.
Crommschröder hatte zunächst die Abgeordnete angerufen. Dann Business Consult und unmittelbar danach eine weitere Funknummer.
Dengler wählte diese Nummer.
Nach dem fünften Läuten wurde abgehoben.
»Hallo«, sagte eine Stimme.
Dengler kam sie bekannt vor.
»Ich rufe im Auftrag von Stefan Crommschröder an. Von Stefan C. Crommschröder.«
»Von wem?«
Dengler legte auf.
Betrachtete sein Handy.
Wieso kannte der Unbekannte den Namen Crommschröder
nicht?
Vielleicht wäre es besser, die Position zu wechseln.
Wahrscheinlich werde ich bereits überwacht.
Er kletterte aus dem rückwärtigen Teil des Renaults. Sah
sich um.
Auf der anderen Seite standen zwei junge Männer in Jeans und Turnschuhen. Etwas weiter ein dickerer Mann, der sich umdrehte
und ihn anstarrte. Neben ihm hielt ein Mercedes und hupte. Dengler zuckte zusammen. Der Fahrer machte ihm ein Zeichen. Er
wollte seinen Parkplatz.
Dengler stieg in den Renault und fuhr los. Im Rückspiegel sah er, wie der Mercedes in die Parklücke einbog. Sein Handy klingelte.
Er nahm ab.
»Dengler, sind Sie's?«
Hauptkommissar Weber aus Stuttgart.
»Ja.«
»Wollen Sie mir nicht ein Dutzend Erklärungen abgeben?«
»Im Augenblick habe ich selbst mehr Fragen als Antworten.« »Dengler, ich bin ein höflicher Mensch. Also sag ich's so: Bewegen
Sie sich umgehend ins Stuttgarter Präsidium, sonst lasse ich Sie zur Fahndung ausschreiben.«
»Ich verstehe Sie nicht?«
»Mit wem haben Sie denn vor ein paar Minuten telefoniert?«
»Das möchte ich auch gerne wissen.«
Weber sprach nun mit einer etwas tiefer gelegten Stimme:
»Hallo.«
Dengler wurde schwindelig. Die unbekannte Handynummer – gehörte Hauptkommissar Weber? »Wer ist dieser Crommschröder?«, fragte
Weber.
»Ist das Ihr Handy?«, fragte Dengler.
»Nein, das ist es nicht.«
»Wem gehört es dann?«
»Der Leiche, die wir aus Ihrer Wohnung gezogen haben!«
Vollbremsung.
Dengler stand auf der Friedrichstraße und konnte nicht weiterfahren. Hinter ihm ein Hupkonzert.
»Hallo, Dengler, sind Sie noch dran?«
»Ja. Ich verstehe nicht...«
Er ließ den Renault wieder an. Ein Audi überholte ihn. Der Fahrer zeigte ihm einen Vogel. Vorsichtig fuhr Dengler an die Straßenseite.
»Wir haben die beiden Burschen geschnappt, die den Mord in Ihrer Wohnung mutmaßlich begangen haben. An der österreichischen
Grenze. Sie hatten das Handy des Opfers dabei. Können Sie sich meine Überraschung vorstellen, als Sie plötzlich auf diesem
Handy anriefen?«
»Ja.«
»Also. Kommen Sie freiwillig ins Präsidium – oder muss ich Sie holen lassen?«
»Ich bin noch in Berlin. Morgen früh bin ich bei Ihnen.«
»Gut. Ich habe hier noch etwas Interessantes für Sie.«
Weber legte auf.
Dengler schaute in den Rückspiegel, gab Gas und fuhr los.
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Im Präsidium
Olga holte ihn am Abend auf dem Flughafen Echterdingen ab. Er verstaute den IMSI-Catcher im Kofferraum eines Taxis, dann fuhren
sie zunächst zu Nolte & Partners. Das Gerät würde er nicht mehr brauchen.
»Wir werden heute nicht in der Wagnerstraße übernachten«, sagte er zu Olga.
Sie fuhren in ein kleines Hotel
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