Fremde Wasser
geplant verabschiedet?«, fragte Dengler.
Harder schüttelte den Kopf.
»Durch den Infarkt der Abgeordneten Schöllkopf wurde die Sitzung unterbrochen. Die Streichung des Paragraphen 103 in seiner
alten Fassung steht in ein paar Tagen wieder auf der Tagesordnung.«
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Schlagzeilen
Nachdenklich gingen sie gegen zwölf Uhr nach Hause. Am Wilhelmsplatz verabschiedete sich Leopold Harder von ihnen, der die
letzte U-Bahn am Österreichischen Platz noch bekommen musste.
Sie gingen die Olgastraße hinunter.
»20 Milliarden sind ein Mordmotiv«, sagte Martin Klein.
Dengler nickte und schwieg.
In der Wagnerstraße kam ihnen ein Zeitungsverkäufer entgegen. Der »Mord im Bohnenviertel« beherrschte die Schlagzeilen beider
Stuttgarter Zeitungen. Sie brachten ein Foto des Toten sowie die Fahndungsbilder der beiden gesuchten Männer. Ein weiteres
Bild zeigte Weber auf einer Pressekonferenz.
Martin Klein las vor: »Stuttgart. Der Einbruch in das Büro eines Privatdetektivs kostete gestern Abend den Einbrecher das Leben. Zwei Männer lauerten
ihm auf, folterten ihn und brachten ihn kaltblütig um. Die Polizei geht davon aus, dass der Einbrecher Opfer einer Verwechslung
wurde. Die Fahndung nach den beiden Männern läuft mittlerweile europaweit. Die Identität des Opfers ist noch unbekannt.«
Als Klein sich im Treppenhaus verabschieden wollte, erinnerte ihn Dengler daran, dass der IMSI-Catcher noch bei ihm stand.
Klein schloss umständlich seine Wohnungstür auf. Olga winkte den beiden und ging nach oben. Dengler nahm den schwarzen Koffer
mit dem Gerät und trug ihn in seine Wohnung.
In seinem Büro blinkte das Display des Anrufbeantworters und zeigte an, dass das Ende seiner Aufnahmekapazität fast erreicht
war. Verschiedene Zeitungen wollten Dengler sprechen, und eine Reiseagentur bestätigte seinen Flug morgenfrüh nach Berlin. Eine Nachricht kam von einem früheren Klienten. »Anton Föll hier«, sagte der Mann, »es ist wegen meiner
Frau. Jetzt bin ich mir ganz sicher, dass ... dass sie einen anderen hat. Ich rufe Sie morgen wieder ...«
Dengler schaltete das Gerät ab.
Er duschte. Er betrachtete sich im Spiegel. Was hatte dieser Typ in seiner Wohnung gewollt? Warum hatte er ihn überwacht?
Wer war er? In wessen Auftrag handelte er?
Die Verschlusskappe der Zahnpastatube lag im Ausguss des Waschbeckens. Gedankenverloren griff er nach dem Verschluss und schraubte
ihn auf die Tube und stellte sie zurück in den Zahnputzbecher.
Sein Handy klingelte.
»Kommst du rauf?«
Dengler legte auf und ging zu Olga.
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Panik
Stefan C. Crommschröder hält es am Morgen nicht in seinem Büro aus. Er fährt zum Prenzlauer Berg und verbarrikadiert sich
in Irenes Wohnung. Irene ist zur Arbeit gegangen und wird erst am frühen Nachmittag zurückkommen.
Er schließt seinen Laptop an und ruft Spiegel online auf. Auf einem zweiten frame verfolgt er die Nachrichten von Reuters. Parallel dazu schaltet er den Fernseher ein, ntv, fährt den Ton herunter und sucht auf Irenes Radio DLF. Dann wartet er.
Nirgendwo eine Nachricht über den plötzlichen Tod einer Bundestagsabgeordneten.
Er wird nervös.
Sollte auch dieser letzte Plan gescheitert sein?
Eine Stunde vor der Abstimmung melden die Agenturen immer noch nichts.
Er zieht den Mantel an und läuft auf die Straße.
Hält es nicht mehr aus.
Von seinem Handy aus ruft er an.
»Schöllkopf.«
Die Sinne schwinden ihm. Sie lebt noch.
Sein letzter Plan ist gescheitert.
Er bleibt stehen. Sein Herz rast. Ihm ist schwindelig.
»Hallo?«, ruft die Stimme aus dem Hörer.
»Spreche ich mit Angelika Schöllkopf, der Abgeordneten?«, vergewissert er sich.
»Ja.«
Er legt auf.
Kalte Wut steigt in ihm auf. Er lässt sich nicht verarschen.
Da hat jemand viel Geld kassiert und dann keine Leistung gebracht.
Da hat jemand versucht, ihn zu verarschen. Er ruft die Nummer an, die der Puderer ihm gegeben hat. Sagt das Passwort. Verlangt
den Mann zu sprechen, der den Auftrag ausführen sollte. Das sei leider nicht üblich?
»Wenn Sie mir nicht sofort seine Handynummer geben, gehe ich zur Polizei. Dann können Sie für den Rest Ihrer Tage im Gefängnis
schmoren.«
Der Mann will ihn vertrösten.
Crommschröder sieht die beiden öffentlichen Telefone am Kollwitzplatz. Er sagt dem Mann, dass er nun über eine öffentliche
Leitung die Polizei anrufen wird. Klemmt das Handy mit der Schulter am Ohr fest und nimmt den Hörer ab.
Wählt den
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