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Fremder an meinem Ufer

Fremder an meinem Ufer

Titel: Fremder an meinem Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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fremder Götter und das Areal des Heiligtums. Es war Apollo und Artemis gewidmet, die auf der Insel geboren waren und versprochen hatten, sie zu beschützen. Tausende von Jahren hatte Delos als Pilgerstätte und Handelsstation floriert.
    Dann führte sie mich zurück durch die Ruinen, ein Labyrinth aus meist hüfthohen Mauern. An einigen Stellen waren sie restauriert, sodass die Säulen und Giebel wieder standen. Sie huschte in verschiedene Häuser hinein und zeigte mir Wandmalereien und komplizierte Mosaiken: einen Gott, der auf einem Leoparden ritt, Grimassen schneidende Theatermasken und grinsende, ihr Gebiss zeigende Delfine. Bei unserer Rückkehr ins Hafengebiet kamen wir über eine Terrasse, auf der eine Reihe merkwürdig schlanker Löwenstatuen stand. Ich machte ein Foto von ihr, wie sie sich gegen eine davon lehnte. Hier im Freien hatte sie die Sonnenbrille wieder aufgesetzt, und man konnte in ihrem Gesicht nichts lesen. Trotz meines Huts wurde mir schwindlig von der Sonne. Das Licht strahlte von den Marmorstraßen ebenso heftig wider, wie es vom wolkenlosen Himmel über uns einfiel.
    »Lassen Sie uns etwas trinken«, schlug ich vor. »In der Nähe des Museums gibt es ein Café.« Der Rundgang machte mir Spaß, aber all die Namen und Daten sagten mir nicht viel. Ich wusste, dass ich mich in vierundzwanzig Stunden an die meisten nicht mehr erinnern würde.
    Wir gingen durch die Ruinen zurück. »Das hier müssen Sie sehen«, sagte Phoebe plötzlich, nahm meinen Ellbogen und zog mich beiseite. »Dies ist das Heiligtum des Dionysos.«
    Gehorsam schaute ich es mir an. Der Tempel selbst war nichts Besonderes; ein weiteres, von niedrigen Mauern umschlossenes Areal. Aber an der Vorderseite befanden sich zwei Sockel, und auf denen standen die größten Steinphalli, die ich je gesehen hatte. Leicht geneigt sahen sie aus, als zielten sie in den Himmel. Mir klappte der Mund auf, und ich musste lachen.
    »Sie sind toll, nicht wahr?« Phoebe deutete mir der Hand auf den, der mir am nächsten stand. »Geben Sie mir Ihre Kamera, ich mache ein Bild von Ihnen.«
    Kurz fragte ich mich, ob sie sich die ganze Mühe nur gemacht hatte, um mit meiner neuen Digitalkamera durchzubrennen, dann beschloss ich, dass es mir egal war. Ich reichte ihr den Apparat, stellte mich neben den Sockel und sah zu dem monströsen Steinphallus über mir auf. Er balancierte auf seinen ovalen, straff hochgezogenen Hoden und war dick und geädert und kurz vor dem Abspritzen. Was für ein Jammer, dass er auf halber Schafthöhe abgebrochen war, dachte ich.
    »Lehnen Sie sich an den Sockel«, befahl Phoebe und schob ihre Sonnenbrille wieder die Stirn hinauf. »So ist es richtig. Lächeln.« Wiederholt klickte die Kamera, als sie eine Aufnahme nach der anderen machte. »Zurücklehnen. Jetzt die Hände über den Kopf heben.«
    Es war niemand sonst in der Nähe. Ich tat, was sie gesagt hatte, grinste frech und schob die Hüfte vor. Meine Finger strichen über den Marmor. War das nicht genau das, was ich in Griechenland gesucht hatte – Sonne und große Schwänze?
    »Sehr schön«, sagte sie und betrachtete blinzelnd den kleinen Bildschirm. »Recken Sie mal Ihre hübschen Möpse, Ness.«
    Ich versuchte damit zu wackeln und gab mir Mühe, nicht loszulachen. Phoebe fotografierte immer noch und kam dabei näher, bis sie direkt vor mir stand. Dann senkte sie die Kamera und sah mir unverwandt in die Augen. Ein langes Schweigen trat ein, in dem ich etwas hätte sagen oder ihrem Blick hätte ausweichen können, doch ich tat es nicht. Sie beugte sich vor und küsste mich auf die Lippen. Ihr Mund war so reif und saftig wie die Tomaten in dem Salat, den man in den Tavernen bekam. Ich zitterte. In meinem Inneren wand sich etwas Heißes, Feuchtes. Ihre Zunge brach das Siegel meiner Lippen und glitt in meinen Mund. Aus meiner Kehle stieg ein leiser Laut auf; kein Protest, nur Überraschung.
    Phoebe lachte leise. Ich roch den Duft der Sonnencreme auf ihrer Haut. Ich hatte noch nie ein Mädchen geküsst. Sie war weicher als ein Mann, ihre Lippen voller, und ihre Zunge bewegte sich eher sanft, anstatt zu stoßen. Jetzt strichen ihre Brüste über meine, und ich hatte ein schweres Gefühl in meinem Geschlecht, so schwer, dass mir die Beine von der Last schwach wurden. Sie fasste unter meinen Rock, zog ihn hoch und schob ihre Hand an meinem Schenkel hinauf. Auf meiner glühenden Haut fühlten sich ihre Finger kühl an. Sie gab meinen Mund frei und rückte ein wenig von mir ab,

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