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French, Tana

French, Tana

Titel: French, Tana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sterbenskalt
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aber wenn ich das Bedürfnis gehabt hätte, Imelda
Tierney zu bestechen, hätte ich das wesentlich günstiger haben können. Ein paar
Stangen John Player Blue hätten's auch getan. Ich fand, dass ich diesen
Gedanken Isabelle gegenüber besser für mich behalten sollte, und sagte
stattdessen: »Das hat nichts mit mir zu tun. Damit eins klar ist: Ich habe
nichts mit dem Fall zu tun, auch nicht mit dem jungen Typen, und ich will
nichts von deiner Ma. Okay?«
    »Da wären
Sie der Erste. Aber wenn Sie nichts wollen, kann ich ja jetzt gehen, oder?«
    Die
Hallows Lane war menschenleer - heute waren keine alten Leutchen zu sehen, die
ihre Klinken wienerten, keine flotten Mummys mit Formel-I-Kinderwagen, alle
Türen fest gegen die Kälte verschlossen -, aber ich spürte Augen in der
Dunkelheit hinter den Gardinen. Ich sagte: »Kann ich dich was fragen?«
    »Von mir
aus.«
    »Wo
arbeitest du?«
    »Was
interessiert Sie das?«
    »Ich bin
neugierig. Wieso, ist das geheim?«
    Isabelle
verdrehte die Augen. »Ich mache eine Ausbildung als Anwaltsgehilfin. Was
dagegen?«
    Ich sagte:
»Das ist toll. Alle Achtung.«
    »Danke.
Seh ich so aus, als würde es mich interessieren, was Sie von mir halten?«
    »Wie
gesagt, früher hab ich deine Ma sehr gemocht. Es gefällt mir, dass sie eine
Tochter hat, auf die sie stolz sein kann, die sich um sie kümmert. Jetzt beweis
doch mal, dass du auch ansonsten so vernünftig bist, und bring ihr diesen
blöden Fernseher.«
    Ich machte
den Kofferraum auf. Isabelle ging um das Auto herum zum Heck - mit einigem
Abstand, für den Fall, dass ich sie reinstoßen und in die Sklaverei verkaufen
wollte - und warf einen Blick darauf. »Nicht schlecht«, sagte sie.
    »Eine
Spitzenleistung moderner Technologie. Soll ich ihn zu euch in die Wohnung
tragen, oder willst du irgendwen holen, der mit anfasst?«
    Isabelle
sagte: »Wir wollen ihn nicht. Was verstehen Sie daran nicht?«
    »Hör mal«,
sagte ich. »Das Ding da hat mich eine Stange Geld gekostet. Es ist nicht
geklaut, es ist nicht mit Anthrax besprüht und es hat keinen Spezialbildschirm,
durch den euch der Geheimdienst beobachten kann. Also wo ist das Problem? Bloß
weil ich ein Bulle bin?«
    Isabelle
sah mich an, als würde sie sich fragen, ob ich in der Lage wäre, meine Unterhose
richtig rum anzuziehen. Sie sagte: »Sie haben Ihren Bruder verpfiffen.«
    Da lag
also der Hund begraben. Ich war mal wieder der saublöde Trottel gewesen, der
gedacht hatte, es würde sich vielleicht nicht herumsprechen: Falls Shay die
Klappe gehalten hatte, gab es immer noch die örtliche Gerüchteküche, und falls
die mal einen Tag geschlossen hatte, hätte rein gar nichts Rocky daran
gehindert, in einer der nachfolgenden Vernehmungen einen winzigkleinen Hinweis
fallen zu lassen. Die Tierneys hätten jeden geklauten Fernseher mit Kusshand angenommen
- wahrscheinlich hätten sie auch einen von Deco angenommen, dem freundlichen
Drogendealernachbarn, falls der fand, dass er ihnen aus unerfindlichen Gründen
was schuldig war -, aber mit so einem wie mir wollten sie nichts zu tun haben.
Selbst wenn ich den Drang verspürt hätte, mich gegenüber Isabelle Tierney oder
den faszinierten Zuschauern hinter den Fenstern oder überhaupt jeder lebenden
Seele in den Liberties zu verteidigen, es hätte absolut nichts genützt. Ich
hätte Shay krankenhausreif oder gar tot prügeln können, das wäre wahrscheinlich
mit beifälligem Nicken und Schulterklopfen quittiert worden. Aber was er getan
hatte, rechtfertigte in keiner Weise, dass ich meinen eigenen Bruder ans
Messer geliefert hatte.
    Isabelle
vergewisserte sich mit einem Rundumblick, dass Leute in der Nähe waren, die ihr
gegebenenfalls zu Hilfe kommen könnten, und erklärte dann schön laut, damit es
auch alle hören konnten: »Schieben Sie sich Ihren Fernseher von mir aus in den
Arsch.«
    Sie sprang
zurück, schnell und behände wie eine Katze, für den Fall, dass ich mich auf sie
stürzen wollte. Dann zeigte sie mir den Stinkefinger, damit auch der Letzte die
Botschaft verstand, wirbelte auf ihren Stöckelschuhen herum und stakste die Hallows
Lane hinunter. Ich sah zu, wie sie ihre Schlüssel herauskramte, in dem
Bienenstock aus alten Ziegeln und Gardinen und wachsamen Augen verschwand und
die Tür hinter sich zuknallte.
     
    Am selben
Abend begann es zu schneien. Ich hatte den Fernseher oben an der Hallows Lane
stehen lassen, wo ihn Decos nächster Kunde mitgehen lassen konnte, war nach
Hause gefahren, hatte den Wagen dort

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