Freundin für Allie
stattfinden?«
»Keine Ahnung«, sagte ich. »Wenn sie über mich herfällt. Sie bestimmt, sie ist viel größer als ich.«
»Eine Fünftklässlerin will dich fertigmachen?«, fragte Mark beeindruckt.
Ich wollte meinem Bruder nicht die Wahrheit verraten, zumal er Rosemarie kannte. Er spielte jeden Tag in der Pause Kickball mit ihr. Ob er sie nett fand, wusste ich nicht. Im Gegensatz zu Prinz Peter war Rosemarie ganz schön gemein zu Jüngeren. Aber Mark konnte was aushalten, wahrscheinlich merkte er es nicht einmal.
Dennoch lenkte ich von seiner Frage ab. »Und wenn ich an ihre Nase nicht rankomme?«
»Ein Schlag in den Bauch müsste bewirken, dass sie zusammenklappt«, sagte Dad nachdenklich. »Und dann kannst du ihr eins auf die Nase geben. Aber vielleicht solltest du das lieber mit deiner Mutter besprechen?«
»Nein!«, rief ich und Mark nickte zustimmend.
»Mom ruft sicher Allies Lehrerin an«, erklärte Mark. »Die schimpft das Mädchen aus. Und die weiß, dass Allie gepetzt hat. Und dann will sie Allie noch mehr fertigmachen, weil sie eine Petze ist.«
Ich warf Mark einen dankbaren Blick zu. Auch wenn kleine Brüder einen manchmal echt nerven, ist es ab und zu doch schön, dass es sie gibt. Sie wissen genau, was man denkt und fühlt, weil sie das Gleiche denken und fühlen.
»Sie würde warten, bis sie Allie mal allein erwischt«, fuhr Mark fort, »und wenn Allie am wenigsten damit rechnet, springt sie aus ihrem Versteck und ZACK!«
Manchmal gehen kleine Brüder aber auch eindeutig zu weit.
»Also wäre es besser, wenn Allie gut vorbereitet wäre«, schloss Mark.
Dad sah besorgt aus. »Stimmt«, sagte er. »Aber ihr wisst genau, dass eure Mutter nichts von Prügeleien hält.«
»Aber Dad«, sagte ich. »Mark hat recht. Egal, ob Mom was gegen Prügeleien hat oder nicht, muss ich mich doch verteidigen
können, oder? Sie kann mich ja schließlich nicht 24 Stunden am Tag beschützen.«
»Trotzdem«, sagte Dad. Es war ihm deutlich unangenehm. »Ich …«
Ich schluckte. »Was war das?«, fragte ich. »Ich glaube, Mom hat gerufen. Ich gehe nach unten und frage sie, was sie wollte.«
Ich stürmte aus dem Zimmer. Natürlich hatte ich gar nichts gehört, sondern nur so getan. Ich wollte nicht darüber nachdenken, was Rosemarie mit mir machen würde, wenn Dad Mom erzählte, was los war, und Mom Mrs Hunter anrief und Mrs Hunter Rosemarie zur Rede stellte. Als ich die Küche betrat, beendete Mom gerade ein Telefongespräch.
»Gute Neuigkeiten«, sagte sie.
Gute Neuigkeiten? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Rosemarie Dawkins die Hauptrolle in einer Disney-Serie bekommen und sie deshalb nach Hollywood ziehen würde. Dann hätte ich sie nie wieder sehen müssen! Aber ich wusste, dass diese Hoffnung nicht bestand.
»Mrs Hauser hat gerade angerufen«, sagte Mom. »Lady Serena und ihren Kätzchen geht es so gut, dass sie aus der Tierklinik entlassen werden. Mrs Hauser hat gesagt, Lady Serena hat endlich begonnen, sie zu säugen und sich um sie zu kümmern. In einigen Tagen werden sie ihr Fell bekommen und die Augen aufmachen. Dann kannst du zu den Hausers rübergehen und dir eins aussuchen. Aber sie müssen noch ein paar Wochen bei ihrer Mutter bleiben, bis sie entwöhnt sind.«
Ich war so geschockt, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte. In letzter Zeit hatte es nur schlechte Nachrichten gegeben. Deshalb konnte ich nicht glauben, dass auch mal etwas Positives geschah.
»Ist ein Gestreiftes dabei?«, fragte ich Mom. »Vielleicht ein wunderschönes Grau-Schwarz-Gestreiftes mit weißem Bauch und weißen Pfoten?«
»Keine Ahnung«, sagte Mom. »Wie Mrs Hauser bereits sagte, haben sie noch kein Fell. Sie sind nackt, wie Wassermolche.«
»Sag nie wieder Wassermolche!«, rief ich. »Katzenbabys sehen kein bisschen aus wie Wassermolche! Wassermolche sind grün und schleimig! Katzenbabys sind süß!«
»Kein Grund so zu schreien, Allie«, sagte Mom. »Ich habe genug Probleme, nachdem dein Vater mir den Besuch von Oma aufs Auge drückt.«
»Es ist doch immer schön, wenn Oma kommt«, sagte ich überrascht. »Sie bringt uns Geschenke mit.«
»Klar«, sagte Mom und öffnete die Kühltruhe, weil unser Herd immer noch nicht geliefert worden war.
Heute Abend sollte es Salat und Tiefkühl-Baguettes geben. Ich würde den Käse und die Tomatensoße von meinem Baguette abkratzen, weil eine meiner Regeln lautet: Du sollst nichts Rotes essen .
»Stimmt, nur ist das Haus noch nicht ganz so hergerichtet, dass
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