Freundin für Allie
recht. Wir müssen ab sofort Allies Leibwächter sein und sie auf dem Schulhof keine Sekunde aus den Augen lassen. Rosemarie traut sich nicht, ihr etwas zu tun, wenn wir dabei sind und jederzeit Mrs Hunter holen können.«
»Ach, Leute«, sagte ich gerührt.
Echt, mir ging das Herz auf, so lieb hatte ich die drei in diesem Moment. Sie waren so nett – und das obwohl ich doch die Neue war. Diese drei waren die besten Freundinnen, die ich je gehabt hatte, auch wenn keine von ihnen das bisher laut gesagt hatte.
»Das müsst ihr nicht.«
»Doch«, sagte Caroline. »Dafür sind Freundinnen doch da.«
»Und Königinnen«, sagte Erica. »Vergesst die Königinnen nicht.«
Sophie nickte, obwohl sie immer noch ängstlich aussah. »Das stimmt.«
Ich hätte beinahe losgeheult. Das war so wahnsinnig nett von den dreien. Denn das stimmt wirklich:
Freundinnen – und Königinnen – lassen es nicht zu, dass eine von ihnen verhauen wird.
Das ist eine Regel, unbedingt.
Regel Nummer 6
Man sollte immer versuchen, Konflikte friedlich und gewaltfrei zu lösen
Caroline, Sophie und Erica wollten zwar meine Leibwächter sein, aber sie konnten mich auch nicht immer vor Rosemarie und ihrer Drohung beschützen. Sie waren beispielsweise nicht dabei, als Mrs Hunter mich mit einem Zettel zur Direktorin Mrs Jenkins schickte. Als ich die Treppe wieder hochstieg, traf ich auf Rosemarie, die gerade aus der Mädchentoilette kam.
Erst dachte ich, sie hätte sich den Kloschlüssel geholt und auf der Toilette auf mich gewartet. Dann entschied ich aber: Nein, so sehr kann mich nicht mal Rosemarie hassen.
Doch als ich möglichst unauffällig weiterging, sagte Rosemarie: »Oh, hallo, Loser. Da bist du ja, Loser.«
Ich schaute mich in der Halle um und fragte mich, mit wem Rosemarie sprach, aber außer uns war nur noch der Hausmeister Mr Elkhart da. Er wischte gerade das Erbrochene von Morgan Hayes weg, der sich vorher übergeben hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Rosemarie zu Mr Elkhart Loser
sagte, denn: Es ist unhöflich, Erwachsene zu beleidigen . Das ist eine Regel.
Allerdings konnte ich mich glücklich schätzen, dass Mr Elkhart da war, weil Rosemarie nicht jetzt gleich über mich herfallen konnte. Der Hausmeister stützte sich nämlich auf seinen Schrubber und beobachtete uns.
Ich sagte schnell »Hallo, Rosemarie« und machte einen großen Bogen um sie, damit sie mich nicht etwa zu Boden boxte, wenn sie mit ihren langen Armen ausholte.
Rosemarie konnte mich zwar nicht hauen, aber ärgern, und das tat sie auch: »Was bibberst du denn so, du Angsthase? Bist du ein Angsthase, Allie?«
Ich ging einfach weiter zurück in unsere Klasse, weil Mrs Hunter mir ja nur erlaubt hatte, ihren Zettel zu Mrs Jenkins zu bringen, und nicht in der Halle zu trödeln und mit Rosemarie zu reden. Als ich an meinen Platz zurückkehrte und Erica merkte, dass Rosemarie direkt hinter mir in die Klasse kam und den Toilettenschlüssel auf Mrs Hunters Pult legte, drehte sie sich blitzschnell zu mir, als wollte sie fragen: Ist alles in Ordnung?
Ich schlug jedoch das Englischbuch auf der passenden Seite auf, tat ungeheuer beschäftigt und sagte kein Wort (zumal wir während des Unterrichts nicht schwätzen dürfen). Erst in der Pause, als wir in unserem Fantasie-Schloss hinter den Büschen in Sicherheit waren, erzählte ich Erica, Sophie und Caroline von der Sache mit Rosemarie.
»Jemand muss dem ein Ende machen«, sagte Sophie.
»Genau!«, stimmte Caroline zu. »Wir müssen es Mrs Hunter erzählen.«
»Nein!«, schrien Sophie und ich gleichzeitig.
»Das macht sie nur noch wütender«, erklärte Sophie.
»Es muss einen anderen Weg geben«, sagte Erica.
»Kann Allie nicht Selbstverteidigung lernen?«, fragte Sophie.
»Was ist das denn?« Erica hatte noch nie davon gehört.
»Die Kunst, sich gegen seine Feinde zu wehren«, sagte Caroline. »Aber ich möchte Einspruch erheben. Man sollte immer versuchen, Konflikte friedlich und gewaltfrei zu lösen.«
Das klang gut. Das klang so gut, dass es eine Regel sein sollte. Das fanden die anderen auch.
»Mein großer Bruder hat mir mal was gezeigt«, sagte Sophie. »Er kennt die Stellen am menschlichen Körper, wo ein Schlag am meisten wehtut. Deshalb glaube ich, wenn Allie ihren Absatz mit voller Wucht in Rosemaries Fuß bohrt, ist sie so lange außer Gefecht, dass Allie weglaufen kann. Das scheint mir in dieser Situation die beste Strategie zu sein.«
»Und wenn Rosemarie Stiefel anhat?«, fragte
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