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Freundin für Allie

Titel: Freundin für Allie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Cabot
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meinen Bruder komisch. Und ich war von der Lehrerin, bei der ich beliebt sein wollte, beim Schwätzen erwischt worden. Aber immerhin hatte ich eine richtige Antwort gewusst! Außerdem fanden ein paar Fünftklässlerinnen meinen kleinen Bruder süß. Vielleicht wurde es jetzt ja besser. Schlimmer konnte es ja nicht mehr kommen. War das eine Regel oder nicht?

Regel Nummer 3
    Man darf Erwachsene nicht belügen -- außer, wenn sie sich durch die Lüge besser fühlen

    So nah an der Schule zu wohnen, hat den Vorteil, dass man zum Mittagessen nach Hause gehen kann. Dann muss man sich keine Gedanken darüber machen, ob die Mutter das Milchgeld bezahlt hat oder ob es vielleicht etwas Ekliges zum Mittagessen gibt, etwas mit Tomaten zum Beispiel. (Die kann ich ja nicht essen, weil eine meiner Regeln lautet Du sollst nichts Rotes essen. ) Man muss sich auch nicht überlegen, neben wem man in der Cafeteria sitzen soll, weil man ja dort kein Mittagessen zu sich nimmt.
    Ich musste natürlich vor dem Kindergarten auf Kevin warten, weil ich meinen Eltern versprochen hatte, meinen Bruder nach Hause zu bringen, obwohl Kevin gesagt hatte, er wäre kein Baby und könnte allein nach Hause gehen. Aber das war gelogen, weil einer, der an seinem ersten Tag sein Piratenkostüm trägt und mich vor der gesamten vierten Klasse blamiert, ganz klar ein Baby ist.
    Als Kevin den Gruppenraum verließ, riefen ihm alle nach:
»Ach, tschüs, Kevin, ich hoffe, du ziehst morgen wieder dein Piratenkostüm an! Es war nett, dich kennenzulernen, Kevin! Du bist echt’ne Marke, Kevin!« Blablabla!
    Das kam nicht von seinen indergartenkollegen, sondern von den Kindergärtnerinnen und Erzieherinnen. Aber es klang trotzdem voll albern und wir, ich, Erica, Sophie und Caroline (die mit mir warteten), hätten uns am liebsten übergeben. Also, ich weiß nicht genau, ob sie sich auch gern übergeben hätten, denn als Kevin in seinem Piratenkostüm rauskam, gab es ein kleines Kämpfchen darum, wer auf dem Nachhauseweg seine Hand halten durfte.
    »Du kannst ihn doch ständig sehen, weil du direkt neben ihm wohnst«, sagte Sophie zu Erica, als Erica seine Hand halten wollte.
    »Genau«, sagte Caroline. »Wie wär’s mit abwechselnd? Das wäre gerecht.«
    »Entschuldigung«, sagte Erica erschrocken. »Natürlich.« Caroline hatte recht, was Erica anging. Es sah wirklich so aus, als täte sie alles für den lieben Frieden. Ebenso offensichtlich war, dass plötzlich alle Welt Kevin süß fand. Alle außer mir.
    »Alles halb so schlimm, Mädels«, sagte Kevin strahlend. »Ich habe ja zwei Hände. Caroline und Sophie bekommen je eine Hand bis zur nächsten Ecke und dann kommen Erica und Allie dran.«
    Da hätte ich mich am liebsten schon wieder übergeben.

    Und ich hätte ihn auch gern getreten, nicht fest, nur ein bisschen wie ein Kleinkind eben. Außerdem hatte ich null Bock, seine stinkende Hand zu halten. Weder Sophie noch Caroline oder Erica durchschauten, wie schleimig und falsch Kevin war. Er ist vielleicht nicht der merkwürdigste Finkle, aber er ist mit Sicherheit der, der sich selbst im Augenblick am niedlichsten findet und am ehesten einen Tritt in den Hintern verdient.
    Mark, der ebenfalls auf Kevin warten sollte, kam um die Ecke, warf einen Blick auf meine Freundinnen, die sich darum stritten, wer auf dem Heimweg zuerst Kevins Hand halten durfte, verdrehte die Augen und verschwand mit seinen neuen Freunden auf dem Gepäckträger eines Mountainbikes. Für einen Zweitklässler kapiert Mark manchmal ganz schön schnell!
    Ich hatte gehofft, wir müssten auf dem Heimweg nicht an der Reihe von Kindern vorbeilaufen, die für ihr Mittagessen anstanden. Das liegt daran, dass in der altmodischen Pinienpark-Schule die Cafeteria auch als Turnhalle und Aula dient, sodass die Kinder vor dem Panoramafenster im Flur vor der Turnhalle Schlange stehen. Deshalb konnten alle aus meiner Klasse (außer denen, die kein Mittagessen bestellt hatten oder bereits in der Turnhalle waren oder schon zum Mittagessen nach Hause gegangen waren) sehen, wie Caroline, Sophie, Erica und ich mit meinem Bruder Kevin, dem süßen Piraten, vorbeigingen.
    Alle waren ganz nett und freundlich zu uns … alle außer
Rosemarie. Sie schüttelte den Kopf und sagte: »Wie ich sehe, tragen heute beide ihre Halloween-Kostüme.«
    Dabei schaute sie direkt auf meine Rock-Jeans-Kombi und brachte alle Jungs, die mit ihr in der Schlange standen, dazu, mich auszulachen.
    Kevin streckte die Brust heraus und sagte:

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