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Friedhof der Verfluchten

Friedhof der Verfluchten

Titel: Friedhof der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Stimmen?«
    Der Killer lachte scharf. »Tun Sie nicht so, Sinclair. Sie müssen Sie gehört haben. Was wird hier gespielt?«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung.«
    Koonz räusperte sich. »Wenn Sie es so sehen, sehe ich es auch anders, Mister. Ich werde Ihnen zunächst eine Kugel in die linke Kniescheibe schießen und Sie noch einmal fragen. Sollten Sie mir keine Antwort geben, schieße ich Ihnen eine Kugel in die rechte Kniescheibe. Haben Sie schon Männer gesehen, denen man die Kniescheiben zerschossen hat?«
    »Ja, das habe ich!« knirschte Sinclair.
    »Dann wissen Sie ja, was Ihnen bevorsteht. Also, noch einmal. Was waren das für Stimmen?«
    »Geisterstimmen.« Sinclair rutschte die Antwort heraus, und sie war auch nicht falsch, doch der Killer fühlte sich auf den Arm genommen.
    »Glauben Sie an Geister?«
    »Eigentlich nicht, aber ich…«
    »Dann rücken Sie mit der normalen Antwort heraus!« forderte der Mörder.
    Horace F. Sinclair hob die Schultern. Dabei verzog er das Gesicht und schluckte. »Aber ich sage Ihnen, es gibt für mich keine andere Möglichkeit. Denken Sie an Brigadoon, die versunkene Stadt. Über ihr liegt ein Fluch, und alle 100 Jahre soll die Stadt für ein oder zwei Nächte aus einem unbekannten Reich wieder zurückkehren.«
    Der Killer lachte. »Ammenmärchen sind das. Verdammte Ammenmärchen, und mich wollen Sie damit…«
    »Es gibt keine andere Erklärung für die Stimmen. Wirklich nicht.«
    »Wo haben Sie Ihr Radio?«
    Horace F. Sinclair war erstaunt. »Welches Radio?«
    »Das, mit dem Sie die Stimmen produziert haben, zum Teufel.« Der Killer trat einen halben Schritt vor. Sein Gesicht war jetzt besser zu erkennen. Es zeigte einen bösen, gierigen Ausdruck, und die Waffenmündung wies genau auf Sinclairs Bein.
    Der ehemalige Anwalt schüttelte sich. »Aber ich habe Ihnen doch gesagt, dass dies nicht stimmt. Die Stimme…« Er verstummte, denn er hörte sie ebenso wie der Killer.
    Brigadoon must die!
    Ein Singsang war es. Hoch in der Tonlage, unheimlich anzuhören. Dem Anwalt rann es kalt den Rücken hinab, auch dem Killer war nicht wohl, denn er schaute sich gehetzt um.
    Vielleicht hätte ein anderer die Chance genutzt und versucht, den Killer zu überwältigen, aber nicht der ehemalige Anwalt. Er war erstens körperlich nicht durchtrainiert genug, zweitens zu alt, und drittens dachte er in diesem Moment auch nicht daran. Der Stimmenklang war einfach faszinierend, obwohl sie sich gespenstisch anhörten und von weiten unheimlichen Jenseitswelten zu erzählen schienen. Während Horace Sinclair still stehen blieb, bewegte sich der Killer. Er drehte sich schnell im Kreis, die Gewehrmündung machte diese Bewegung mit, mal deutete sie auf Sinclair, dann wieder an ihm vorbei, ein Zeichen, wie durcheinander der kaltblütige Mörder in diesen Augenblicken war.
    Der ehemalige Anwalt befürchtete, dass der Mann die Nerven verlieren und schießen würde, jetzt, wo er nervös geworden war. Dabei glitt Sinclairs Blick nicht nur über die Gestalt des Killers, er sah auch das Kreuz, und er bemerkte, was vor dem Kreuz geschah. Die Erde war aufgebrochen, als hätte jemand von unten mit starker Kraft dagegen gedrückt.
    Es war tatsächlich eine Kraft, die die Erde hochschob, um selbst aus ihr heraussteigen zu können. Denn was aus dem Boden erschien, war eine bleiche Totenklaue…
    Horace F. Sinclair sagte keinen Ton! Was er hier inmitten des wallenden Nebels und der Einsamkeit der schottischen Berge erlebte, war der kalte Horror.
    Ein Toter oder eine Tote stieg aus dem Grab! Unwahrscheinlich… Und die geisterhaften Stimmen sangen dazu. »Brigadoon must die!«
    Brigadoon muss sterben! Aber, verdammt, es lebt. Und wie!
    Da war die Hand, die sich immer weiter in die Höhe drängte und sogar jetzt den Arm sehen ließ. Kaltes, nacktes Fleisch. Es war ein dünner Arm. Kein Leichenhemd bedeckte ihn. Nur Dreckkrumen klebten noch auf der Haut, die sehr bald herabrannen.
    Dann die Finger. Sie sahen steif aus, waren halb gekrümmt und bildeten eine Klaue, die zupacken wollte.
    In dem Augenblick drehte sich der Killer um. Er hatte sich leicht gebückt, aus dieser Haltung heraus fixierte er sein Opfer. In den Augen glitzerte es, der Mund war verzogen. »Du kannst mich nicht reinlegen, Alter. Auch wenn du tatsächlich nicht weißt, woher die Stimmen gekommen sind, ist mir das jetzt egal, und dein Tod ist für mich eine beschlossene Sache. Verstanden?«
    Sinclair nickte nur, während er nach unten schielte und die

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