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Friedliche Zeiten - Erzählung

Friedliche Zeiten - Erzählung

Titel: Friedliche Zeiten - Erzählung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rotbuch-Verlag
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Türe einschlagen, und sie machte es mit einem Trick. Sie schaute erst einmal durch den Spalt, und wenn sie sah, es ist ein junger Bettler, der vor der Tür steht, sagte sie durch den Spalt hindurch, nun, junger Mann, Sie sehen kräftig und gesund aus, mir will vorkommen, was Sie brauchen, ist eine Arbeit. Ja, sagte der Bettler dann, so wäre es, aber er hätte leider keine Arbeit, deswegen wäre er Bettler und wollte recht schön um Geld bitten, und schon war er reingefallen, weil die Mutter wußte, daß die Arbeit nur so auf der Straße lag, es ist schließlich nicht mehr wie in der Inflation, sagte sie, sondern jeder junge und kräftige Mensch, der zwei gesunde Arme und Beine hat, kann heute eine Arbeit finden, er braucht sich danach nur zu bücken; und die Mutter schlug ihm auch gleich vor, sich ein bißchen danach zu bücken und unseren Keller aufzuräumen, der ziemlich wüst aussah, weil keiner Lust hatte, ihn aufzuräumen. Im Keller lag eine Menge altes Ostgerümpel, er war dunkel und voller Spinnweben, keiner von uns traute sich da hinein. Und wenn Sie den Keller hinter sich haben, kriegen Sie Ihren Lohn, sagte die Mutter und hatte gewonnen, weil der Bettler dagegen nichts sagen konnte, und meistens zog er dann murmelnd ab, weil er eben ein Bettler war, der sich nicht bücken wollte. Wenn es aber kein junger und gesund aussehender Bettler war, der vor der Tür stand, dann war es meistens jemand, der nicht zwei gesunde Arme und Beine zum Arbeiten hatte, weil er mindestens einen Arm oder ein Bein im Krieg gelassen hatte, und der brauchte sich dann nicht zu bücken und den Keller aufzuräumen, sondern war vollkommen ungefährlich; allerdings bekam er sicherheitshalber auch kein Geld, weil die Mutter auch schon Männer ohne ausreichend Arme oder Beine gesehen hatte, wie sie am Kiosk Bier oder Schnaps trinken, aber weil er ungefährlich und harmlos war, sagte die Mutter, einen Augenblick mal, schloß die Tür, um die Sicherheitskette loszuhaken, und dann durfte der Bettler richtig zu uns in die Wohnung rein und bekam in der Küche ein Butterbrot und ein Glas Milch oder vom Mittag einen Teller Grünebohnensuppe, die wir immer nicht aufgegessen hatten wegen unserer Appetitlosigkeit und den Fettstücken, und weil Fäden an den grünen Bohnen waren, die immer im Hals steckenblieben und würgten.
    Wir verstanden das nicht, daß diese Sorte Bettler zu uns in die Küche durfte. Wenn jemand seinen Arm oder sein Bein im Krieg gelassen hatte, ist er doch wahrscheinlich Soldat gewesen, sagten wir uns, und dann hat er doch wahrscheinlich ein paar Leute oder sogar eine ganze Menge Leute erschossen, und es kam uns ein bißchen verdreht vor, daß die Mutter solche Bettler nicht in die Wohnung ließ, die wahrscheinlich noch nicht sehr viele Leute oder am Ende noch überhaupt niemanden erschossen hatten, aber solche, die wahrscheinlich schon eine Menge Leute erschossen hatten, ließ sie durch die Sicherheitskette durch, und sie durften sogar in die Küche, obwohl doch die Mutter die allergrößte Angst hatte, daß wir vergewaltigt und getötet werden könnten. Einmal fragten wir sie, warum machst du das denn; sie sagte, daß es Kriegsverzehrte wären, und das half uns lange Zeit kein bißchen weiter. Sie waren uns unheimlich.
    Der ganze Krieg war uns unheimlich. Wir spielten manchmal in einem Bunker, von dem ein paar Kinder in der Siedlung behaupteten, daß es ein Luftschutzbunker wäre, aber als die großen Jungen das hörten, lachten sie und zeigten den kleineren, die das mit dem Luftschutzbunker gesagt hatten, nur sehr überlegen einen Vogel, denn für einen Luftschutzbunker war das zu klein, da müßte es schon so groß wie eine Turnhalle oder die Schulaula mindestens sein, nein, dieser Bunker hier war ein geheimer Nazi-Bunker für SS -Offiziere gewesen, gas- und atomkriegsgesichert, damit die SS -Leute überleben konnten, während draußen die restliche Welt verreckte. Ich fand, es war eine ziemliche Mutprobe, sich in diese SS -Ruine zu wagen, weil es hieß, daß die SS -Leute da natürlich Waffen oder Dynamit hatten, alles gut versteckt und vergraben, damit sie anschließend beweisen konnten, daß sie keine Waffen hatten, falls die Amis kamen und sie in ihrem Bunker erwischten, und die Amis wären nämlich schon ziemlich doof gewesen, denen wäre nie eingefallen, in dem Bunker danach zu suchen, da brauchte ein SS -Mann bloß zu sagen, er hätte keine Waffen. Außer daß der Bunker voll vergrabenem Dynamit steckte, stank es

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