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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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von seinen Mitarbeitern noch niemand aufgetaucht. Das musste er in den nächsten Personalgesprächen unbedingt ansprechen. Er hasste nichts so sehr wie Unpünktlichkeit. Und zumindest von seinen Mitarbeitern konnte er als Chef Pünktlichkeit verlangen.
    Er schlug den Obduktionsbericht auf und las noch einmal die Ergebnisse. Dr. Merizadi war nach Angaben des Gerichtsmediziners erstochen worden, das hatte die Untersuchung des Leichnams bestätigt. Auch zu der Tatwaffe konnte Dr. Becker eine Aussage machen. Thamsen war immer wieder fasziniert, was man heutzutage dank der Forschung und Technik alles herausfinden konnte. Dr. Becker beschrieb die Tatwaffe als ein ganz normales Küchenmesser. Ein Kochmesser mit einer 20-cm-Klinge, der Allrounder für die Profi- und Hobbyküche. Geeignet zum Hacken von Kräutern, Schneiden von Gemüse, Zerteilen und Zerlegen von Fisch und Fleisch.
    Merkwürdig, wunderte Thamsen sich. Von einem Täter aus der rechtsradikalen Szene hatte er eigentlich erwartet, er besäße oder benutze ein anständiges Jagdmesser. Oftmals hatte er gesehen, wie die Mitglieder solcher Gruppen derartige Messer als Waffen an ihren Gürteln trugen. Aber mit dem Ergebnis von Dr. Becker gehörte zum möglichen Täterkreis eigentlich jeder, der ein ordentliches Küchenmesser zu Hause hatte.
    »Morgen.« Gunter Sönksen betrat den Besprechungsraum und blickte sich suchend um. Gleich hinter ihm erschien Ansgar Rolfs.
    »Morgen. Is noch keiner da«, entgegnete Thamsen. Es war mittlerweile 20 nach acht, für acht Uhr war das Meeting angesetzt gewesen. Er spürte, wie sein Hals immer enger wurde. Was bildeten sich diese Lackaffen eigentlich ein? Bestellten ihn hier ein und erschienen dann nicht zum vereinbarten Zeitpunkt. Wenigstens anrufen hätten sie können, wenn sie sich schon verspäteten. Gegenüber seinen Mitarbeitern wollte er zwar nicht ausfallend werden, aber in Gedanken beschimpfte er die Husumer Kollegen aufs Heftigste.
    Er stand auf und schob die Unterlagen zusammen. »Ruft mich, wenn es losgeht.«
    Auf dem Weg zu seinem Büro holte er sich noch eine Tasse Kaffee, die er leider etwas zu voll goss. Da er sehr heiße Getränke noch nie gut hatte trinken können, balancierte er den Becher erst einmal über den Flur und versuchte dabei, keinen Kaffee zu verschütten. Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, den Blick sorgfältig auf die übervolle Tasse gerichtet, sah er die beiden Husumer Kollegen zu spät, die schwungvoll um die Ecke Richtung Besprechungszimmer bogen.
    »Verdammt!«, fluchte Lorenz Meister, als sich der Schwall Kaffee über seinen Anzug ergoss.
    »Entschuldigung«, murmelte Thamsen, musste sich dabei allerdings ein Grinsen verkneifen. Eigentlich verspürte er keine Reue, sondern freute sich insgeheim über das Malheur.
    »Was machen Sie eigentlich hier? Warum sind Sie nicht im Besprechungszimmer?«, raunzte Lorenz Meister, während er versuchte, seinen Anzug trocken zu rubbeln. Der Erfolg war allerdings gering, und das zerknitterte Papiertaschentuch hinterließ massenweise kleine weiße Fusseln auf dem dunklen Zwirn.
    »Ich …«, Thamsen räusperte sich und vollendete den Satz lediglich in Gedanken, denn beinahe wäre ihm rausgerutscht, dass er in der Zeit, in der er auf die hohen Herrschaften, die sich anscheinend einen Dreck um die Uhrzeit kümmerten, gewartet hatte, verdurstet wäre, wenn er sich nicht mit Kaffee versorgt hätte. Aber solch eine Bemerkung hätte wieder eine Menge Ärger bedeutet und daher schluckte er sie herunter. Er hatte dazugelernt.
    »Kommt, die Berichte sind da«, wechselte er daher das Thema und verschwand eilig in den Besprechungsraum.
    Mittlerweile waren seine anderen Mitarbeiter auch versammelt und die Kollegen aus Kiel sowie Dr. Becker per Konferenzschaltung eingewählt.
    Thamsen begrüßte die Runde und bat zunächst Dr. Becker um ein Update. Wie Thamsen bereits dem Bericht entnommen hatte, war das Opfer tatsächlich an den Stichverletzungen gestorben. Allerdings gab es weitere Erkenntnisse, die Dirk noch nicht gelesen hatte.
    Wie bereits am Morgen des Leichenfundes von Becker vermutet, war der Fundort nicht der Tatort. Da die Klinge des Messers auch direkt ins Herz gestochen worden war, musste viel Blut ausgetreten sein. Am Fundort hatten sie jedoch nur eine geringe Menge gefunden. Den Todeszeitpunkt hatte Dr. Becker auf ca. 23:00 Uhr in der vorangegangenen Nacht festgelegt.
    »Das deckt sich mit der Aussage der Witwe«, mischte Thamsen sich ein. »Demnach

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