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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nachricht selbst zu überbringen.
      Er holte sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer seiner Exfrau. Seit der Scheidung lebten die Kinder zwar bei ihm, aber hin und wieder kümmerte sich Iris auch um Anne und Timo.
      »Ja ich bin's«, meldete er sich, nachdem sie das Gespräch angenommen hatte. »Könntest du Anne von der Schule abholen? Wir haben hier einen Leichenfund, und ich kann nicht weg.«
      »Aber selbstverständlich. Wie geht es dir?« Ihre Stimme klang mitfühlend.
      »Gut«, antwortete er kurz angebunden. Er war ihr Interesse an seiner Person nicht gewohnt und wunderte sich darüber. Als sie noch ein Paar gewesen waren, hatte sein Befinden sie so gut wie nie interessiert. Er wusste nicht, wie er mit ihrer plötzlichen Anteilnahme umgehen sollte. Schnell sagte er: »Dann hole ich Anne später bei dir ab«, und legte auf.
      Er warf einen letzten Blick auf den Feldhäcksler, ehe er sich von den Kollegen der Spurensicherung verabschiedete und anschließend zum Auto lief. In Gedanken stand er bereits vor der Tür der Familie und hörte das schrille Läuten der Türglocke.
      Kalli Carstensens Hof lag nicht sonderlich weit entfernt. Thamsen fuhr den schmalen Weg zur Dorfstraße hinunter und bog dann links in die Richtung der ›Dänischen Schule‹ ab. Er hielt sich vorschriftsmäßig an die Geschwindigkeitsbegrenzung wenige Meter vor und hinter der Schule. Eile war nicht geboten. Noch hatte er die passenden Sätze nicht parat.
      An der Gastwirtschaft bog er rechts ab und fuhr in den Herrenkoog hinaus. Nur einen kurzen Moment später schob sich der Hof in sein Blickfeld.
      Eine Türglocke gab es nicht. Thamsen klopfte mit der Faust gegen das Glas der kleinen Butzenfenster, die ein durchsichtiges Quadrat in der massiven Holztür bildeten. Ein Hund bellte, dann hörte er Schritte.
      »Moin«, grüßte er den hochgewachsenen, jungen Mann, der die Tür geöffnet hatte und ihn fragend anblickte, während er krampfhaft versuchte, den bellenden Schäferhund ins Haus zurückzudrängen. Thamsen schätzte ihn auf Ende 30. Vermutlich der Sohn des Opfers, schoss es ihm durch den Kopf, und er fragte deshalb wie selbstverständlich: »Ist Ihre Mutter zu Hause? Ich müsste sie dringend sprechen.«
      Der mannshohe Kerl schüttelte seinen Kopf. »Sie hat sich gerade hingelegt. Es geht ihr nicht besonders. Was wollen Sie denn von ihr?«
      Eigentlich hätte Thamsen auch zunächst mit dem Sohn sprechen können, doch aus unerfindlichen Gründen lehnte er das ab. Außerdem war Frau Carstensen, wenn sie denn bereits geschlafen hatte, sicherlich von dem lauten Hundegebell aufgewacht.
      »Ich müsste sie persönlich sprechen. Wenn Sie Ihrer Mutter also bitte Bescheid geben wollen?« Er verlieh seiner Forderung Nachdruck, indem er mit seinem Polizeiausweis vor den Augen seines Gegenübers herumwedelte.
      »Einen Moment bitte.«
      Eilig schloss der Mann die Haustür und ließ Thamsen vor dem Eingang stehen.
      Wenig später wurde die Tür erneut geöffnet. Eine kleine, schmächtige Frau in Rollkragenpullover und Jeans erschien im Türrahmen. Ihre schmalen Augen musterten ihn.
      »Frau Carstensen?«
      Sie nickte zögernd.
      »Darf ich vielleicht reinkommen?«
      Ohne ein Wort zu sagen, trat sie zur Seite und gewährte ihm Einlass in den schmalen Hausflur, in dem eine winzige Deckenleuchte mehr Schatten als Licht verbreitete. Thamsen benötigte einen kurzen Moment, bis seine Augen sich an die düstere Umgebung gewöhnt hatten. Dann folgte er der Frau, deren Gang mühsam wirkte, ins Wohnzimmer.
      Etwas unschlüssig stand er in dem Raum, in welchem die Lichtverhältnisse wenig besser waren als im schmalen Hausflur. Frau Carstensen ließ sich leicht stöhnend auf ein abgewetztes Cordsofa nieder, ihr Sohn stand neben einem klobigen Ohrensessel mit Blumenmuster und blickte ihn feindselig an. Erst jetzt fielen Thamsen der Gipsarm und die Schürfwunden im Gesicht der Frau auf.
      »Oh, haben Sie sich verletzt?«
      »Meine Mutter ist mit dem Fahrrad gestürzt«, antwortete der Sohn, noch ehe sie überhaupt auf die Frage reagieren konnte.
      Thamsen überging die schnelle Antwort, obwohl ihm die Sache merkwürdig erschien, und konzentrierte sich auf den eigentlichen Grund seines Besuchs. Er wollte die Angelegenheit endlich hinter sich bringen.
      »Ja, also Frau Carstensen. Ich muss Ihnen mitteilen, dass wir Ihren Mann heute Vormittag tot in einem Maisfeld des Landwirts

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