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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schräge Situation. Während Hansen und Olli angestrengt aus dem Fenster lugten, um die Hualewjonken zu beobachten, wanderten Angelikas Hände unterhalb seiner Gürtellinie. Er wollte es eigentlich nicht, aber er ließ Angelika gewähren, die ihm weiter betörend ins Ohr säuselte.
    »Mein lieber Helge. Wenn der Spuk vorbei ist, könnten wir nachher noch einmal unsere Bettkünste verfeinern, oder gefällt dir das nicht?«
    Doch, es gefiel ihm. Stuhr konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, er war nicht mehr Fisch noch Fleisch. Mit Angelika war immer alles schön gewesen, doch einen siebten Aufguss mit ihr wollte er sich ersparen. Irgendwie musste er sich aus dieser unwürdigen Situation befreien.
    In diesem Moment loderte das Feuer der Hualewjonken auf, und Hansen und Olli wendeten sich schnell vom Fenster ab, um nicht entdeckt zu werden. Obwohl Angelika blitzschnell ihre Hände von ihm fortzog, konnte den beiden kaum entgangen sein, was sich abgespielt hatte.
    Glücklicherweise polterte jetzt Oberkommissar Stüber unerwartet die Treppe hoch und erstattete Meldung. »Chef, die Kollegen von der Wyker Polizeiwache haben die Straßen nach Utersum blockiert. Die Hualewjonken befinden sich jetzt in der Falle. Das Spezialeinsatzkommando wird in wenigen Minuten mit Hubschraubern aus der Luft das Spektakel beenden.«
    Stuhr war heilfroh, dass Hansen abgelenkt war. Mehr Spott wollte er nicht ertragen. Aber so konnte es mit Angelika auch nicht mehr weitergehen. So schwer es ihm auch fallen würde, er musste eine Entscheidung treffen. Olli schlich sich wieder zum Fenster und berichtete von dort wie ein aufgeregter Sportreporter. »Schauen Sie nur selbst, Kommissar Hansen. Neben dem Präsi steht dieser Typ aus dem Tanzcafé Mondragon, der mir den Kontakt zu Pimmel verschafft hat. Hans-Harald Sowieso. Weiß nicht mehr, wie der heißt. Jetzt haut er ab mit einem von diesen Bekloppten.«
    Die kurze Stille wurde durch Hansens Einsatzbefehl ins Handy unterbrochen. »Es geht los. Alles wie abgesprochen: So gewaltfrei wie möglich vorgehen, nur kein Blutbad auf der Ferieninsel.«
    Bald überdröhnte das Rotorengeräusch mehrerer Hubschrauber das Gejohle vor dem Haus. Stuhr nahm es zum Anlass, sich endgültig von Angelika zu lösen und sich ebenfalls zum Schlafzimmerfenster zu begeben.
    Drei mächtige Hubschrauber, die aus dem Nichts zu kommen schienen, schwebten mit ohrenbetäubendem Lärm über der feiernden Bande, und schwarz vermummte Gestalten seilten sich in Windeseile auf die erschrockene Meute ab.
    Stuhr zeigte sich siegesgewiss. Was er vor wenigen Tagen mit seinem Knüppel nur andeuten konnte, das vollendete jetzt das Spezialeinsatzkommando. Fast wäre es für ihn zur Götterdämmerung geraten, wenn nicht noch drei Fackeln dieser falschen Bande gegen Angelikas Strohdach geflogen wären.
     
    Während Hansen die Feuerwehr anrief, begann Angelika loszuschreien. »Los, Helge! Tu endlich was! Mach dich nützlich und lösche den Brand! Oder willst du das nicht?«
    Stuhr hob unschuldig die Hände. »Ich? Wie denn? Warum bist du so aufgedreht?«
    »Weil mein Zuhause abfackelt, du Idiot. Immer wenn ich dich in meinem Leben gebraucht habe, warst du nicht da.«
    Nun fiel es Stuhr nicht mehr schwer, die Flucht anzutreten. »Nun, Berater hast du dir zeitlebens für Geld gekauft. Denk nur an deinen Rechtsanwalt Trutz.«
    Prompt folgte der Spott von Angelika. »Hast du Schlaumeier denn nicht bemerkt, dass ich diesen versoffenen Idioten Trutz nur mit Verlockungen vorgeschickt habe, um deine Stimmungslage zu erkunden? Rechtsanwalt, dass ich nicht lache. Zunächst hatte er Schwierigkeiten, mir die Rechtslage zu erläutern. Als er mich anschließend in die Rückenlage nehmen wollte, habe ich ihn geohrfeigt. Er ist daraufhin immerhin von fünf auf zwei Prozent heruntergekrochen. Das warst du mir wert, diese Vermittlungsprovision lockerzumachen. Aber ich wollte 100 Prozent von dir. Und jetzt lässt du mich hier schmählich im Stich. Pfui!«
    Das war wieder einmal starker Tobak von Angelika. Die schönen Jahre der Liebe, die man gemeinsam verlebt hatte, die vergaß man nicht einfach in der Wechselstube.
     
    Während Stuhr skeptisch zu den ersten züngelnden Flammen an der Zimmerdecke schielte, zog ihn Oberkommissar Stüber als Letzten zur Treppe. »Raus hier! Oder wollen Sie einer Hexenverbrennung beiwohnen?«
    Während sie die Treppenstufen hinunterstolperten, um sich ins Freie zu retten, grübelte Stuhr darüber nach, wen Oberkommissar Stüber

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