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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Langhaarperücke und von einer Wolke süßen Parfums umhüllt, aus dem Badezimmer, was auf den ersten Blick den Gesamteindruck ein wenig verbesserte, aber nicht übersehen ließ, dass er den Griff zum Rasierer nicht richtig hinbekommen hatte. Dennoch streifte er ungeniert seinen Bademantel ab und begann, sich über den ältlichen männlichen Körper Dessous anzulegen. Letztendlich streifte er ein Kittelkleid über und ließ sich neben ihm nieder, nicht ohne ihn ans Knie zu fassen.
    »Ach, Olli. Auf die Botschaft von Robert bin ich echt gespannt. Ich habe ihn schon sehr gemocht, doch er hat ständig mit den jungen heruntergemoppelten Dingern herumgemacht. Dabei hätte ich ihm viel mehr bieten können. In mancher Hinsicht bin ich noch fast jungfräulich.«
    Olli musste sich das Grinsen verkneifen, um weiterhin glaubhaft zu bleiben. Fast jungfräulich klang wie ein bisschen schwanger.
    Lollo war jedoch in Gedanken tief bei Robert Halbedel. »Ich war immer bereit für ihn, Olli, das kannst du mir glauben. Bis er sich schließlich für uns geopfert hat.«
    Olli versuchte ernsthaft, sich in die Denke von Lollo einzufühlen. Aber dass Halbedels Tod ein Opfer für die Schauspielertruppe darstellen sollte, dafür klafften Anspruch und Wirklichkeit zu weit auseinander. »Geopfert? Wie meinst du das, Lollo?«
    »Na ja, alleine gestern habe ich sieben Anfragen für ein Gastspiel erhalten. Roberts Tod erhält unsere Schauspielkunst am Leben.« In die entstehende Pause fuhr Lollo nachdenklich fort. »Ach, der Robert. Er war eigentlich immer gerne dort, wo der Sekt zwischen den Schenkeln von jungen Dingern floss. Ab und zu eine Nase Schnee hat er auch nicht verachtet. Pimmel hat ihn in diese Kreise eingeführt, dabei hat Robert natürlich von seinem Kultstatus als absolute Rampensau auf der Bühne gezehrt.« Lollo seufzte.
     
    Bingo, Olli hatte genau den Punkt getroffen, an den er Lollo bringen sollte, und hakte nach. »Du hast ihn mehr als verehrt. Richtig?«
    Lollo nickte ergriffen. »Richtig. Ich hätte Robert auch ohne seinen Starkult als einzigen Mann für mich erwählt.«
    Olli sah Lollo theatralisch eindringlich an, bevor er die entscheidende letzte Botschaft von Robert preisgab. »Er muss nicht nur geahnt haben, dass er sterben muss, sondern auch, wie sehr du ihn verehrt hast, Lollo. Kurz vor seinem Tod am Wasserturm hat er mich angerufen und mir anvertraut, dass er eigentlich immer nur dich geliebt hat. Er hat sich nur nicht getraut …«
    Lollos lautes Aufschluchzen unterbrach Ollis schmachtvolle Ansprache. »Olli, genau das habe ich immer gefühlt. Zwei Liebende, die sich nicht trauen. Du bist mein Glücksbote. Komm, Süßer, gib mir ein Küsschen auf die Wange.«
    Olli überlegte fieberhaft, wie er aus dieser Situation unbeschadet herauskommen konnte. Er wählte den Notausgang. »Sag mal, Lollo, wo kann ich diesen Pimmel denn finden? Ich habe noch eine Botschaft von Robert auch für ihn.«
    Lollos euphorisierte Stimmung sank deutlich, seine Nachfrage klang ausgesprochen kokett. »So, was hat der Robert denn dem Pimmel Wichtiges mitzuteilen?«
     
    »Wie ich sagte, Lollo, eine letzte Botschaft von Robert für Pimmel.« Olli bemühte sich, sein ernstes Gesicht beizubehalten.
    »Für Pimmel? Der hat mir doch den Robert und danach auch noch die Jenny ausgespannt. Da solltest du mal auf der Schanze nachhaken, wie der uns alle angeschissen hat. Der hat meine halbe Theatertruppe durchgezogen, ohne mich vorher zu fragen.« Lollo schmollte zwar, aber er begann, die Situation auszunutzen und sich jetzt an Olli zu schmiegen.
    Olli versuchte, ihn verständnislos abzuschütteln. »Entschuldigung, Lollo, aber wie kann ich einfach so auf der Schanze nach einem Pimmel fragen?«
    Lollo sah ihn liebevoll an. »Mein Süßer, da musst du nur einen Gruß in den Erika-Stuben von der Lollo bestellen und weiter beim Bombenleger nach ihm fragen: Patrick Immel. Pimmel eben.«
     
    Konsterniert musste Olli feststellen, dass das Einfache oft auf der Hand lag. Er versuchte, den nach oben tastenden Kniegriff von Lollo elegant abzuwenden.
    »Willst du nicht doch noch kurz richtig zu mir reinkommen, Kleiner?«
    Genau das wollte Olli nicht. »Nein, Lollo. Ich habe vor, die Ehre von deinem Robert zu retten, und das geht nun wirklich vor. Im Übrigen habe ich Durchfall, das wäre ja für uns beide kein Vergnügen.«
    Die letzte Bemerkung brachte Lollo auf den Boden der Tatsachen zurück. Problemlos konnte sich Olli nun verabschieden, und nach einem

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