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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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überlegte, ob er nicht in die Wohnung hineinlinsen sollte, bemerkte er, dass der Vorhang vorsichtig ein wenig beiseite gezogen wurde. Der Bewohner taxierte ihn. Olli drehte sich elegant wie eine Diva um und glitt geschmeidig zur Haustür zurück. Offensichtlich hatte er die Fleischbeschau bestanden, denn die Tür öffnete sich einen Spalt.
    »Wer schickt dich?«, bellte ihn eine rauchige Stimme an.
    Jetzt konnte endlich der Einsatz beginnen, den ihm Stuhr eingebläut hatte. »Der Robert schickt mich. Ich soll dir eine Botschaft überbringen. Lässt du mich hinein?«
    Die rauchige Stimme klang schlagartig ausgesprochen skeptisch. »Robert? Ich denke, der ist tot. Was soll das? Über Tote macht man keine Scherze.«
    Olli ließ sich Zeit, um die Wirkung seiner Worte zu erhöhen. »Keine einfache Botschaft, Lollo. Die letzte Botschaft. Von Robert, und nur für dich.«
    Sofort wurde die Tür aufgerissen, und das helle Tageslicht traf schlagartig einen etwas heruntergekommenen Mann, der um die 50 Jahre alt sein musste. Er trug einen verwaschenen blaugrau gestreiften Bademantel, und die weißgrauen Bartstoppeln verschönerten den Anblick nicht. Vielleicht hatte er aber auch nur eine harte Nacht hinter sich. Seine Stimme blieb skeptisch, aber dem Gesicht war die entfachte Neugier anzusehen. »Wer bist du, und was hast du mit Robert gehabt?«
    Olli lächelte. Der Fisch hatte angebissen, jetzt musste er ihn nur noch zum Zappeln bekommen. »Ich bin der Olli. Robert war mein Onkel. Mütterlicherseits, dritte Ehe. Weit weg, aber eben Verwandtschaft. Deswegen war da nix, Lollo. Robert war eben nur ein klasse Typ. Genau wie du.«
    Das Schweigen seines Gegenübers dauerte nicht lange. »Wie ich? Du kennst mich doch noch gar nicht.«
    Jetzt musste Olli seine Schlagfertigkeit beweisen. »Doch. Robert hat viel von dir geschwärmt. Ich glaube, er hat dich mehr gemocht, als du vermuten konntest. Aber müssen wir das hier vor der Haustür bereden?«
    Lollo schüttelte den Kopf und machte eine kurze, einladende Handbewegung. »Nee, komm herein. Ist aber noch nicht ganz aufgeräumt.«
    Vorsichtig betrat Olli den mit kaltem Rauch geschwängerten Lagerraum, der eher einem durcheinandergewürfelten Trödelladen als einer Wohneinheit glich. Lediglich ein moderner Fotokopierer in der hinteren Ecke deutete darauf hin, dass man sich im 21. Jahrhundert befand.
    Lollo bemühte sich, in seinem versifften wallenden Bademantel mit den darunter hervorlugenden behaarten Beinen mit Eleganz durch das Lager zu schreiten. »Vornehmlich Erbstücke, Kleiner. Du kannst dich gerne umsehen in meinem Loft, ich habe nichts zu verbergen. Gib mir fünf Minuten im Bad. Aber bitte nichts anfassen außer mich.«
    Olli war sprachlos. Als Lollo den Raum verlassen hatte, wartete er, bis er das Rauschen der Dusche vernehmen konnte. Dann sprang er auf, um den Trödel genauer zu untersuchen. Am interessantesten erschien ihm die gold eingefasste Fotogalerie, in der vornehmlich Bilder von Theateraufführungen eingerahmt waren. Aber es gab auch einige Aufnahmen aus den Kneipen im Schanzenviertel, auf denen zweifelsfrei dieser Halbedel zu erkennen war, dessen Konterfei Stuhr auf Ollis Handy gesendet hatte. Bisweilen posierte neben Halbedel eine imposante und attraktive Frau auf den Bildern.
    Sie ähnelte dieser Jenny, mit der Stuhr gerade einen neuen Beziehungsversuch gestartet hatte. Aber das konnte sie nicht sein, denn mit solchen Schmierlappen würde die sich niemals fotografieren lassen.
    Bei dem letzten gemeinsamen Besuch mit Stuhr und Jenny in der Hamburger Kunsthalle wurde ihm bald klar, dass sie aus dem Hamburger Geldadel stammte.
     
    Auf eines der Fotos hatte die Frau eine kleine Widmung geschrieben: Meinen beiden ›Männern‹. Das musste ein wilder Feger sein, dabei hatte die Frau vermutlich schon die 40 deutlich überschritten.
    Noch interessanter war ein kleines, fast verstecktes Foto, auf dem diese Frau gemeinsam mit Halbedel und Lollo von einem kräftigen Kerl fürsorglich umarmt wurde. Die mit feinem Filzstift darübergeschriebene Widmung las sich mehr als heftig. »In Freundschaft, Dein Pimmel«.
    Nun war dem Foto leider nicht zu entnehmen, wem die Widmung gelten sollte, aber das könnte Stuhr später noch herausfinden. Olli zückte sein Handy und fotografierte die Kneipenbilder mit den Widmungen. Insgesamt wirkte die Frau im Gegensatz zu diesen drei Galgenvögeln mit Abstand am harmlosesten.
     
    Die Tür flog auf, und Lollo schwebte geschminkt, mit

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