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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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setzen. Deshalb die Flucht auf den Turm, deswegen die bizarre Vorstellung dort, und aus diesem Grund auch der Sturz in die Tiefe. Er wollte seinen grausamen Traum beenden.«
    Kommissar Hansen holte tief Atem, bevor er begann, die Luftschlösser von Stüber zu attackieren. »Das ist aber ausgesprochen weit hergeholt, Stüber. Ich brauche Fakten. Belastbares Material.«
    Doch Stüber war erst am Anfang. »Ich habe gestern gegenüber Fingerloos meine Vermutung geäußert. Auf seine Veranlassung hin haben die Kollegen in der Gerichtsmedizin daraufhin den Nachweis führen können, dass Halbedel tatsächlich kurz vor seinem Tod gekokst haben muss. Viel wichtiger aber ist: er war dabei nicht alleine.«
    Hansen pfiff durch die Zähne. »Das ist in der Tat interessant. Was hat Sie darauf schließen lassen, dass Halbedel einen Kumpanen gehabt hatte?«
     
    Stüber prasselte jetzt los. »Da Halbedel kurz vor seinem Tod noch eine Linie gezogen hat, liegt die Vermutung nahe, dass er sich deswegen vor dem Turm aufgehalten hat, denn drinnen gibt es weder vor noch hinter der Bühne eine Möglichkeit, unbeobachtet zu bleiben. Fingerloos hat daraufhin den gesamten eingesammelten Müll auf Kokainspuren untersuchen lassen, und siehe da, an einem kleinen Plastikbeutelchen haben sie Rauschgiftspuren entdeckt. Eben gerade rief mich Fingerloos an, weil er Sie nicht erwischen konnte. Stellen Sie sich vor: Die Leute von Fingerloos haben nicht nur Halbedels Fingerabdrücke auf dem Plastikbeutel gefunden, sondern auch die einer anderen Person. Diesen Fingerabdruck haben sie wiederum auch auf dem Knüppel gefunden, den der Täter benutzt hatte.«
    Hansen ärgerte sich. Kaum hatte er einmal sein Handy ausgeschaltet, schon überschlugen sich die Ereignisse. »Ist bereits der Abgleich mit dem Zentralcomputer erfolgt?«
    Jetzt wurde Stübers Stimme kleinlauter. »Ja, Chef. Negativ.«
    Das war ausgesprochen ärgerlich. »Was schlagen Sie vor, Stüber?«
    Stübers Vorschlag klang nicht überzeugend. »Ich schlage vor, dass wir von allen Männern der Schauspieltruppe Fingerabdrücke nehmen lassen. Soll ich die Hamburger Kollegen darum bitten?«
    Dagegen war natürlich nichts einzuwenden, wenngleich Hansen die Nachforschungen von Oliver Heldt nach diesem Patrick Immel für weitaus erfolgversprechender hielt. Um ein Lob für seinen Oberkommissar schien er jedoch nicht herumzukommen. »Gut gemacht, Stüber. Dann sehen Sie zu, dass Sie jetzt mit den Hamburger Kollegen rasch Erfolge erzielen, sonst enden Sie noch als Shakespeareforscher.«
     
    Stüber lachte kurz auf, aber seine Antwort bekam Hansen nicht mehr mit, denn in diesem Moment bog im Sturmschritt die Stationsschwester um die Ecke. Erbost entwendete sie ihm das Telefon und schaltete es ohne Nachfrage einfach aus.
    »Wollen Sie etwa unsere hochempfindliche OP-Technik lahmlegen? Haben Sie denn die Verbotsschilder nicht gesehen?«
    Hansen zog seine Dienstmarke und forderte mit geöffneter Hand sein Diensttelefon zurück.
    Die resolute Schwester zögerte einen Moment, bevor sie ihm das Gerät wieder aushändigte. »Das bleibt aber aus, Kommissar. Stellen Sie sich vor, Sie unterziehen sich nebenan einer Herzoperation und hier dudeln die Handys. Da würden Sie aber Panik schieben.«
    Hansen nickte sauertöpfisch, denn die Schwester hatte natürlich recht.
    Argwöhnisch bohrte sie nach. »Was führt Sie überhaupt in unsere Anstalt? Habe ich etwa einen Strafzettel übersehen?«
    Hansen schüttelte den Kopf. »Nein, der Kollege von der Spurensicherung hatte gestern Abend Kontakt mit dem diensthabenden Arzt. Er hat mir das Krankenzimmer von Frau Kramer benannt. Ich wollte die junge Dame vernehmen.«
    Die Antwort der Schwester war enttäuschend. »Das war gestern Abend. Heute Nacht musste Frau Kramer wieder notoperiert werden. Es hatten sich bedrohliche Blutergüsse unter der Schädeldecke gebildet. Die Not-OP ist glücklicherweise ohne weitere Komplikationen verlaufen. Aber zwei Operationen innerhalb von wenigen Tagen, das muss ein Mensch erst einmal verkraften.«
     
    Das war nicht abzustreiten, und so nickte Hansen mitfühlend. »Ist sie denn ansprechbar?«
    »Das würde ich so nicht sagen. Sie scheint irgendwie ihre Sprache verloren zu haben. Gestern war ihr Vater zu Besuch. Er hat lange auf sie eingeredet, und ab und zu hat sie zu nicken versucht. Ich weiß nicht, worüber er mit ihr gesprochen hat, aber es muss ihr sehr unter die Haut gegangen sein.«
    Natürlich war Hansen klar, dass die Kramer einen

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