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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sie mit der gleichen Hand hinterher Abendbrot schmieren, ohne zu würgen?
     
    Immer wieder hörte sie Jock aufgeregt im Unterholz stöbern, bis es plötzlich still wurde. Kerstin freute sich darüber, denn offensichtlich begann Jock gerade, sein großes Geschäft zu erledigen. Allerdings wurde ihr nun unheimlich, zumal der finstere, schlauchartige Weg auf beiden Seiten von dichten Büschen begrenzt war. Vorsichtig tastete sie sich weiter zur Wegbiegung vor und versuchte, Jock zu orten. Stören bei seinem Kackerchen wollte sie ihn aber auch nicht, denn sonst würde sie heute Nacht noch einmal mit ihm hinunter müssen.
    Es war schon ausgesprochen ärgerlich, dass die Theatervorstellung im Wasserturm heute später anfing, denn ansonsten wurde die Umgebung um diese Uhrzeit von vielen Scheinwerfern erleuchtet, die das alte Backsteingemäuer anstrahlten. Heute dagegen schimmerten lediglich die Lichter der wenigen trüben Laternen auf dem Parkplatz vor der Berufsschule zeitweise durch die dichten Büsche auf den Rundweg.
    Ein Schauer der Angst lief ihr über den Rücken. Doch jetzt vernahm sie endlich ein Rascheln hinter der Wegbiegung, als wenn Jock mit den Pfoten sein Geschäft abdecken wollte. Erleichtert bahnte sie sich vorsichtig den Weg zu ihm, obwohl sie die Hand kaum mehr vor Augen sehen konnte. Sie beruhigte sich, denn keine 100 Meter weiter würde es wegen der Lichter vom Westring wieder heller werden. Sie pfiff nach Jock, aber anstelle des heraneilenden Hundehechelns unterbrach unerwartet ein dumpfes Schlaggeräusch die Stille.
     
    Was war das? Nie und nimmer würde Jock in der Finsternis gegen einen Baum laufen, die waren schließlich zum Markieren da. Sie pfiff noch einmal und rief laut seinen Namen, aber es blieb still. Tapfer schob sie ihre Angst beiseite, denn ihren kleinen Liebling konnte sie schlecht seinem Schicksal überlassen. Sie tastete sich vorsichtig zu der Stelle vor, von der das Geräusch gekommen war. Fahles Mondlicht erleuchtete für kurze Zeit das Gelände, und sie erschrak.
    Es war Jock, der hilflos langgestreckt vor ihr auf dem Boden lag. Hatte er etwas Falsches gefressen oder war er in eine Falle gelaufen? Sie kniete schnell nieder, um ihn beruhigend zu streicheln. Doch anstelle des erwarteten weichen Fells fasste sie in eine klebrige Wunde.
    Sie schrie entsetzt auf und fuhr hoch. Offenbar war Jocks vertrauter Schädel eingeschlagen.
    Sie hielt die Luft an. Hatte der dumpfe Schlag ihren Jock niedergestreckt? Dann musste sich sein Peiniger in unmittelbarer Nähe befinden. Sollte sie nicht um Hilfe schreien? Sie holte tief Luft. Nein, sie würde besser weglaufen, zum Licht hin.
    In diesem Moment umklammerten bereits zwei kräftige Arme von hinten ihren Hals und zerrten sie rückwärts in das Gebüsch. Mit aller Kraft versuchte sie, sich zu wehren. Näherten sich nicht Schritte?
    Sie wollte um Hilfe schreien, aber die feste Umklammerung um ihren Hals ließ keinen Laut heraus. Der Angreifer ließ nicht locker.
    Der folgende Schlag streckte sie nieder wie ein Blitz.
     
     

Theater
    Immer ungeduldiger lugte Stuhr aus dem Fenster, doch ein Taxi, die Jenny vom Bahnhof zu ihm bringen sollte, war weit und breit nicht zu sehen. Dagegen erreichte das Bundesligafieber im gegenüberliegenden Tennisheim seinen Höhepunkt. Bevor er Jenny kennengelernt hatte, war er bisweilen dort nach den Fußballübertragungen beim Fachsimpeln versackt. Torge, der Wirt, war ein netter Kerl und völlig unkompliziert. Sicherlich stammte er aus einer anderen Generation, aber zumindest von den Tresengesprächen her schienen ihm die Probleme nicht unbekannt zu sein, die Männer wie Stuhr mit sich herumschleppten. Sein Bierangebot war überdies ausgezeichnet.
    Stuhr wanderte zurück in den Flur und schaute noch einmal selbstkritisch in den Spiegel. Gut sah er aus im Jackett. Seitdem er mit Jenny zusammen war, lebte er deutlich gesünder. Den Geruch von Salat und Gemüse kannte sein Kühlschrank vorher überhaupt nicht. Die Phalanx der Bierflaschen war durchbrochen, und das machte sich an Stuhrs Äußerem positiv bemerkbar. Natürlich stritt er das Jenny gegenüber ab, und manches Mal vermisste er seine Kameradschaftsabende.
    Heute wollte sie ihn unbedingt als ihren neuen Partner den ehemaligen Schauspielfreunden vorstellen. Von ihren Kollegen taxiert zu werden, das waren Momente, die einem Mann wie Stuhr nicht leicht fielen, zumal dieser Berufsgruppe nachgesagt wurde, es mit der Treue nicht allzu ernst zu nehmen. Doch die

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