Friesenschnee
abwehrend die Hände, aber so wirklich glaubwürdig war er nicht für Hansen. »Darum geht es nicht. Solche Konstellationen können im täglichen Bürokampf tückische Klippen sein, die nur schwer zu umschiffen sind. Hansen, Sie müssen aufpassen.«
Nachdenklich konzentrierte sich Hansen darauf, den Deckel des Telefons zum Einrasten in das Gehäuse zu bekommen. Es gelang, und wenig später gab sein Diensttelefon unerwartet wieder Lebenszeichen von sich.
Fingerloos setzte nach. »Sie müssen an Ihren guten Ruf denken. Oder wollen Sie in der Direktion auf dem Hügel von Magnussen und Zeise im Kugelhagel sterben?«
Der Blick von Hansen verfinsterte sich. »Wenn ich diesen Hügel nur jemals erreichen würde. Ich werde vermutlich schon in der Senke davor von der Bester niedergemeuchelt. Die Sensationslust dieser Bestie ist einfach nicht zu stoppen.«
Hansens Telefon schlug an, und endlich hatte er Stuhr am Apparat. Wieder drehte er sich von Fingerloos weg, damit der nicht jedes Wort mitbekam.
Stuhr hatte aber nichts Neues zu berichten, sondern nur, dass er irgendwie auf Föhr feststeckte.
Hansen kam rasch zur Sache. »Sag mal, Stuhr, können wir uns morgen um vier Uhr in Kiel treffen, Shell-Tankstelle am Knooper Weg? Ich kann hier schlecht am Telefon reden.«
Stuhr zeigte sich sofort einverstanden. Er schien sich in einer Gaststätte zu befinden, denn die Tresengespräche im Hintergrund waren nicht zu überhören.
Anstelle eines Abschiedsgrußes ermahnte ihn der Kommissar, nicht im Kneipenleben auf der Insel zu versacken.
Als sich der Kommissar nach dem Gespräch zu Fingerloos zurückdrehte, konnte der sein Grinsen kaum verbergen.
Hansen war irritiert. »Was gibt es denn da zu lachen, Herr Kollege?«
Fingerloos prustete jetzt los. »Na, hören Sie mal. Wir zischen hier die Bierchen, und Sie ermahnen Ihren polizeiprivaten Ermittler. Besonders professionell hat das allerdings nicht geklungen. Vielleicht sollten Sie Ihren Freunden einen Aufpasser zur Seite stellen.«
Unfreiwillig musste Hansen mitlachen, bevor er Stuhr und Oliver Heldt verteidigte. »Nein, Fingerloos, lassen Sie mal gut sein. Meine Freunde haben mir schon oft aus der Patsche geholfen. Einmal sogar gegen die Bester. Der Olli hatte sich sogar an sie herangemacht. Sie scheint privat ganz passabel zu sein.«
Jetzt sah ihn Fingerloos mit großen Augen an. »Einer von Ihren Bekannten hat sich an die Bester herangemacht? Und die Dame hat sich das gefallen lassen?«
Als Hansen leidenschaftslos nickte und mit dem Bierglas prostete, rückte Fingerloos unerwartet näher. »Pass auf, das Dienstliche muss jetzt ein wenig zur Seite rücken. Nenn mich einfach Pferdi. Ich weiß, du heißt Konrad. Hast du die Adresse und die Telefonnummer von der Bester? Vielleicht kann ich ihr den Wind aus den Segeln nehmen und dir damit helfen.«
Zunächst fühlte sich Hansen durch das Ansinnen unangenehm bedrängt. Andererseits, wenn Fingerloos heiß auf die Dame war, dann konnte es nicht schaden, einen Jeton auf dem Spielfeld zu platzieren. So nickte Hansen, denn sein Telefonspeicher funktionierte glücklicherweise wieder.
Zufrieden speicherte Fingerloos die Adressdaten von der Bester in seinem Telefon ab und klopfte ihm abschließend kumpelhaft auf die Schulter. »Eine Runde zum Abschluss noch? Heute bezahle ich, Konrad. Das ist doch selbstverständlich. Aber wenn ich es schaffe, die Bester flachzulegen und zur Räson zu bringen, dann bist du nächstes Mal dran, die Zeche zu zahlen. Dann ist verschärftes Schädelfluten angesagt.«
Schädelfluten. Diese Sprache kannte Hansen bis jetzt auch noch nicht von Fingerloos. Es war schon erstaunlich, wie die Tratscherei tiefschürfende Erkenntnisse über Kollegen zutage kommen ließ. Hansen stimmte zu. Irritiert vernahm er, wie Fingerloos nach der Bedienung mit den Fingern schnippte und mit zwei Fingern die letzte Bestellung anzeigte. Dann rieb er Daumen und Zeigefinger aneinander, um seinen Zahlungswunsch mitzuteilen. Das Bier schien bei Fingerloos seine Wirkung hinterlassen zu haben. In diesem Zustand hätte er bei einem Kaliber wie Petra Bester keine Chance.
Die heraneilende Bedienung stellte die letzten Bierchen ab. Sie handelte den Zahlungswunsch schnell von Plastikkarte auf Barzahlung herunter. Fingerloos blieb nur noch die Wahl zwischen einem Fünfer- und einem Fünfzigerschein in seiner Brieftasche. Er zögerte nicht und reichte wie selbstverständlich der Bedienung den größeren Schein, die ihn dankend in
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