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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Zeit. Er begann aber nicht zu sinnieren, wie die Kollegen früher zurechtgekommen waren, sondern zuckte schlicht ratlos mit den Schultern.
    Fingerloos setzte seinen analytischen Blick auf und begann ungerührt, ihm auf seine unnachahmliche Art die Vorteile des Beschaffungswesens in der Polizeidirektion schmackhaft zu machen. »Ganz einfach. Das alte Gerät fallen lassen und die Einzelteile zur Beschaffungsstelle bringen. Dann entfällt die schriftliche Begründung für eine Neuanschaffung, und für eine sofortige Ersatzbeschaffung zur Ausübung des Dienstes ist bei der Polizei immer Geld da. Das ist ein anderer Haushaltstopf. Experto credite.«
     
    Mit dem Lateinischen war Hansen nicht vertraut, aber die kurze Analyse des Beschaffungswesens durch Fingerloos klang brillant. Dennoch war sich Hansen nicht sicher, ob ihm Zeise unter Hinweis auf globale Minderausgaben oder drohender Haushaltssperren die zeitnahe Erneuerung seines Mobiltelefons nicht doch versagen würde. Schließlich hatte es sein Büroleiter bis jetzt immer geschafft, ihm das Leben schwer zu machen. So kam Hansens Nachfrage aus tiefem Herzen. »Und wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht hilft?«
    Fingerloos wirkte nicht unglücklich, nochmals Rat erteilen zu können. »Wie ich eben schon sagte: Glaubt dem, der es erfahren hat. Vergil. Wenn das nicht hilft, dann klauen lassen. Muss aber unter uns bleiben, Hansen. Das ist nochmals ein anderer Topf, weil die Landesverwaltung sich selbst versichert. So kann man sich innerhalb einer Woche auf den neuesten technischen Stand bringen.«
    Die Vorteile der Eigenversicherung mochten für Außenstehende auf den ersten Blick seltsam klingen, aber wenigstens in diesem Bereich gab es keine Abhängigkeit des Landes von Finanzhaien und Maklern. »Dann wollen wir hoffen, dass in unserem Armenhaus noch irgendwo ein Topf steht, aus dem mein neues Handy bezahlt werden kann.«
    »Ihr Wutausbruch lag am Anruf eben, richtig? Sie haben sich maßlos darüber geärgert.«
     
    Misstrauisch beäugte Hansen seinen Kollegen von der Spurensicherung. Gab es irgendeinen Grund, ihm zu vertrauen? Fingerloos hatte schließlich den Polizisten Kramer wegen des Überfalls auf seine Tochter heiß gemacht, und die Kokserei von Halbedel hätte viel eher von ihm herausgefunden werden müssen. Andererseits war natürlich festzustellen, dass sich von seinen eigenen Vasallen niemand hören oder sehen ließ. Selbst der Kontakt zu seinen vertrauten Kollegen in der Direktion hatte sich in den letzten Tagen verschlechtert. Was blieb ihm anderes übrig, als sich auf Fingerloos einzulassen? So bestellte er zwei neue Biere und nickte Fingerloos zu. »Ich sage jetzt einmal was. Ich vertraue Ihnen, Fingerloos. Ganz ehrlich, das war nicht immer so. Ein Vertrauensvorschuss von mir, sozusagen.«
    Der Blick von Fingerloos wirkte ein wenig enttäuscht, als wenn er sich schon lange als Vertrauter gefühlt hatte.
    Das Bier wurde gebracht, und Hansen prostete ihm zu. »Kollege Fingerloos, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich muss vorsichtig sein, selbst in der Polizeidirektion haben zurzeit die Wände Ohren.«
    Diese Sprache schien Fingerloos besser zu verstehen. »Schon in Ordnung, Kommissar. Uns in der Spurensicherung geht es nicht viel anders als Ihnen. Am liebsten würde uns Magnussen auflösen und die Arbeit privatisieren, um Schleswig-Holstein zu sanieren, wie er sagt. Doch wenn die Ermittlungen bei Kriminaldelikten nicht mehr in der staatlichen Gewalt liegen, dann ›finis slesvico-holsatiae‹. Prost!«
     
    Kommissar Hansen stutzte. Vermutlich hatte er mit dem unverständlichen lateinischen Kauderwelsch das Ende Schleswig-Holsteins beschwören wollen. Nachdenklich prostete er zurück und trank das Bier in einem Zug aus, um mit den Fingern zwei neue zu ordern. Es war bedauerlich, dass die Gläser so klein waren, aber dafür kam das Bier immer frisch aus den Kellergewölben. Beim Gang zur Toilette konnte man durch Plexiglas sogar den Brauprozess mitverfolgen.
    Fingerloos hatte bemerkt, dass er jetzt den Vertrauensvorschuss unter Beweis zu stellen hatte, denn er begann umgehend, seine feinfühligeren Seiten vor dem Kommissar aufzublättern. »Ich glaube, wir verstehen uns besser, als wir beide vermuten. Sie haben eben das Wort Armenhaus erwähnt. Ich habe Ihr Zucken in den Mundwinkeln bei dem Wort bemerkt. Auch mich schüttelt es, denn einerseits werden dringend notwendige Leistungen des Staates gekappt, während damit auf der anderen Seite Zahlungen für

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