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Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die Landesbank und andere Not leidende Wirtschaftsbranchen verteidigt werden. Jeden Tag steht das Wort Armenhaus mindestens einmal in unserer Tageszeitung. Lassen Sie mich raten. Sie hatten einen Anruf von der Kieler Rundschau, richtig?«
     
    Hansen staunte, denn er war von dieser treffenden Analyse zutiefst überrascht. Warum konnte ihm sein Oberkommissar Stüber nicht einmal mit dieser Gedankenschärfe begegnen? Nein, der Fingerloos hatte schon Format. Zudem war er, halbwegs nüchtern betrachtet, der Einzige, der aus der Polizeidirektion noch mit ihm am Biertisch stand. Last Man Standing, sozusagen. Hansen würde mit offenen Karten spielen müssen. »Richtig, Fingerloos. Gut getroffen. Kurze Rede: Sie kennen doch diese Bester von der Rundschau, oder?«
    Fingerloos hielt beim Biertrinken inne, was Hansen nicht so sehr verwunderte wie der herbe Zungenschlag, den er jetzt an den Tag legte. »Petra Bester war am Telefon? Die Karrierefrau mit der spitzen Feder, die sich bei der Kieler Rundschau hochgevögelt hat? Nach kurzem, steilem Aufstieg Chefredakteurin, und jetzt, nach dem Herzinfarkt ihres dickleibigen Protegés, in die Redaktion hineinregierende Verlegerin? Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
    Ein wenig wunderte sich Hansen über die derbe Wortwahl seines Kollegen, aber es machte Spaß, auch Fingerloos einmal ratlos zu sehen. Genüsslich platzierte er seine Antwort. »Doch, es war Petra Bester höchstpersönlich. Diese Dame hat mich gerade eben am Telefon genagelt. Sie hat mir für morgen einen großen Aufmacher über die rechtswidrige Verfolgung der Theatertruppe ›MischMasch‹ durch die Kieler Kripo angekündigt. Und sie will öffentlichkeitswirksam auf eine Benefizvorstellung im Kieler Schauspielhaus hinweisen, damit Halbedel halbwegs würdig unter die Erde gebracht werden kann. Mit den Finanzen ist es bei der Theatertruppe nicht zum Besten bestellt.«
    Die Antwort von Fingerloos blieb trocken. »Nun mal ruhig Blut, Kollege. Von Petra Bester genagelt zu werden, muss zunächst nicht das Schlechteste sein, was einem im Leben passieren kann. Ob Halbedel dagegen würdig unter die Erde kommt, das wird ihm vermutlich bereits zu Lebzeiten ziemlich egal gewesen sein. Der trauernden Schauspieltruppe aus Werbegründen natürlich nicht, denn sie sehen eine Chance, dadurch zu Geld zu kommen. Petra Bester will das unterstützen. Das ist interessant. Passen Sie nur gut auf, Hansen. Wer weiß schon, wohin die Bester ihre Raketenstellungen ausrichten wird? Gegen Sie vielleicht?«
     
    Schuldzuweisungen in Kneipen und zu Hause wusste Hansen normalerweise mit einem Prosten abzuwürgen, aber diese Vermutung von Fingerloos schien ihm absurd. »Was soll ich denn gegen die Theatertruppe haben? Dort laufen doch nicht nur Weicheier im Trippelschritt herum. Das sind schließlich Künstler. Ich glaube kaum, dass die etwas mit dem Überfall auf die Kramer zu tun haben.«
    Fingerloos sah das anders, denn seine Antwort schürte die von der Bester hervorgerufenen Ängste. »Ich hoffe nur, Sie haben keine Leiche im Keller, Hansen. Das Blatt hat immerhin eine Reichweite von 300.000Lesern, vergessen Sie das bitte nicht.«
    Genau deswegen war Hansen so aufgebracht, denn selbst Gerüchte und Verdächtigungen blieben im Gedächtnis der Leser hängen. »Die Leiche liegt nicht bei mir im Keller, sondern in der Gerichtsmedizin. Insofern Entwarnung, Fingerloos. Das mit dem Kokain und dem Hinweis auf andere mögliche Täter können wir allerdings nicht bringen, bevor wir nicht eine Spur zu den Drahtziehern gefunden haben, sonst tauchen die ab. So lange muss Halbedel polizeioffiziell noch als Schurke gelten.«
    Die Skepsis im Blick von Fingerloos war nicht zu übersehen. Er hakte sofort nach. »Aber Sie haben doch sicherlich die Hamburger Polizei gebeten, diese Truppe ordnungsgemäß zu vernehmen, oder? Kippen Sie einfach den Dreck zu unseren Hamburger Kollegen. Die Hamburger Presse ist ein gieriger Fleischwolf, dagegen ist Petra Bester nur eine Dampfplauderin. Das Abendblatt wird sich sicher schnell auf die Geschichte stürzen.«
    Hansen versuchte, sich mit einem Schluck Bier zu beruhigen. Sollte er nicht Fingerloos besser reinen Wein einschenken? Wieder nahm Hansen hastig einen Schluck. Wieso hatte sich Stuhr immer noch nicht gemeldet? Er brauchte Verbündete, und so entschied er sich, mit offenen Karten zu spielen. »Das muss jetzt wirklich unter uns bleiben, Fingerloos. Sie fragten vorhin nach meiner Leiche im Keller? Nun, wegen der Länderhoheit

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