Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friesenwut - Kriminalroman

Friesenwut - Kriminalroman

Titel: Friesenwut - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hardy Pundt
Vom Netzwerk:
eine
Verbindung. Eilers, haben Sie sich mal die Reifen von dem Benz dort angesehen,
können die Bremsspuren von ihm stammen?«
    »Bitte? Das glaube ich jetzt doch
nicht!«, fuhr Siebelt hoch.
    Ulferts unterbrach ihn:
    »Ist nur zu Ihrem
Schutz. Wenn die Spuren nicht von Ihrem Wagen stammen, sind sie aus dem
Schneider, was?« Ulferts grinste den Landwirt an, auf dessen Gesicht sich eine
Mischung aus Schreck und Ungläubigkeit abzeichnete. Schließlich hatte er Freya
womöglich das Leben gerettet. Was, wenn die Frau noch länger in der Kälte und
halb im Wasser gelegen hätte? Anstelle eines Lobs wurde er jetzt verdächtigt?
    »Ich dachte schon, Sie wollten mir
das in die Schuhe schieben«, meinte er.
    »Klar, auch das«, erwiderte
Ulferts, »wir von der Kripo verdächtigen erst einmal alles und jeden, so lange,
bis das Gegenteil bewiesen ist.«
    »Ist ja wie im Film«, merkte
Meinhard an.
    »Ein wenig, ja. Vieles stimmt im
Film jedoch nicht, deshalb haben die Leute eine falsche Vorstellung von dem,
was in der Realität passiert«, Ulferts wandte sich jetzt wieder den Polizisten
zu. »Haben Sie Fotos gemacht, Eilers? Ich denke, wir sollten den Unfallort
absperren, um mehr Indizien zu sammeln. Wir brauchen einige Fachleute. Die
ganze Sache kommt mir spanisch – um nicht zu sagen ostfriesisch –
vor. Und so furchtbar viel Verkehr ist auf dieser Straße nicht, also können wir
es verantworten, kurzzeitig eine Fahrspur zu sperren. Eilers, wir brauchen eine
mobile Ampelanlage, Absperrband und den ganzen anderen Kram. Sie wissen schon.
Die Leute sollen sich beeilen, es kann jeden Moment anfangen zu regnen, was
viele Indizien vernichten würde. Wir brauchen mindestens einen Profi für
Verkehrsunfälle, und, ach, Sie sind ein alter Hase, warum erkläre ich denn das
alles. Sie werden es schon richtig machen«, Ulferts klopfte dem Beamten
anerkennend auf die Schulter. Der begab sich unmittelbar zum Streifenwagen und
veranlasste per Funk eine Untersuchung des Unfallortes.

     

     

     

5
    Die Männer hatten
nicht bemerkt, dass sich an diesem Morgen in einiger Entfernung – von
ihrem Standort aus kaum zu sehen – ebenfalls nicht ganz alltägliche Dinge
abspielten. Polizist Eilers hörte zufällig über den Polizeifunk, dass ein weiterer
Unfall zu beklagen war. Er holte ein Fernglas aus dem Handschuhfach, stieg aus
und schaute in südliche Richtung. »Donnerwetter!«, murmelte er vor sich hin. Er
benötigte einen höheren Standort, um freie Sicht zu haben.
    Kurzerhand kletterte er, vorsichtig,
aber bestimmt, auf das Dach des Polizeiwagens und schaute wieder durch das
Fernglas.
    »Das gibt’s nicht!«, rief er.
    »Was ist los?«, fragte Ulferts,
der mittlerweile angestrengt in dieselbe Richtung blickte, was bei den nach wie
vor leicht nebeligen Verhältnissen und dem nur langsam durchdringenden
Tageslicht schwierig genug war.
    »Dort hinten … brat’ mir einer ’n
Storch. Wo kann dat angoahn?«, wechselte er voller Erstaunen zwischen Hoch- und
Plattdeutsch und fuhr fort: »Es hat gehörig geknallt.«
    Eilers sprang vom Dach des Wagens
und begab sich erneut an die Funkanlage. Die anderen blickten ihn gespannt an,
verstehen konnten sie nur Wortfetzen. Kurze Zeit später stieg er aus und
erklärte: »Schwerer Autounfall, Totalschaden. Offenbar ist der Wagen ins Schleudern
geraten, auf den Seitenstreifen geraten, in den Graben abgerutscht und gegen
einen Baum geprallt.«
    »Und …«, alle Anwesenden sahen
Polizist Eilers mit großen Augen an.
    »Es war nur eine Person in dem
Wagen, der Fahrer eben«, sagte Eilers.
    »Verletzt?«, fragte Ulferts.
    »Ein Kollege berichtete, er sei
schwer verletzt, ein anderer sagte … tot. Es herrschte eine unglaubliche
Aufregung. Großes Durcheinander.«
    Für einen Moment schwiegen alle.
Das war hier doch die ostfriesische Krummhörn, nicht Chicago.

     

     

     

     

6
    Meinhard Harms und
Siebelt Reersemius wollte der Tee gar nicht schmecken, als sie in der Küche von
Siebelts Bauernhof saßen. Else, Siebelts Frau, hatte ihnen ein zweites
Frühstück serviert. Siebelt war nach alter, guter Tradition als Erstgeborener
dem Vater auf dem Hof gefolgt – ›wie es sich gehörte‹ – und hatte
wenig später Else geheiratet. Else war die Klassenschönste gewesen, damals, auf
der Berufsschule. Allerdings hatte sie mit Landwirtschaft nichts am Hut gehabt,
wollte Pferdewirtin werden und nur infolge einer Zusammenlegung von Klassen für
den Mathe- und Deutschunterricht absolvierten Siebelt

Weitere Kostenlose Bücher