Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
übte sie ein paar Stunden, zweimal in der Woche ging sie zum Unterricht, und dann gab es auch noch die Besprechungen mit Lisa. Noch immer waren sie damit beschäftigt, ihre Herbsttournee zusammenzustellen und festzulegen, welche CDs sie aufnehmen wollte. An den zwei Wohltätigkeitsaktionen wollte sie sich auf jeden Fall beteiligen, aber es gab auch einige Künstler, die interessante Ideen hatten, und Claire wollte sich ausprobieren.
Vor einer Woche hatte sie ihre erste Schwangerschaftsuntersuchung gehabt, und der Arzt hatte ihr attestiert, dass sie vollkommen gesund war. Sie aß gut und schlief fest. Das Leben war schön ... oder sollte es zumindest sein. Doch trotz der Tatsache, dass sie keine einzige Panikattacke mehr hatte, nicht einmal einen Anflug davon, obwohl Lisa sich wie eine Partnerin verhielt und ihr tatsächlich zuhörte, und obwohl sie nun alles besaß, von dem sie je behauptet hatte, dass sie es sich wünschte ... irgendetwas stimmte nicht mit ihr.
Es war, als würde nichts wirklich deutlich in ihrem Blickfeld erscheinen. So sehr sie auch den Kopf drehen oder blinzeln mochte, immer fehlte da etwas, das sich gerade außerhalb ihrer Sichtweite befand.
Mit der Musik lief alles bestens. Sie liebte die Musik und sie hatte Lisa gebeten, ihr etwas zu suchen, wo sie im Sommer auftreten konnte, um Gelegenheit zu haben, sich davon zu überzeugen, dass sie ihre Dämonen tatsächlich verscheucht hatte. Es war ein Wohltätigkeitskonzert, das bereits in weniger als einer Woche stattfinden sollte. Aber all das war nicht genug.
Sie blieb an einem Zeitungskiosk stehen. „Hi, Billy.“
Der alte Mann sah zu ihr hoch. „Heute ist sie nicht gekommen, Claire. Aber ich habe herumtelefoniert und eine für dich gefunden.“ Er gab ihr die Adresse. „Ike wird dort ein Exemplar für dich aufheben.“
„Du bist wirklich ein Schatz.“
„Ich weiß.“ Er grinste. „Das ist ja auch der Grund, weshalb ihr Frauen nicht genug von mir bekommt.“
Sie eilte drei Häuserblocks die Straße hinunter und durchquerte einen weiteren, um zu dem Kiosk zu gelangen, den er ihr bezeichnet hatte. Nachdem sie Ike gesagt hatte, wer sie war, erhielt sie ein Exemplar der „Seattle Times“ und gab ihm fünf Dollar.
„Das Wechselgeld können Sie behalten.“
„Oh natürlich, jetzt weiß ich auch, warum Sie bei Billy so beliebt sind.“
Claire lachte. „Sie meinen also, es liegt nicht an meinem umwerfenden Lächeln?“
„Ganz bestimmt trägt es dazu bei. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen.“
„Ihnen auch.“
Claire fand ein „Starbucks Coffee House“, bestellte einen koffeinfreien Milchkaffee und setzte sich dann mit der Zeitung in eine Ecke.
Sie wusste, es war dumm, aber sie hatte das Gefühl, sich darüber informieren zu müssen, was in Seattle los war. Wie immer las sie zuerst ein paar Artikel, schlug dann den Immobilienteil auf und sah sich die Häuser an, die zu verkaufen waren.
„Es ist nur ein Tagtraum“, sagte sie sich. Falls sie sich aber tatsächlich ein Haus kaufen sollte, müsste es relativ nahe bei Nicole sein, ohne dass sie sich auf die Füße treten würden. Sie hätte gerne eine große Veranda und vielleicht auch eine schöne Aussicht. Viele Bäume und einen Keller. Einen Kinderspielplatz.
Sie seufzte, als ihr auffiel, dass sie sich Wyatts Haus beschrieb. Das Haus, das sie nie vergessen würde und das dem Mann gehörte, den sie immer noch liebte.
Hatte er sie wirklich vergessen? Dachte er überhaupt noch an sie? Verfolgte sie ihn, so wie er sie verfolgte? Dachte Amy noch an sie? Sie vermisste das kleine Mädchen fast ebenso sehr, wie sie Wyatt vermisste.
Alles ist jetzt anders geworden, rief sie sich ins Gedächtnis. Vor wenigen Monaten noch hatte sie immer wieder unter Panikattacken gelitten, sich in ihrem Apartment versteckt und ständig vor allem Angst gehabt. Damals war sie allein. Heute hatte sie ihr Leben wiedergewonnen, und es gab so viele Menschen, die sie liebte. Auch hatte sie nun ein Baby. Sie hatte Sex gehabt und war mit einem Baby gesegnet worden. Warum nur reichte ihr das nicht? Warum wollte sie unbedingt den einen Mann, den sie nicht haben konnte, und wie sollte sie sich nur wieder entlieben?
„Störe ich?“
Als Claire aufblickte, sah sie Lisa neben ihrem Tisch stehen. „Überhaupt nicht. Was machst du denn hier?“
„Das hier ist mein Viertel. Ich wohne dort drüben.“
Sie wies auf ein hohes Gebäude. Claire wusste zwar, dass ihre Managerin vor zwei Jahren umgezogen war, da
Weitere Kostenlose Bücher