Fröhliche Ferien am Meer
Matron, die erklärte, sie sei jahrelang nicht mehr Essen gegangen,
wurde von Dr. Wyatt und Anna geschickt dazu gebracht, über die früheren
Schwierigkeiten im Krankenhaus zu erzählen.
»Wir hatten natürlich keine
Kuh, und ich plante schon immer, was ich tun würde, wenn wir unsere eigene
Milch und unseren eigenen Rahm hätten. Irgendwie habe ich fünf Pfund
zusammengekratzt und dem Ministerium eine Unterstützung abgerungen. Und so
beschloß ich, eine Kuh zu kaufen — damals waren sie noch viel billiger. Ich
verstand natürlich überhaupt nichts von den Viechern, aber ich hatte zwei gute
Sachverständige für Viehzucht an der Hand, die die Wahl für mich trafen. Jack
brachte die Kuh nach Hause und stellte sie auf seine Weide. Ich war enttäuscht,
daß sie so lange zum Kalben brauchte, denn ich konnte es nicht abwarten, den
Rahm zu bekommen. Ich glaube, ich habe an diesen zwei Männern viel
herumgemeckert.
Jedenfalls kam eines Morgens
die kleine Krankenschwester hereingestürzt und sagte: >Unsere Kuh hat ihr
Kalb. Sie ist in der Koppel. Aber sie sieht bösartig und wild aus, und sie will
das arme Kälbchen nicht zu sich lassen.< Sie war ein Mädchen aus der Stadt
und verstand noch weniger von Kühen als ich. Na ja, ich sah aus dem Fenster und
erblickte die beiden auf der Koppel. Da mir der Blick der Kuh nicht geheuer
war, rief ich Jack an und fragte ihn, wie er dazu käme, mir ein so wildes Tier
zu kaufen.
Er sagte: >Was für eine Kuh?
Deine Kuh hat nicht gekalbt.< Ich sagte: >Red doch keinen Blödsinn. Sie
rast wie eine Wahnsinnige über die Koppel.< Er sagte: >Ja, ich kann nicht
mehr sagen, als daß deine Kuh hier ist. Ich sehe sie mir gerade an.< Dann
ging einer der Patienten, der Farmer war, auf die Veranda, um sich die Sache
anzusehen. Er konnte sich vor Lachen kaum noch halten und beinahe wäre seine
Narbe aufgeplatzt. Und wissen Sie warum? Wissen Sie was Kai — der andere Mann,
der bei dem Kauf dabeigewesen war und dem ich mit meinen ewigen Anrufen lästig
war — , was dieser Unmensch getan hatte? Er hatte einen wilden Stier in die
Koppel des Krankenhauses gebracht und dazu ein drei Monate altes Kalb. Und nun
wartete ganz Tainui darauf, daß einer von uns mit einem Eimer herauskommen
würde, um den Stier zu melken. Ja, ich brauchte eine ganze Weile, bis das
wieder in Vergessenheit geriet.«
Alle lachten außer Dr. Millar,
der gelangweilt aussah. Angela murmelte er zu: »Dieses Gerede über die gute
alte Zeit ist überhaupt nicht mein Geschmack. Die guten alten Pioniere
langweilen mich immer schrecklich. Komm und rauche eine Zigarette mit mir im
Garten.«
Sie zögerte. Sie hatte sich
nicht gelangweilt und wollte mehr hören. Aber Stephen schien sie nicht zu
beachten und unterhielt sich mit Maxwell Standish, und jetzt entstand
allgemeines Gerede und Gelächter. Na ja, sie würde die Lage besser ein für alle
Mal klären.
Als sie zum Strand
hinuntergingen, dachte sie, daß sie sich noch vor einem Jahr geschmeichelt
gefühlt hätte, wenn sie von ihm auserwählt worden wäre. Seine Nähe hätte sie
begeistert. Heute abend fühlte sie sich nur ungeduldig und ziemlich verlegen.
An einer Wegbiegung blieben sie
stehen und betrachteten das stille Meer. An diesem Abend schien der Mond nicht,
und es war Flut. Das kleine Motorboot war verschwunden; nur Angel und einige Fischerboote
waren zu sehen. Er sagte: »Unsere Gruppe reist nun ab. Ich habe mich noch nicht
entschlossen, ob ich bleiben oder mit ihnen abfahren soll. Was meinst du,
Angela?«
»Das liegt ganz bei dir.«
»Nicht ganz, das weißt du.
Weiche nicht aus. Bis du an diesen verdammten Ort kamst, warst du ein
aufrichtiger Mensch.«
»Gerade in dem Punkt irrst du.
Und zwar völlig. Ich war ausgesprochen unaufrichtig. Ich wollte stark und
intellektuell sein, und so habe ich Theater gespielt. Ich habe es zuletzt sogar
selbst geglaubt. Das habe ich inzwischen überwunden.«
»Und mich hast du auch
überwunden?«
»Ja. Schon vor sechs Monaten,
Wyn.«
»Als — was ist das richtige
Wort? — Geliebten vielleicht? Aber ich glaube, als netter achtbarer Ehemann
wäre mir das nicht passiert.«
»Die Frage stellte sich nicht.«
»Heute abend stellt sie sich.
Mit anderen Worten, ich habe mich entschlossen. Willst du mich heiraten,
Angela? Es ist ein guter aufrichtiger Heiratsantrag. Auch dein altmodischer
Freier könnte ihn nicht besser stellen.«
Er hatte es nicht annähernd so
klar ausgesprochen, dachte sie. Sie sagte: »Und ich gebe dir eine
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