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Frostnacht

Frostnacht

Titel: Frostnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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und silberne Wurfsterne an ihrem Gürtel erhaschen ließen.
    Ich seufzte und ließ den Vorhang zurückfallen. Aiko stand dort draußen, um mich vor jedem Schnitter zu beschützen, der vielleicht versuchte, einen Mordanschlag auf mich zu verüben. Das war innerhalb der Mauern der Mythos Academy schon mehr als einmal geschehen. Trotzdem gefiel es mir nicht, ständig bewacht zu werden, selbst wenn es meinem eigenen Schutz diente. Es sorgte dafür, dass ich mich schwach und hilflos und … gefangen fühlte.
    Plötzlich erschien mir der Raum unerträglich heiß und stickig, und ich bekam einfach nicht genug Luft. Obwohl mein Zimmer verglichen mit einigen anderen Wohnheimzimmern recht groß war, schien es, als würde die Decke langsam herabsinken, während die Wände, je länger ich sie anstarrte, immer näher rückten. Es war, als würden sie sich langsam auf mich zuschieben, bereit, einen letzten Sprung zu tun und mich in ihrer kalten, gleichgültigen Umarmung zu zerquetschen.
    Ich schauderte und senkte den Blick, doch selbst der Boden schien Wellen zu werfen, als wollte er sich erheben, um der Decke entgegenzustreben. Ich seufzte. Meine Gypsygabe spielte mal wieder verrückt und ließ mich Dinge sehen, die gar nicht da waren. Ich starrte auf den Boden, entschlossen, meine Psychometrie zu kontrollieren, doch wieder hoben und senkten sich die Dielen wie die Meereswellen, die ich gesehen hatte, als ich Rans Netz berührt hatte.
    Ich sprang vom Bett. »Ich brauche frische Luft«, sagte ich. »Ich komme bald wieder.«
    Vic und Nyx sagten nichts, als ich zur Tür stiefelte, sie öffnete und in den Flur spähte. Ich rechnete damit, einen Kerl mit haselnussbraunen Augen und gebräunter Haut an der Wand lehnen zu sehen. Aber Alexei Sokolov, der russische Bogatyr-Krieger, mit dem ich befreundet war und der auch als meine Wache diente, war nirgendwo zu sehen, um mich über den Campus zu begleiten. Das war ein wenig seltsam, da Alexei seine Aufgabe superernst nahm, aber ich hatte nichts dagegen, mein zufälliges Glück zu nutzen.
    Ich trat in den Flur, schloss die Tür hinter mir und eilte so schnell wie möglich davon.
    Aiko stand zwar vor meinem Wohnheim, aber es fiel mir leicht, in die Gemeinschaftsküche zu schlüpfen, die alle Mädchen in Styx sich teilten, eines der Fenster dort zu öffnen und nach draußen zu klettern. Ich huschte von einem Baum zum nächsten, bis die Leute im Wohnheim – und auch Aiko – mich nicht mehr sehen konnten. Erst dann trat ich auf einen der aschgrau gepflasterten Pfade, die sich über den Campus zogen.
    Es war Ende Januar, und die Luft war bitterkalt. Die eisigen Windböen rissen den Schneeschorf vom Boden, während die dunkelgrauen Wolken alles in Schatten hüllten, obwohl der Nachmittag gerade erst in den Abend überging. Um mich zu wärmen, stopfte ich die Hände in die Jackentaschen und vergrub mein Kinn tiefer in dem dunkelgrauen Schal mit dem Schneeflockenmuster.
    Da es so kalt war, war ich die Einzige, die auf dem Campus herumlief. Ich dachte darüber nach, den Hügel nach oben zu steigen, den oberen Hof zu überqueren und zur Bibliothek der Altertümer zu gehen, aber die war sicherlich voll mit lernenden Jugendlichen. Ich hatte keine Lust, mich anstarren zu lassen, also bog ich nach links ab. Letztendlich landete ich im Amphitheater.
    Das Amphitheater bestand eigentlich aus zwei Teilen – einer Bühne ganz unten und reihenweise langen, flachen Stufen, die sich den Hügel nach oben zogen. Die Stufen, die auch als Sitze dienten, bildeten einen riesigen Halbkreis. Es schien fast, als seien die Sitzreihen zwei riesige Arme, die sich streckten, um die Bühne zu umarmen.
    Die Schatten schienen an diesem Ort noch dunkler, doch der mattweiße Stein, aus dem das Theater bestand, glitzerte gespenstisch in der winterlichen Dunkelheit. Kleine bläuliche, silberne und dunkelgrüne Einlagerungen ließen ihn schillern und erweckten den Eindruck, als würden Tausende Glühwürmchen darin blinken. Es war ein wunderschöner Anblick, der dafür sorgte, dass ich mich ein wenig entspannte. Außerdem war das Amphitheater leer, wie ich gehofft hatte. Ich war einfach nicht in der Stimmung für Gesellschaft.
    Ich wanderte zur Bühne mit ihren vier Säulen, eine an jeder Ecke. Steinerne Chimären auf Kugeln kauerten ganz oben auf den Säulen. Sie starrten in Richtung der Sitzreihen, fast als würden sie darauf warten, dass sich dort eine Menge versammelte. Ich zögerte, aber als die Chimären sich nicht

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