Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
ihm. Ich habe keine Lust. Vielleicht war es der zweite Presidente gestern Abend vor dem Schlafengehen. Oder der vierte um 4 Uhr morgens, als ich nicht schlafen konnte. Ich bin kein Trinker mehr, aber ich trinke hin und … egal. Wen schert’s. Sólo mi mamá llora para mí.
An der Park Avenue rasen die Taxis mit den besseren Leuten an uns vorüber und spritzen uns mit dem Schmutzwasser aus dem Rinnstein voll. Ricardo und ich beeilen uns, in das düstere Steingebäude zu kommen, in dem Greylock Capital zu Hause ist. Der Name ist nicht gerade ein Lichtblick.
Der Chef von Greylock heißt Hans Humes. Hans hat ein Surfboard im Büro. Hans ist ultra-cool. An der Wand hängen Fotos seiner Kumpels aus dem Friedenskorps. Und der Brief eines Priesters aus einem Slum in Ecuador, der sich bei ihm für die Wasserrohre bedankt, die er den armen Leuten beschafft hat.
Für das Gespräch hat sich Hans ein zerrissenes Sweatshirt vom Flohmarkt angezogen. Brillant: Er weiß genau, wie man vor der Kamera das Image des millionenstarken Hedgefonds-Spekulanten abschwächt.
Rick hält das Blendwerk auf Digicam fest. »Er ist trotzdem ein Geier«, flüstert er mir zu.
Ricardo täuscht sich. Für einen Raubvogel braucht es mehr als nur ein paar Federn, sprich das Schuldeneintreiben in mittellosen Ländern. Macht nichts. Mir egal, ob Hans der heilige Franziskus ist oder nur eine niedere Lebensform. Er hat Informationen über Hermann und Straus, und ich will ihn dazu bringen, sich in gefährliche Gewässer zu begeben und seine Compadres und ehemaligen Rivalen zu verpetzen.
Anfangs läuft es nicht so gut. Das ecuadorianische Erinnerungsstück verführt mich dazu, Presidente Correa zu erwähnen – der, das hatte ich vergessen, Greylock mit seinen Ecuador-Anleihen in die Pfanne gehauen hatte. Doch Hans hegt durchaus Bewunderung für den genialen Betrug, den Correa im öffentlichen Interesse seines Landes durchgezogen hatte.
Greylock hat eine Marktnische besetzt: die der netten Geier. Statt von einem Land das große Lösegeld zu fordern, holt sich Hans kleine Summen aus Ländern wie Nicaragua und Liberia. In Liberia hat er sogar jede Menge Freunde, weil er Geschäfte eingefädelt hat, mit deren Hilfe die ärmsten Länder ihre Schulden günstig begleichen können. Er kauft die Schulden für 1 Cent pro Dollar. Die liberianischen Anleihen fand er in einer verstaubten Kiste im Lagerraum einer Bank.
Für Liberia hatte sich der nette Geier ein Geschäft ausgedacht. Er nahm die Kiste mit den verstaubten und vergessenen liberianischen Anleihen und bot sie der Regierung billig an: für 3 Cent pro Dollar (womit für Greylock immer noch ein dicker Gewinn blieb). Doch Liberia konnte sich nicht einmal die Butter auf dem Brot leisten, geschweige denn 3 Prozent des Nennwertes all seiner alten Schulden. Da erklärten sich die Weltbank, der IWF und die Gebernationen – in diesem Fall Norwegen, die Schweiz, Großbritannien und die USA – bereit, eine kleine Summe zu Liberias Gunsten zu zahlen, allerdings unter einer Bedingung: Jeder Anleiheninhaber musste sich bereit erklären, diese Abmachung zu akzeptieren. Wenn der nette Geier 3 Prozent bekam, mussten sich alle mit 3 Prozent zufrieden geben.
Und jeder nahm die 3 Prozent. Fast jeder.
Nun wird die Sache bitterböse. (Ich muss die Mär von Liberias Schulden aus den Informationen zusammenpuzzlen, die aus Unterlagen und den Aussagen von Hans stammen. Außerdem hatte ich noch
zwei Insider sowie Informanten auf drei Kontinenten. Ich hätte gern Dr. Hermanns Ansicht gehört, aber der war untergetaucht oder beim Skifahren oder beides.)
Im Jahr 2007 trafen sich alle Schuldner Liberias in New York. Dabei waren französische Banken, der nette Geier, Dr. Hermann, Straus und andere mehr. Die USA, Großbritannien, Norwegen und die Schweiz kamen hinter verschlossenen Türen zu einer Einigung und schrieben Schecks über 3,1 Prozent des Betrages aus, den Liberia ihnen »schuldete«. (Ich habe »schuldete« in Anführungszeichen gesetzt, weil Liberia in einigen Fällen das Geld nie zu sehen bekommen hatte.)
Der nette Geier und alle anderen reichten ihre Schuldpapiere ein und nahmen die 3,1 Prozent – alle bis auf Straus. Ein Teil seiner Anleihen fehlte, denn er hatte einen großen Batzen davon verkauft . Diese Anleihen waren nun im Besitz der offenen Hand mit dem bösen Auge: Hamsah.
Straus hatte keine Ahnung, wie er Hamsah erreichen konnte. Sorry.
Das war eine echte Krise – für die Geberländer und
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