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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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    Diese Leistung ist so einzigartig und außergewöhnlich, so schwer zu erklären, dass die meisten Geschichtsbücher sie mit ein, zwei Absätzen abtun und dann gleich zur zweiten, besser dokumentierten Invasion übergehen, die 1770 mit der Ankunft Captain James Cooks und seiner tapferen kleinen Jolle, der HMS Endeavour, in der Botany Bay begann. Macht nichts, dass Captain Cook Australien nicht entdeckt hat und zur Zeit seines Besuchs nicht mal Kapitän war. Die meisten Leute, auch die meisten Australier, glauben, dass mit ihm alles anfängt.
    Die Welt, die diese ersten Engländer vorfanden, war berühmt dafür, dass alles verkehrt herum war - statt Winter war in Australien Sommer, die Sternbilder standen auf dem Kopf. Es war einfach völlig anders als irgendetwas, das sie vorher schon einmal gesehen hatten, selbst in den benachbarten Breiten des Pazifik. Die Lebewesen schienen sich entwickelt zu haben, als hätten sie die Gebrauchsanleitung nicht gelesen. Das typischste von ihnen rannte, hoppelte oder galoppierte nicht, sondern sprang durch die Landschaft wie ein Gummiball. Die seltsamsten Geschöpfe tummelten sich dort: Fische, die auf Bäume kletterten, fliegende Füchse (in Wirklichkeit sehr große Fledermäuse) und derart umfängliche Krustentiere, dass ein erwachsener Mann in die Schalen kriechen konnte.
    Kurz und gut, ein solches Land gab es auf der Welt nicht noch einmal. Gibt es immer noch nicht. Achtzig Prozent aller Tiere und Pflanzen in Australien existieren nur dort. Ja mehr noch, sie existieren in einer Vielzahl, die zu den harschen Lebensbedingungen gar nicht zu passen scheint. Australien ist der trockenste, flachste, heißeste, ausgedörrteste, unfruchtbarste, klimatisch aggressivste aller bewohnten Kontinente. Nur die Antarktis ist lebensfeindlicher. Das Land ist geologisch so inaktiv, dass, genau genommen, der Erdboden selbst ein Fossil ist. Und dennoch wimmelt er von Leben in unzähligen Formen. Schon allein bei den Insekten haben die Forscher keinen blassen Schimmer, ob die Gesamtzahl der Arten einhunderttausend oder mehr als das Doppelte beträgt. Ein Drittel davon ist der Wissenschaft bisher vollkommen unbekannt. Bei Spinnen sogar bis zu achtzig Prozent.
    Ich erwähne Insekten insbesondere deshalb, weil ich eine Geschichte über ein Krabbeltier namens Nothomyrmecia macrops erzählen will, die, wenn auch ein wenig indirekt, hervorragend zeigt, was für ein außergewöhnliches Land Australien ist.
    Als im Jahre 1931 ein paar Amateurnaturforscher auf der Halbinsel Cape Arid an der Südküste in der struppigen Einöde herumwühlten, fanden sie ein Insekt, das noch nie jemand gesehen hatte. Es erinnerte vage an eine Ameise, war aber ungewöhnlich blassgelb und hatte seltsam starrende, eindeutig beunruhigende Augen. Sie nahmen ein paar Exemplare mit, die auf dem Schreibtisch eines Experten im National Museum of Victoria in Melbourne landeten und sofort als Nothomyrmecia identifiziert wurden. Das verursachte große Aufregung, weil ein solches Lebewesen nach menschlichem Ermessen seit einhundert Millionen Jahren gar nicht mehr existierte. Es war eine Ur-Ameise, ein lebendiges Relikt aus der Zeit, als sich die Ameisen aus den Wespen entwickelten. In der Insektenkunde war der Fund so fantastisch, als hätte man auf einer abgelegenen Grassteppe eine äsende Triceratops- Herde entdeckt.
    Man organisierte sofort eine Expedition, doch trotz penibelster Suche fand man die Kolonie auf Cape Arid nicht wieder. Auch weitere Erkundungen verliefen erfolglos. Als fast ein halbes Jahrhundert später ruchbar wurde, dass ein US-amerikanisches Forscherteam eine erneute Suche nach der Ameise plante, und zwar garantiert mit all dem High Tech-Schnickschnack, dem gegenüber die Australier amateurhaft und schlecht organisiert ausgesehen hätten, bestellte die Regierung ein paar Wissenschaftler in Canberra, die den Amerikanern mit einem letzten Versuch zuvorkommen sollten, die Ameisen lebendig zu finden. Ein Konvoi machte sich quer übers Land auf den Weg.
    Als sie am zweiten Tag durch die W ü ste in S ü daustralien fuhren, fing ein Fahrzeug an zu stottern und zu qualmen, und sie mussten in Poochera, einem einsamen Halt an der Stra ß e, eine unvorhergesehene Ü bernachtung einschieben. Abends ging ein Mitglied des Suchtrupps, Bob Taylor, hinaus, um ein bisschen frische Luft zu schnappen, und leuchtete ohne besonderen Grund mit dem Strahl seiner Taschenlampe den Boden ab. Sie k ö nnen sich seine Ü berraschung

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