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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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glühenden Kohlen starrte.
    Plötzlich ging leise die Tür auf, und Paul sagte: »Ach so, dabei muß ich dich ertappen. Wäre ja allerhand, wenn du nun keine Nacht in den zwei Wochen durchschlafen könntest. Geh mal fix wieder zu Bett und gib mir das Baby.«
    Nach drei Tagen hing er schon fast ebenso zärtlich an dem Kind wie ich. Er verstand es, mit Märtyrermiene zu sagen: »Weißt du, ich bleibe am besten mal eine Stunde im Hause, und du reitest rasch die flachen Koppeln ab, ja?« Das ging jetzt öfter so, und als ich einmal früh zurückkam, hatte er doch tatsächlich Elizabeth auf den Knien! Stehend! Da das Kind sich bisher immer noch gesträubt hatte, seine Füße anzustrengen, war Paul tief befriedigt, und, soweit man das bei seiner reservierten Art sagen kann, beinah protzig.
    »Mußt sie nur auf den Gedanken bringen. Nicht viel nachhelfen. Baby braucht bloß zu fühlen, daß du da bist, dann hat’s keine Angst. Es kommt einzig und allein auf den richtigen Anfang an.«
    Über seine Theorie vom Gehenlernen des Menschen hielt er dann Larry und Sam große Vorträge, als sie einmal abends zum Bridge kamen. Natürlich stellte Larry ihm allerlei interessante Fragen und nannte ihn schließlich unseren >Spezialisten<. Sie bot mir aber auch sofort ihre Hilfe an, als ich ins Schlafzimmer ging, um Elizabeths Windeln zu wechseln und sie für die Nacht gut zu betten. Das Kind weinte um diese Zeit nie, es schlief sofort ein. Larry beugte sich über das Bettchen, um es zu beobachten, und ich fand ihr Gesicht im Kerzenschimmer so schön und weich.
    »Ein recht niedliches Kind, das dir sicher viel Freude bereitet«, sagte sie, fügte jedoch, weil sie sich um jeden Preis von der härteren Seite zeigen mußte, rasch hinzu: »Aber ich mag sie lieber, wenn sie schon stubenrein sind.«
    In dieser Zeit lernte ich Dr. Chavasse kennen. Als Larry eines Nachmittags bei mir war, hatte Elizabeth einen roten Kopf und jammerte über einen durchbrechenden Zahn.
    »O, ich denke, das ist nichts von Bedeutung, und du scheinst ja mit Babys ganz auf der Höhe zu sein«, sagte sie. »Wenn es sich allerdings um das Kind anderer Leute handelt, macht man sich natürlich größere Sorgen. Das arme kleine Ding, ein Jammer, daß es sich so quälen muß. Können wir ihm denn gar nicht helfen? Du, eben fällt mir ein, ich habe ja noch ein altes Buch über diese Sachen. Gelesen habe ich darin noch nie, meine Schwiegermutter hat es dagelassen. Es heißt >Ratschläge für Mütter< und ist von Dr. Chavasse. Ich rufe dich heute abend noch an.«
    Als sie dann anrief, war sie von Dr. Chavasse so begeistert, daß sie an den Zahn nicht mehr gedacht hatte. »O Susan, daß ich einen solchen Schatz schon so lange im Hause habe, ohne mich darum zu kümmern! Das Buch ist über hundert Jahre alt und handelt ausschließlich von Damen und fruchtbaren Weinstöcken. Hör dir mal das an: >Eine jungverheiratete Dame sollte sofort mit regelmäßiger Gymnastik beginnen. Dadurch weitet sich die Brust, die Schultern werden zurückgedrückt, die Muskeln gestärkt, der Geist wird erfrischt wie durch ein Glas Champagner, ohne daß sich je Kopfschmerzen einstellen.< Also, wertes Kind, wenn du dich wieder mal bei Nordweststurm mit den Schafen plagen mußte, denk daran, daß das besser ist als ein Glas Champagner.«
    »Aber wozu erzählst du mir das alles jetzt? Steht nichts vom Zahnen in dem Buch?«
    »Leider nicht. Sobald du das Kind hast, bist du ihm ganz ausgeliefert. Folgendes, liebe Susan, diene dazu, dich auf den rechten Wes zu bringen und dich, wie Dr. Chavasse es ausdrückt, fruchtbar zu machen. Paß auf: >Ein französischer Dichter sang dereinst, daß sein Haus ohne Kind wie ein Garten ohne Blumen, wie ein Käfig ohne Vogel sei.< Ich persönlich hasse es ja, wenn Vögel eingesperrt werden, und würde daher den leeren Käfig vorziehen. Nein, Susan, bleib noch am Apparat, dies mußt du noch hören: >Eine Dame sollte morgens recht früh, nicht aber abends spät Spazierengehen. Es ist schade, daß viele hübsche Gesichter von keinem Windhauch berührt werden dürfen.< Warte bitte, hier ist noch was Reizendes: >Eine Dame sollte enthaltsam leben, indem sie nur frische Milch, Buttermilch, Brot, Kartoffeln und Mehlspeisen zu sich nimmt, aber sehr wenig Fleisch und keinerlei Stimulantien.< Die letzten zwei Worte in doppelt großen Buchstaben. Also wirfst du am besten gleich den Sherry weg, den dein Vater dir geschickt hat. Soll ich weiterlesen?«
    »Nein, um Himmels willen nicht!

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