Frühstück um sechs
Schurzeit wurde für mich äußerst anstrengend. Ohne Larry, die mir jeden Tag half, hätte ich kaum durchgehalten.
»Jetzt sind sie doch bei Pauls Schafen, da hast du keine Veranlassung, mir zu helfen«, sagte ich.
»Ja, aber bald kommen unsere an die Reihe, und dann wirst du mir helfen. O nein, das ist kein besonderer Edelmut, so haben wir es doch immer gehalten, nur daß ich bisher alles allein machen mußte. Dann brachte ich einen ganzen Monat in der Küche zu, allein. Aber jetzt, seitdem du hier bist, macht es mir Spaß!«
Ja, mit Larry machte alles Spaß, sogar das Kochen der gewaltigen Mahlzeiten. Wie in dem Gedicht gesagt wurde, begann die Kocherei schon morgens um fünf. Dann hatte Paul schon einen Kessel Wasser für den Tee zur ersten Rauchpause auf dem Feuer. Das Frühstück erforderte viel Arbeit: Haferflocken mit dicker Sahne, gebratene Hammelkoteletts oder Würstchen und Kartoffeln, Berge von gerösteten Weißbrotscheiben und starker Tee. Wenn ich dann vor einem Abwaschbecken voller kalter, fettiger Teller und Schüsseln stand, kam Larry in leichtem Galopp die Anfahrt herauf, nachdem sie ihren eigenen Haushalt schon versorgt und oft auch für die zweite Rauchpause unserer Scherer schon Teekuchen oder Brötchen gebacken hatte.
Sie griff bei allen Arbeiten mit zu, ob ich das Haus fegen, im Hof die Schafe zum Scheren zusammentreiben mußte oder im Scherschuppen zu tun hatte, wenn die Männer draußen auf den Koppeln waren. Und während der ganzen Zeit redete sie fast pausenlos allerlei ulkiges dummes Zeug. Paul und Tim mußten, sooft sie auch ihre allzu lebhafte Art kritisierten, doch zugeben, daß sie nicht nur im Reden, sondern auch in der Arbeit unübertrefflich war.
Das Wetter hielt sich so gut, daß die Schur — bis auf den >Urlaub< der Scherer zu dem angeblichen Begräbnis — störungsfrei über drei Wochen andauerte. Als alles fertig und der letzte Ballen Wolle signiert und auf den Lastwagen geladen war, fuhr Paul wieder einmal zur Stadt, um vielerlei längst nötige Besorgungen zu machen. Ich war zu erschöpft, um mitzufahren. So legte ich mich für den einen Tag ins Bett, mit einem guten Roman und dem herrlichen Gefühl der Freiheit nach großen Strapazen.
Gegen 7 Uhr abends hörte ich seinen Wagen den Hang heraufkeuchen; ich nahm die Schubkarre und fuhr sie ihm ein Stück entgegen, denn gewöhnlich hatte er eine Menge Pakete im Wagen und seine Heimkehr machte immer viel Freude, da er meistens ein paar Überraschungen und kleine Geschenke für seine >Strohwitwe< mitbrachte. Ich musterte dann heimlich schon die Pakete, während wir sie auf die Karre stapelten.
Diesmal brachte er auch einen Sack feines Gerstenmehl, ein Bündel Stiele für Äxte und Hackmesser, eine neue Säge, einige Arbeitshosen und ein großes Paket Lebensmittel mit. Für mich schien nicht viel dabeizusein. Eigentlich eine Enttäuschung. Aber auf dem freien Vordersitz lag ein großer Karton, den ich nicht herausnehmen durfte.
»Der ist zu schwer für dich — hier fang auf! Das übrige kann noch auf die Karre.«
Na ja, dachte ich, Fisch und Bananen ißt er ja selbst so gern. Der Sherry war immerhin etwas. Er schien den sonstigen Paketen keinen Wert beizumessen und ging gleich wieder hinaus, um den großen Karton zu holen. Schon fühlte ich mich etwas gekränkt. Irgendein neues Gerät für die Farmarbeit sicherlich. Immer und ewig die Farm. Er setzte ihn vorsichtig auf den Küchentisch und bat mich, noch einmal im Wagen nachzusehen, unter dem Vordersitz müsse noch eine neue Feile liegen. Ich ging, ziemlich widerwillig.
Eine Feile fand ich nicht, doch als ich wieder in die Küche kam, stand auf dem Tisch eine nagelneue Schreibmaschine! Paul prüfte gerade, ob nichts fehlte, und machte ein fast ängstlich gespanntes Gesicht. Als ich mich von dem freudigen Schreck wieder erholt und ihm gedankt hatte — »anständig« gedankt, wie die Kinder sagen - sagte er triumphierend: »Jetzt kannst du richtig schriftstellern!«
»Oh, Paul, die muß ja ein Vermögen gekostet haben, und dabei hast du selbst so viele Sachen nötig!«
»Jetzt kannst du dich revanchieren«, erwiderte er. »Wir sind ja Partner, nicht wahr?«
»Aber wie hast du die bloß kaufen können? Ich dachte, unser ganzes Wollgeld ginge für die Pacht drauf.«
»Ja, das für die offiziell abgelieferte. So ein altmodischer Wagen hat bei seiner Größe auch Vorzüge — du würdest staunen, wie viele Säcke mit Wolle sich hinten verstauen lassen.«
»Oh, du hast
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