Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Ich muß jetzt zum Baby.«
    »Wie geht’s denn überhaupt dem armen kleinen Wurm?«
    »Tadellos! Und es ist kein >armer kleiner Wurm<, verstanden?«
    »Liebling, wie nett und mütterlich von dir! Du hättest Dr. Chavasse bestimmt gefallen.«
    Von dieser Stunde an trat der weise alte Arzt bei ihr an die Stelle des Buches über Psychologie, Gott sei Dank!
    Elizabeth blieb zwei Wochen bei uns, und ich vermißte das Kind sehr, als Mrs. Jolson — nachdem sie ihre Mutter zur letzten Ruhe gebracht — es wiedergeholt hatte. Auch Paul vermißte die Kleine, ich wußte, daß er mich unruhig beobachtete, ob ich nicht zu grübeln anfinge oder mich beklagte, daß ich einsam sei, und heimlich weinte. Die Lämmer hatten die Wohnung verlassen und eine Pflegemutter bekommen. Ich hatte dem leichten Herzens zugestimmt, als Elizabeth kam, und spürte keinen mütterlichen Drang mehr zur Pflege der kleinen Tiere.
    Ich grübelte weder, noch weinte ich. Obgleich das Haus jetzt still und leer war, tröstete ich mich insgeheim mit dem Gedanken an das oft gehörte, angeblich sicherste Mittel für eine Frau, die sich ein Kind wünscht: Sie soll vorher ein fremdes betreuen. Vielleicht bewährte sich dieser Glaube bei Elizabeth?
     
     

19
     
    Auf einer Schaffarm gibt es im November keine Zeit zum Trübsal blasen, sondern nur einen Gedanken, die Schur, und die Frage, ob das Wetter sich hält.
    Die Farmer, die zu den >Rehabilitierten< gehören, hatten einen gemeinsamen Schuppen zum Scheren, der auf unserem Grundstück lag. Also trieben die beiden anderen ihre Schafe zu uns, und dann wurde, auch wenn das Wetter dauernd gut blieb, drei Wochen pausenlos geschoren. Es war ein viel tollerer Betrieb, als ich mir vorgestellt hatte.
    Die Scherer waren Maoris, die hier schon mehrere Jahre gearbeitet hatten. Der Haken dabei war, daß wir sie beköstigen mußten. Und das war ein Stück Arbeit mit der Verpflegung! Von Sonnenaufgang bis spät abends folgte eine Mahlzeit der anderen, die ganze Zwischenzeit war mit Kochen und Geschirrwaschen ausgefüllt.
    Ich fragte Larry, wie es möglich sei, daß die Leute so viel äßen. Das ginge ja den ganzen Tag.
    Sie antwortete lachend: »Die Arbeit ist sehr anstrengend, und das Essen gehört mit zum Lohn, liebes Kind.«
    Am nächsten Tag brachte sie ein Buch mit — das erste Mal, daß Larry mich auf ein literarisches Gebiet führte. Noch dazu Verse. Sie las mir laut ein ganz witziges Gedicht vor, das die pausenlose Folge der Mahlzeiten schildert, denen die Scherer sich widmen.
    In dem Buch, das sich mit dem Landleben im Busch beschäftigte, waren die Schafscherertypen echt und vorzüglich gezeichnet und war viel von ihrer grenzenlosen Eßlust die Rede. Zu meiner Freude stellte ich fest, daß unsere Scherer mein gutes Essen zu schätzen wußten.
    Die Farmer in unserem Gebiet schimpften eigentlich gewohnheitsmäßig über die Maoris. Paul gab zwar zu, daß sie besser schoren als die Pakehas, behauptete aber, sie seien unzuverlässig und schwer zu behandeln. Jedoch das lag wohl daran, daß er nicht besonders gut mit ihnen umging und sie ihn deshalb nicht sonderlich mochten. Ich fand sie höflich, und ihre unbesieglich frohe Laune gefiel mir sehr.
    Natürlich hatten sie auch ihre Eigenarten. Ihre Verpflichtung, am 1. November zur Stelle zu sein, hielten sie nicht ein, vielmehr erschienen sie mit strahlendem Lächeln erst am Abend des 2., als Paul schon nicht mehr mit ihnen rechnete und fluchend die Schafe wieder vom Hof auf die Koppeln gejagt hatte. Zehn Tage klappte alles tadellos, aber dann, als sie gerade mit Tims Schafen zur Hälfte fertig waren, kamen sie mit kummervollen Gesichtern zu ihm und erklärten, eine ihrer Tanten sei gestorben, sie müßten unbedingt zur Totenfeier. So gern, so überaus gern sie weiterscheren wollten, es helfe nichts: diese Tante hätten sie zu sehr geliebt. Ich weinte beinah aus Mitgefühl, so rührend brachten sie das heraus.
    Sie schworen, nach drei Tagen wieder dazusein. Als vier vergangen waren, fuhr Tim voller Wut zu dem vermeintlichen trauernden Witwer, wo ihn jedoch die >Verstorbene< selbst begrüßte. Mit ihrer Hilfe und unter Anwendung erheblicher Gewalt holten sie die >trauernden Neffen< zusammen, die Tim sofort im Wagen zum Wirtschaftshof zurückbrachte, wo er ihnen befahl, ihren Rausch in der Scheune auszuschlafen. Am nächsten Morgen kamen sie harmlos freundlich und fröhlich zum Vorschein und sprachen, gewiß auf Verabredung, kein Wort mehr über den Tod ihrer Tante.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher